Bei der mit äußerster Brutalität durchgeführten Entführung in der unmittelbar an die Gedenkstätte angrenzenden Vincenz-Statz-Straße in Braunsfeld wurden Schleyers Chauffeur und drei Personenschützer ermordet.
Die Schleyer-Entführung 1977
Ziel der letztlich sechswöchigen Geiselnahme Schleyers war die Freipressung inhaftierter RAF-Mitglieder aus deutschen Gefängnissen. Palästinensische Terroristen unterstützten dieses Vorhaben später mit der Entführung des Lufthansa-Passagierflugzeugs Landshut am 13. Oktober 1977. Diese beiden Entführungen gelten als Höhepunkt des „Deutschen Herbstes“ von 1977.
Zur Vorbereitung der Tat hatte die RAF zuvor unter dem falschen Namen „Markward“ eine konspirative Wohnung in der 26. Etage des Wohnhochhauses Uni Center an der an der Ecke Luxemburger Straße / Universitätsstraße in Sülz angemietet: „Das Uni-Center entsprach aufgrund seiner zahlreichen, Anonymität gewährenden Wohneinheiten exakt den Kriterien, nach denen die RAF die von ihr angemieteten Wohnungen auswählte.“ (portal.uni-koeln.de)
Nur wenige Stunden vor der Entführung traf sich das nach einem in der Haft verstorbenen Terroristen benannte RAF-Kommando „Siegfried Hausner“ hier letztmals.
Bei dem Anschlag auf die Fahrzeugkolonne des Arbeitgeberpräsidenten am 5. September 1977 in der Vincenz-Statz-Straße fielen innerhalb von weniger als zwei Minuten mindestens 119 Schüsse durch das vier- oder fünfköpfige RAF-Kommando. Schleyers Chauffeur Heinz Marcisz (41) und die drei als Personenschützer begleitenden Polizisten Reinhold Brändle (41), Roland Pieler (20) und Helmut Ulmer (24) wurden dabei kaltblütig erschossen.
Der von den RAF-Terroristen betäubte Schleyer wurde zunächst in einer Tiefgarage des etwa 2,5 Kilometer entfernten Hauses Wiener Weg 1b in Junkersdorf in ein anderes Fahrzeug verladen. Von dort wurde er dann zu einer als Versteck dienenden, bereits Wochen zuvor von der RAF angemieteten Wohnung in Erftstadt-Liblar gebracht. Dort wurde Hanns Martin Schleyer für zehn Tage gefangen gehalten, bevor er in der Nacht vom 19. auf den 20. September 1977 in eine Wohnung in der belgischen Hauptstadt Brüssel verbracht wurde.
Nach der erfolgreichen Befreiung der entführten Landshut im Somalischen Mogadischu und dem Suizid der prominenten RAF-Gefangenen in Stuttgart-Stammheim am frühen 18. Oktober 1977 wurde Hanns Martin Schleyer im belgisch-französischen Grenzgebiet erschossen. Seine Leiche wurde am Folgetag im Kofferraum eines PKW in der Rue Charles Peguy im Elsässischen Mulhouse (Mülhausen) aufgefunden.
Die Gedenkstätte
Die Kölner Gedenkstätte befindet sich gegenüber der Einmündung der Vincenz-Statz-Straße in die Friedrich-Schmidt-Straße. Als Mahnmal ist eine knapp 5 Meter hohe steinerne Säule mit einem Pflanzenornament auf der Rückseite in Kopfsteinplaster eingelassen. Eine Metallplatte am Fuß der Säule trägt in Versalien die Inschrift:
Den Opfern des Terrorismus – für die freiheitliche rechtstaatliche und soziale Demokratie.
Die Bürger von Köln. 5. September 1977
Die Bürger von Köln. 5. September 1977
Daneben befindet sich ein schlichtes Holzkreuz mit Porträts der fünf Ermordeten.
Laut Denkmalkarte ist die Gedenkstätte kein eingetragenes Denkmal der Stadt Köln.
Zum 40. Jahrestag des Attentats fand hier am 5. September 2017 eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung statt. Zusammen mit Hinterbliebenen gedachten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Oberbürgermeisterin von Köln Henriette Reker der Opfer.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018/2024)
Internet
de.wikipedia.org: Kölner Stadtwald, Gedenkkreuz und Mahnmal (abgerufen 07.11.2018)
de.wikipedia.org: Schleyer-Entführung (abgerufen 07.11.2018)
portal.uni-koeln.de: Auf den Spuren der Schleyer-Entführer (03.06.2019, abgerufen 20.11.2024)
schleyer-stiftung.de: Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Köln, 5. September 2017 (abgerufen 20.11.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
story.ksta.de: Die Entführung von Hanns Martin Schleyer (abgerufen 24.09.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.11.2024)