Synagoge Bernkastel-Kues

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bernkastel-Kues
Kreis(e): Bernkastel-Wittlich
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 54′ 52,99″ N: 7° 04′ 40,6″ O 49,91472°N: 7,07794°O
Koordinate UTM 32.362.012,75 m: 5.530.919,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.464,00 m: 5.531.480,45 m
  • Auf 1883/84 datierte Katasterkarte zum Bau der Synagoge in Bernkastel-Kues. Die Parzelle 2152/1015 in Flur 5 an der Burgstraße wird mit "Israelitische Kirchengemeinde Synagoge" bezeichnet.

    Auf 1883/84 datierte Katasterkarte zum Bau der Synagoge in Bernkastel-Kues. Die Parzelle 2152/1015 in Flur 5 an der Burgstraße wird mit "Israelitische Kirchengemeinde Synagoge" bezeichnet.

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    unbekannt / Alemannia Judiaca
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  • Blick auf das Gebäude der früheren Synagoge in Bernkastel-Kues (2005).

    Blick auf das Gebäude der früheren Synagoge in Bernkastel-Kues (2005).

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  • Gedenk- und Hinweistafel am Graacher Tor in Bernkastel-Kues (2023).

    Gedenk- und Hinweistafel am Graacher Tor in Bernkastel-Kues (2023).

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Bereits im Mittelalter gab es in Bernkastel eine Synagoge. Um 1840 plante die jüdische Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge, die 1852 eingeweiht werden konnte. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet, das Gotteshaus konnte aber als Kultur- und Veranstaltungsraum erhalten werden.

Die jüdische Gemeinde in Bernkastel
Gemeindegröße
Betraum / Synagoge
Kulturdenkmal
Internet, Literatur

Die jüdische Gemeinde in Bernkastel
Unter www.alemannia-judaica.de wird zu der frühen Geschichte der jüdischen Gemeinde Bernkastel berichtet:
„In Bernkastel (seit 1280 zum Erzstift Trier gehörig, Stadt seit 1291) bestand bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. Mitte des 13. Jahrhunderts werden Juden in der Stadt genannt. Im Februar/März 1289 (jüdischer Monat Adar II 5049) wurden während eines Judenpogroms 14 Juden erschlagen. Im Laufe der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zogen wiederum einige jüdische Familien zu, immerhin so zahlreich, dass es zur Gründung einer Gemeinde mit einer eigenen Synagoge kam. Die jüdischen Einwohner lebten überwiegend vom Geldverleih. Während der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurde die Gemeinde vernichtet; der jüdische Besitz wie Häuser und die Synagoge kamen in den Besitz des Erzbischofs.
Erst 1518 konnten sich Juden wieder in der Stadt niederlassen.“


Seit dem 17. Jahrhundert lebten kontinuierlich Juden in Bernkastel und schufen sich eigene Gemeindeeinrichtungen. Seitdem sind mehrere Betstuben in Bernkastel belegt (Reuter 2007).

„Die offizielle Gründung der jüdischen Gemeinde Bernkastel erfolgte Anfang 1853. ... An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge, eine Schule (von 1850 bis 1866 bestand eine jüdische Konfessionsschule für die damals bis zu 40 jüdischen Schüler, danach eine Religionsschule), ein rituelles Bad sowie ein jüdischer Friedhof (alter und neuer Friedhof). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.“ (www.alemannia-judaica.de; Schochet = Schächter für das rituelle Schlachten)
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Gemeindegröße um 1815: 62 (1808), um 1880: 67 (1885), 1932: 61 / 59 (1933: Bernkastel-Kues), 2006: - (Reuter 2007).
Unter www.jüdische-gemeinden.de (dort nach Grundhöfer 1991) finden sich ferner die Angaben 1808: 62 Juden, 1846: 95 (hier und nachfolgend inkl. Kues), 1856: 102, 1866: 27 jüdische Familien, 1880: 93 Juden, 1909: 82, 1926: 58, 1933: 59, 1938: 15, Dezember 1941: keine.

Betraum / Synagoge
Die Alemannia Judaica berichtet weiterhin (dort ausführlicher und mit zahlreichen Bildern zu den Gotteshäusern):
„Bereits im Mittelalter war eine Synagoge vorhanden. Es handelte sich um einen Betraum im Haus des Juden Josemann. Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit (1348/49) kam sie in den Besitz des Erzbischofs von Trier, der 1351 seinen Burgmann zu Bernkastel Johann von Schwarzenberg mit der Synagoge belehnte. Bei dem Haus mit dem Betsaal handelt es sich um das Gebäude Schwanenstraße 9.
... Seit dem 17. Jahrhundert lassen sich wiederum Betstuben nachweisen. Vor 1688 hatte Jakob, Sohn des Juda, eine Betstube in seinem Haus eingerichtet. Von 1688 an befand sich eine Betstube im Haus des Simche, Sohn von Jakob. 1718 richtete Abraham, Sohn des Moses Meier eine Stube in seinem Haus ein. Bis zum Bau der Synagoge 1851/52 traf sich die Gemeinde zu Gebet und Gottesdienst in zwei angemieteten Dachkammern im Gebäude Burgstraße 41.
... Um 1840 plante man den Bau einer Synagoge. Die beiden Vorsteher der Gemeinde konnten im November 1843 ein Wohnhaus mit dazugehörigem Grundstück in der Burgstraße 7 erwerben. Dieses ging am 24. Februar 1845 in den Besitz der jüdischen Gemeinde über. Im Juni 1850 begannen die Bauarbeiten für die Synagoge im rückwärtigen Teil des Abwesens Burgstraße 7. Insbesondere scheint sich der Trierer Oberrabbiner J. Kahn für den Bau der Synagoge eingesetzt haben. Während seiner Amtszeit wurden in vielen Orten seines Rabbinatsbezirkes Synagogen erstellt. In der ‚Allgemeinen Zeitung des Judentums' findet sich (Ausgabe vom 5. Januar 1852) ein Bericht vom 29. Dezember 1851, in dem man Näheres zu den Aktivitäten der jüdischen Gemeinden und ihres Oberrabbiners J. Kahn erfährt. In diesem Bericht wird auch auf den damals stattfindenden Bau der Synagoge in Bernkastel eingegangen. ... Bis zum Sommer 1852 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Am 27. und 28. August 1852 konnte die neue Synagoge in Bernkastel durch Oberrabbiner J. Kahn eingeweiht werden.
... Die neue Synagoge kostete die Gemeinde insgesamt 1.885 Taler. Es handelte sich um einen zweckmäßigen Bau, ausgeführt als unverputzter Bruchsteinbau mit Rundbogenfenstern. Der Eingang lag an der Nordseite.
Ein großes Unglück traf die Gemeinde am 9. Juli 1880, als in einer benachbarten Scheune Feuer gelegt wurde und die Synagoge sowie das daneben stehende Wohnhaus fast vollständig niederbrannte. Teile der Inneneinrichtung konnten immerhin gerettet werden. 1881/82 erfolgte der Wiederaufbau von Synagoge und Wohnhaus. Am Pessachfest 1882 konnte die Synagoge wieder eingeweiht werden.
... Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von einem SA-Sturmtrupp und Bernkasteler Nationalsozialisten völlig verwüstet und geplündert. Wegen der engen Lage in der großenteils aus Fachwerkhäusern bestehenden Altstadt Bernkastel wurde von einer Inbrandsetzung abgesehen. Im April 1939 wurde das Synagogengebäude an Privatleute verkaufte. In den folgenden Jahren wechselte das Anwesen noch zweimal den Besitzer. Bis 1965 war eine Schreinerei mit Sarglager in dem Gebäude. Danach stand das Gebäude einige Jahre leer und drohte zu verfallen. 1975 wurden Dachstuhl, Zwischendecken und ein Treppenturm neu errichtet. Heute befinden sich eine Raum für kulturelle Veranstaltungen und Räume für Übernachtungsmöglichkeiten in der ehemaligen Synagoge.“


Die letzten vier Einwohner jüdischen Glaubens wurden Mitte Oktober 1941 ins Ghetto Lodz deportiert. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden 30 aus Bernkastel stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der „Endlösung“. Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel am Graacher Tor an die jüdischen Bewohner von Bernkastel-Kues. Anlässlich des 70. Jahrestages der Pogromnacht wurden vor vier Häusern 17 Stolpersteine verlegt, die an die Opfer der Shoa erinnern sollen (www.jüdische-gemeinden.de).

1852 wurde eine Synagoge eingeweiht, die 1880 bei einem Brand fast völlig zerstört wurde. 1882 konnte ein Neubau eingeweiht werden. 1938 wurde die Synagoge verwüstet, 1939 musste das Gebäude verkauft werden. In den 1980er und 1990er Jahren wurde es saniert (Reuter 2007).
Die Synagoge befindet sich heute in Privatbesitz; ehrenamtliche Helfer renovieren sie und bewirtschaften den hinter dem Haus gelegenen Weinberg. Im Haus werden bis zu 50 Schlafplätze gegen eine Unkostenpauschale zur Verfügung gestellt (kulturdb.de).
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Kulturdenkmal
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler für den Kreis Bernkastel-Wittlich ist das einstige Gotteshaus als Kulturdenkmal ausgewiesen. Der dortige Eintrag lautet: „(zu) Burgstraße 7, ehem. Synagoge; Bruchsteinbau, wohl Ende 19. Jh.“

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2024)

Internet
www.alemannia-judaica.de: Bernkastel, Synagoge (abgerufen 10.01.2024)
kulturdb.de: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, Neue Synagoge Bernkastel (letzte Bearbeitung 20.01.2010, abgerufen 10.01.2024)
www.jüdische-gemeinden.de: Bernkastel-Kues (abgerufen 10.01.2024)
www.bernkastel.de: Alte Synagoge (abgerufen 10.01.2024)
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Literatur

Friedmann, Hugo (1927)
1852-1927. Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens der Synagoge in Berncastel-Cues. Die jüdische Gemeinde in Berncastel-Cues. Ein geschichtlicher Rückblick. Bernkastel-Kues. Online verfügbar: www.alemannia-judaica.de, Festschrift Bernkastel-Cues 1927
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bernkastel-Wittlich. Denkmalverzeichnis Kreis Bernkastel-Wittlich, 24. April 2023. S. 9-10, Mainz.
Grundhöfer, Heinz H. (1991)
Zur Geschichte der Bernkasteler Judengemeinde. In: Bernkastel-Kues in Geschichte und Gegenwart, S. 216-240. Bernkastel-Kues.
Kritten, Stefan (Hrsg.) Stadt Bernkastel-Kues (Hrsg.) (1991)
Bernkastel-Kues in Geschichte und Gegenwart. Festschrift zum 700jährigen Stadtjubiläum 1991. Bernkastel-Kues.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 28, Bonn.

Synagoge Bernkastel-Kues

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Burgstraße 7
Ort
54470 Bernkastel-Kues
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos
Historischer Zeitraum
Beginn 1882

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Empfohlene Zitierweise
„Synagoge Bernkastel-Kues”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346062 (Abgerufen: 29. April 2024)
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