Eisenbahnanschluss Luftwaffenmunitionsanstalt Xanten in der Hees

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Xanten
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 38′ 18,23″ N: 6° 27′ 26,03″ O 51,6384°N: 6,45723°O
Koordinate UTM 32.324.047,79 m: 5.723.883,37 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.531.697,16 m: 5.722.769,48 m
Die Luftwaffenmunitionsanstalt Xanten (Muna) war über die beiden Bahnhöfe in Winnenthal (an der Strecke von Duisburg nach Kleve) und Birten-Amphitheater (an der Boxteler Bahn) angebunden. Bei letzterem dürfte es sich um den Haltepunkt am Birtener Amphitheater gehandelt haben und nicht um den Bahnhof Birten an der Xantener Straße. Der Bau der Gleisanlagen wurde am 15. Juli 1942 abgeschlossen, ab diesem Zeitpunkt wurden die Waggons mit einer werkseigenen Diesellokomotive zu den Übergabebahnhöfen transportiert und an an die Reichsbahn übergeben.

Bei Baubeginn 1939 hatte man ein einfaches Gleis vom Haltepunkt Birten-Amphitheater Richtung Nordwesten verlegt, das aber bis 1942 wieder aufgegeben wurde. Von diesem Gleis haben sich nur geringe Spuren im Wald erhalten.
Die endgültigen Gleisanlagen umfassten rund 2000 Meter Strecke. Vom Haltepunkt Birten-Amphitheater ausgehend verlief die Strecke im Bogen nach Westen, um sich kurz vor dem Wald in vier Gleisanschlüsse aufzuteilen. Ein kurzes Gleis führte zum einem Gebäude, dessen Nutzung als Instandhaltung beschrieben wird (vgl. die Übersichtskarte der Arbeitsgruppe Luftbildauswertung/Fernerkundung des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum von 1992: vor Ort zu sehen an der Erläuterungstafel nahe dem Karnkenhaus). Hier ist der Standort des Lokschuppens der Kleinlok anzunehmen.

Ein südliches Gleis erschloss die Zündlagerhäusern. Das mittlere Gleis zog zu den Munitionsarbeitshäusern und hatte ein Umfahrungsgleis. Das dritte, nördliche Gleis verlief zu einem Bahnhof, dem Heizungsgebäude und dem Lagerhaus für feuergefährliche Stoffe; dieses hatte zwei Ladegleise und ein Umfahrungsgleise.
Vor Ort war eine Diesellokomotive eingesetzt, bei der es sich um eine 80 PS starke Lokomotive handelt. Eigentlich waren zwei, auch stärkere, 300 bis 400 PS leistende Diesellokomotiven für den Verschub zwischen den Lagerbunkern, den Arbeitshäusern und den Übergabe-Bahnhöfen gefordert. Diese wurden aber nicht zugeteilt. So musste die schwächere Lokomotive rund zehnmal am Tag zwischen der Muna und den beiden Bahnhöfen pendeln. Bei der Lokomotive dürfte es sich um eine Kleinlok der Leistungsgruppe II gehandelt haben. Die Art der Kraftübertragung und weitere Angaben sind nicht bekannt. Es waren Rangierlokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Sie wurden ab 1932 von der Deutschen Reichsbahn im leichten Verschub- und Rangierdienst eingesetzt (nach de.wikipedia.org).
Den Umfang der Bahn-Transporte zeigt ein Beispiel vom Februar 1942, als für einen Munitionszug dreißig Waggons zusammengestellt werden sollten, mit den entsprechenden Pendelfahrten zwischen Muna und dem Bahnhof Birten.

Am 20. Dezember 1942 wurde ein Zug mit beladenen Waggons der Muna in Rheinberg durch einen Fliegerangriff zerstört. Die sechs Waggons waren bereist am 13. November 1942 in Xanten abgefertigt und einem Güterzug beigestellt worden. Sie hatten innerhalb von sechs Wochen gerade rund 13,5 Kilometer zurückgelegt, standen aber wochenlang in Rheinberg auf einem Nebengleis.
Das der Muna in Xanten unterstellte Packgefäßlager stand in Krefeld, Cracauer Straße 56. Dieses war über die Duisburger Eisenbahn leicht zu erreichen.
Für die Mitte des Jahres 1942 wird die Fertigstellung des Gleisanschlusses Winnenthal berichtet. Diese Angabe ist in ihrer Umsetzung nicht einfach zu interpretieren, da entsprechende weitere Unterlagen und Karten fehlen. Es kann angenommen werden, das ein Gleis von der Muna parallel zur Boxteler Bahn, weiter unterhalb des Bahndammes der Duisburger Bahn bis zum Bahnhof Winnenthal an der Duisburger Bahn verlegt wurde. Damit konnte ein Verbindung von der Boxteler Bahn zur Duisburger Bahn hergestellt werden. Hinweise darauf, dass im Bereich des Haltepunktes Birten-Amphitheater eine einfache Weichenverbindung zwischen den beiden parallel verlaufenden Bahntrassen (Boxteler Bahn und Duisburger Bahn) erstellt wurde, gibt es bislang nicht.
Diese Trasse von Birten-Amphitheater nach Winnenthal wird in langen Abschnitten dann wieder bei der provisorischen Verlegung der Duisburger Bahn nach dem Ende des Krieges aufgenommen. Die Brücken im Bahndamm der Duisburger Bahn waren zerstört, die Boxteler Bahn nicht mehr in Betrieb. Wie auf Luftbildern der 1950er Jahre belegt, zweigte die Strecke am Heesweg in Birten von der aus Xanten kommenden Strecke ab und wurde in Winnenthal wieder auf das Gleis Richtung Duisburg geführt.

(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
de.wikipedia.org: Luftwaffenmunitionsanstalt Xanten (Abgerufen: 28.10.2018)
de.wikipedia.org: Kleinlokomotive Leistungsgruppe II (Abgerufen: 28.10.2018)
nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW-Bahnarchiv von André Joost, Karte Haltepunkt Birten (Abgerufen: 01.11.2018)

Literatur

Trost, Ralph (2004)
Eine gänzlich zerstörte Stadt. Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende in Xanten. In: Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas 11, S. 315-342, Münster.

Eisenbahnanschluss Luftwaffenmunitionsanstalt Xanten in der Hees

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Heeser Weg
Ort
46509 Xanten
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1939, Ende 1944

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„Eisenbahnanschluss Luftwaffenmunitionsanstalt Xanten in der Hees”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-287933 (Abgerufen: 20. April 2024)
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