Bernkastel-Kues ist der größte Ort an der Mittelmosel, wie der etwa 40 kilometer lange Talabschnitt zwischen Neumagen und Alf/Bullay genannt wird. Hier besitzt der Strom seine stärksten Windungen, hier zeigt sich die deutsche „Weinmosel“ mit der dichten Folge ihrer Winzerdörfer und den charakteristisch steilen Rebhängen idealtypisch. Das Herz der Mittelmosel ist Bernkastel-Kues mit dem wichtigsten Moselübergang vom Hunsrück zur Eifel. Bis heute verbindet die Moselbrücke Kues und sein Hospital des großen Kardinals mit Bernkastel, dessen quirlige kleine Altstadt neben Traben-Trabach und Cochem das Zentrum des Weintourismus ausmacht.
Bernkastel wird schon im 7. Jahrhundert urkundlich genannt und war seit 1017 im Besitz der Trierer Erzbischöfe. Im Schutz der Burg Landshut (um 1280) wuchs der Marktort und blühte durch Weinhandel und Moselschifffahrt. Seit 1291 besaß er Stadtrecht und wurde befestigt. Im 14. und 15. Jahrhundert war Burg Landshut eine beliebte Hofhaltung der Trierer Erzbischöfe.
Wie eine Idylle von Spitzweg wirkt Bernkastels Marktplatz, der zu den schönsten deutschen Kleinstadtbildern zählt. Stattliche Fachwerkbauten des späten 16. und frühen 17. Jahrhundert umstehen eng das unregelmäßige Platzgeviert. Teils traufständig, teils mit geschweiften und vorkragenden und Giebeln versehen, weisen sie bis zu vier Obergeschosse auf. Besonders die Brüstungsfelder unter den Fensteröffnungen zeigen reiche kleinteilige Fachwerkmuster. Das Rathaus, ein Massivbau von 1608 in Formen der Trierischen Spätrenaissance, wurde 1903/04 restauriert und erweitert. Seine gewölbte, ursprünglich offene Erdgeschosshalle mit Rundbogenarkaden beherbergt heute die Ratsweinstube, wo man die köstlichen Bernkasteler Lagen probieren kann. Im ersten Obergeschoss belebt ein Rechteckerker über einem Rundpfeiler die Front, eine Salvatorfigur krönt sein Dach. Aus dem Umkreis von Hans Rupprecht Hoffmann (1545-1616) - er war der bedeutendste Trierer Bildhauer der Spätrenaissance - stammt der 1606 bezeichnete Marktbrunnen mit einer Michaelsfigur auf der Brunnenstele. Mit gezücktem Schwert und mit der Waage wacht der Erzengel über den Marktfrieden und mahnt zur Gerechtigkeit.
Nach so viel „altdeutscher“ Stadtbaukunst verlasse man Bernkastel nicht, ohne die langgestreckte Moselfront, das „Gestade“, abzuschreiten. Die barocke, erst 1968 in dieser Form wiederhergestellte Fassade der Pfarrkirche wird flankiert von vornehmen großen Wohnbauten des 19. und frühen 20. Jahrhundert. Spätklassizistisch streng oder malerisch in neugotischen oder Neorenaissanceformen erbaut, oft in unverputztem Schieferbruchstein, zeigen sie den Reichtum der Stadt um 1900 und damit auch die Wertschätzung und die Kostbarkeit der berühmten Weine der Mittelmosel, aus der dieser erwuchs.
(Michael Berens, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018)
Literatur
Kritten, Stefan (Hrsg.) Stadt Bernkastel-Kues (Hrsg.) (1991)
Bernkastel-Kues in Geschichte und Gegenwart. Festschrift zum 700jährigen Stadtjubiläum 1991. Bernkastel-Kues.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2018)
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