Die Petersbergbahn war am 20. April 1889 offiziell eröffnet worden und führte ursprünglich von der Marienhöhe auf den Petersberg. Die Bahn hatte während des Ersten Weltkrieges den Betrieb eingestellt. Nachdem das Hotel Petersberg 1920 wieder eröffnet worden war, nahm man die seit 1913 geplante Verlängerung der Petersbergbahn zum Staatsbahnhof in Königswinter am 21. März 1921 auf. Betreiber der Bahn waren seit 1923 die Bergbahnen im Siebengebirge AG. Die Bahn hatte eine Länge von 1750 Metern.
Die Strecke begann nun östlich des Staatsbahnhofes in einem zweigleisigen Bahnhof mit überdachtem Mittelbahnsteig. Das einfache Empfangsgebäude stand am Südende des Bahnsteiges. Es schloss sich unmittelbar das Betriebsgelände an, der Lokomotivschuppen ist heute noch erhalten. Die Strecke führte über die Straße Am Kissel vorbei an der 1919 gegründeten Fabrik Lemmerz. Sie folgte dem Mirbesbach an der Nordseite, unterhalb der vorhandenen Wohngebäude, der Eichendorfmühle und der Gaststätte „Zum Kühlen Grunde“. Der Bach wurde zweimal gequert, die Brücken sind nicht mehr vorhanden. Im Bereich des vorhandenen Energie-Versorgungshäuschens wurde die ursprüngliche Trasse erreicht. Mit der Eröffnung wurde auch die Bergstation um 130 Meter zurückverlegt.
Mit der Eröffnung des neuen Betriebshofes an der Talstation wurden die Anlagen im Bereich „Am Dömchen“ aufgelassen. Da ab etwa 1929 nur noch eine Dampflokomotive in Betrieb war, wurde auch die Ausweiche oberhalb „Am Dömchen“ ab 1938 nicht mehr genutzt. Die Dampflokomotive wurde von der Drachenfelsbahn gestellt, für die letzten Jahre war es die Nummer 4 (gebaut 1928 von der Maschinenfabrik Esslingen). Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurde der Verkehr reduziert, auf Fahrten sonntags und feiertags zwischen April und Oktober. In den übrigen Zeiten fuhren zwei bahneigene Omnibusse im Ersatzverkehr. Im September 1944 wurde die Bahn kriegsbedingt eingestellt. Nach dem Kriegsende wurde das Hotel von den Alliierten beschlagnahmt, es zogen die drei Hochkommissare ein. Auf der Petersbergbahn fuhren nun nichtöffentliche Züge für den Transport von Personen und für die Versorgung des Hotels. Da der Betrieb auch im Winter durchgeführt werden sollte, wurde der Vorstellwagen 8 mit einem neuen, geschlossenen Aufbau versehen. Zudem wurde eine Dampflokomotive von der Drachenfelsbahn umgesetzt, um eine Reserve vorhalten zu können.
Am 20. August 1952 konnte der öffentliche Verkehr auf der Petersbergbahn wieder aufgenommen werden. Es blieb allerdings bei dem eingeschränkten Verkehrsumfang, der 1939 eingeführt worden war. Später wurden auch wieder in der Woche Zugfahrten angeboten, die aber unter dem Vorbehalt standen, durch Busverkehr ersetzt zu werden. Die hauptsächlich eingesetzte Lokomotive trug die Nummer 4 und stammte von 1928, hergestellt bei der Maschinenfabrik Esslingen.
Das bekannte Unglück auf der Drachenfelsbahn am 14. September 1958 mit 18 Toten und über hundert Verletzten (vgl. den dortigen Eintrag) hatte zunächst keine Auswirkungen auf die benachbarte Petersbergbahn. Aber noch im September (nach anderen Quellen zum 31. Oktober 1958) wurde die Petersbergbahn endgültig stillgelegt. Die Einstellung des Verkehrs war ohnehin für das Ende des Jahres 1958 geplant gewesen. Busse übernahmen den Verkehr dauerhaft.
Zunächst blieben die Betriebsanlagen erhalten, man dachte über eine Wiederinbetriebnahme und Elektrifizierung bzw. Dieselbetrieb nach. 1965 wurden die Gleisanlagen im Bereich der Talstation zurückgebaut, die Gebäude blieben noch erhalten. Das Betriebsgelände diente als Busdepot. Nach der Schließung des Petersberghotels 1969 endete der Busverkehrs auf den Petersberg 1970. Im Sommer 1974 wurden die Gleisanlagen zum Petersberg und die Bergstation abgetragen. Formell folgte die Stilllegung der Petersbergbahn im April 1975. Die Reste der Talstation trug man 1992 ab. Heute ist hier ein großer leerer Platz. Erhalten geblieben sind der Lokschuppen mit Gleisresten an der Talstation, Teile des Zaunes und des Zufahrtstores der Talstation, große Abschnitte der Trasse im Wald und die Brücke der Petersbergstraße über die Bahnlinie. Die Zahnraddampflok 2, die anfangs auf der Petersbergbahn Dienst tat, steht heute als Denkmallokomotive vor der Talstation der Drachenfelsbahn.
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2019)
Hinweise Die Petersbergbahn ist wertgebendes Merkmal des landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Landesentwicklungsplan 29.02) und des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
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Empfohlene Zitierweise
Claus Weber: „Petersbergbahn im Siebengebirge von 1921 bis 1958”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-291578 (Abgerufen: 11. Dezember 2024)
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