Die etwa 5 Hektar große Parkanlage wurde unter Friedrich von Gienanth (1805-1842) in den Jahren 1826 bis 1834 errichtet. Der Park wurde im Stil der englischen Gärten angelegt und noch immer sind Elemente dieser Zeit, wie die teilrestaurierte Orangerie, erkennbar. Die Parkanlage ist Besuchern nur zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals und dem alle zwei Jahre stattfindenden Bärlauchfest zugänglich. Der Park befindet sich unweit des Eisenwerks Gienanth in Eisenberg.
Geschichte Die Geschichte der Parkanlage beginnt im Jahr 1734. Zu dieser Zeit ließ Graf Karl August von Nassau-Weilburg (1685-1753, regierte ab 1719, Fürstenwürde ab 1737) einen Großhammer errichten (Zu den Beziehungen nach Weilburg siehe: Schlossgarten Weilburg sowie Residenz Barockschloss Kirchheimbolanden).
Um den Hammer betreiben zu können, wurde der Eisbach angestaut. Dadurch entstand der sogenannte „Hammerweiher“, welcher als ältester Teil des Landschaftsgartens bis heute erhalten ist. Nach der französischen Revolution (1789-1799) wurde das Gelände beschlagnahmt. Im Jahr 1800 erwarb Ludwig von Gienanth (1767-1848) das Areal. Im Jahr 1826 ließ sein Sohn Friedrich von Gienanth den Park anlegen. Bei der Planung wurde der Heidelberger Gartenbaudirektor Johann Metzger (1789-1852) einbezogen. Metzger ist als Schüler von Johann Michael Zeyher in die Reihe der Nachfolger des berühmten Friedrich Ludwig Skell einzuordnen.
Im Jahr 1834 wurde der Park offiziell eingeweiht und in den Folgejahrzehnten weiter ausgebaut. Im Jahre 1877 wurde der Ausbau der Anlage durch den königlich-preußischen Gartenbaudirektor Heinrich Siesmayer aus Frankfurt fortgesetzt.
Die bereits vorhandenen Arbeiterwohnungen aus dem Jahr 1811 und der Hammerweiher wurden von Friedrich von Gienanth in die Gesamtanlage einbezogen. Am Weiher errichtete er in der Nähe der Arbeiterhäuser zwischen den Jahren 1826 bis 1829 ein Herrenhaus. Der älteste Teil der Parkanlage, der Hammerweiher, wurde vergrößert und auf einer im Weiher liegenden Insel ein Pavillon errichtet. Mit dem Aushub aus der Erweiterung des Weihers wurde ein Park am gegenüberliegenden Hang des Weihers angelegt. Wichtigstes Gestaltungselement waren die den Park durchziehenden Sichtachsen. Eine führte dabei zum höchsten Punkt des Steilhangs und gewährte den Blick auf die im Jahr 1836 vollendete Orangerie. Diese wurde im Winter zum Schutz frostempfindlicher Pflanzen und im Sommer für gesellschaftliche Ereignisse genutzt. Im Jahr 1912 kam ein im Stil eines griechischen Tempels errichtetes Mausoleum hinzu, die Grabstätte der Familie Gienanth.
Das Besondere der Parkanlage war das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. So ergaben Produktionsstätten, Wohn- und Verwaltungsgebäude, der Weiher mit der Insel und der Park am Hang mit der Orangerie ein stimmiges Ensemble. Mit diesen vielgestaltigen Einrichtungen wird der sozialgeschichtliche Aspekt der Anlage deutlich. Ludwig von Gienanth, wie auch sein Sohn Friedrich, galten als Männer mit einem hohen sozialen Bewusstsein, die sich für ihre Arbeiterschaft einsetzten. Deshalb wurde das Herrenhaus auch auf dem Fabrikgelände des Eisenwerks Gienanth errichtet, die Wohnbebauung der Arbeiter hingegen direkt am Weiher mit dem Park in unmittelbarer Nähe.
Geländebeschreibung Große Teile des damaligen Ensembles sind stark dem Verfall ausgesetzt. Der auf der Insel im Weiher angelegte Pavillon ist nicht mehr zu erkennen. In der Häuserzeile mit den Arbeiterwohnungen am Weiher wurde mittlerweile ein Schulungszentrum der Gienanth-GmbH untergebracht. Noch erhalten sind das im Jahr 1833 errichtete und mehrfach umgebaute Gärtnerhaus. Die Orangerie und der zugehörige Brunnen wurden in den 1970er Jahren durch Vandalismus zerstört, konnten aber mit Hilfe des im Jahr 2001 gegründeten Fördervereins für den Landschaftspark Friedrich von Gienanth teilweise restauriert werden.
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Donnersbergkreis ist der folgende Eintrag zu finden: „Ramsener Straße Eisenwerk Gienanth (Denkmalzone) im Wesentlichen unter Ludwig (1767-1848), Friedrich (1805-42) und Eugen (1846-93) von Gienanth planvoll konzipierte Gesamtanlage mit klassizistischem Herrenhaus (1826-29) mit Ökonomie (1835) und ummauertem Landschaftspark, 1833/34 von Garteninspektor Metzger, Heidelberg, und Hofgärtner Stiehl, Mannheim, mit Orangerie und neuklassizistischem Mausoleum Fam. Gienanth (1912), Häuserzeile mit Arbeiterwohnungen (ab 1818), Verwaltungs-, Magazin- und Produktionsbauten einschl. der Hofräume und des Stauweihers des frühen 18. Jh.; ältester Kern der eingeschossige spätbarocke “Didierbau„, bez. 1784 (Erweiterungen 1801 und 1812) Bislang steht nur das Herrenhaus unter Denkmalschutz. Insgesamt ist die Anlage als Denkmalzone ausgewiesen.“ (GDKE 2018).
Der Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, die drei ehemaligen Sichtachsen mit Blick ins Tal wieder freizulegen, den mittlerweile verlandeten See zu reaktivieren und das Gewächshaus zu erneuern.
Teile des Areals, darunter das Herrenhaus, die Arbeiterhäuser und der Weiher sind im Besitz der Gienanth GmbH. Der Landschaftsgarten am Hang hat mehrere Besitzer. Sie haben sich in einem Nutzungsvertrag darauf geeinigt, dass der Förderverein die Pflege des Parks übernimmt und ihn durch Führungen der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Donnersbergkreis. Denkmalverzeichnis Donnersbergkreis, 27. November 2018. S. 13, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Donnersbergkreis, abgerufen am 29.01.2019
Junker-Mielke, Stella (2006)
Verborgene Gärten in Rheinland-Pfalz. Lindenberg im Allgäu.
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Empfohlene Zitierweise
Andrea Melzer, Florian Weber, Matthias C.S. Dreyer: „Landschaftspark Friedrich von Gienanth in Eisenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-272256 (Abgerufen: 26. April 2024)
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