Gründung des Ortes
Historische Gebäude in Marialinden
Landwirtschaft und Gewerbe
Sonstiges
Internet
Gründung des Ortes
Einer Legende nach standen bei Marialinden einst sieben Linden. Eine der Linden war hohl. In ihr wurde ein Gnadenbild gefunden. Nachdem es dort entfernt wurde, war es auf unerklärliche Weise am nächsten Tag wieder in die hohle Linde zurückgekehrt. Daraufhin wurde an der Stelle der hohlen Linde ein Heiligenhaus und später eine Kapelle errichtet. Ein Hinweis auf die sieben Linden findet sich im noch heute bestehenden Flurnamen „Sieben-Linden“. Auch heute noch stehen sieben Linden neben der Wallfahrtskirche Sankt Mariä Heimsuchung.
Eine historische Erklärung für die Gründung des Ortes findet sich in der Bedeutung des Ortes als Gast- und Rastplatz nach dem beschwerlichen Aufstieg aus dem Aggertal von Overath, der noch heute von einem Fußfallweg von 1741 begleitet wird. Außerdem lag hier eine historische Höhenkreuzung der alten Brüderstaße mit einem Jagdweg von Bernsau nach Meegen. Das Heiligenhäuschen soll im südöstlichen Winkel dieser Wegekreuzung gestanden haben. An dieser Stelle soll es von den Rittern von Bernsau als Jagdkapelle errichtet worden sein. Wahrscheinlich haben Reisende, die die Brüderstraße nutzten, die Andachtsstätte bekannt gemacht, sodass sie sich steigender Beliebtheit erfreute und stetig mehr Besucher empfing. In einer Urkunde aus dem Jahre 1515 wird berichtet: „Vor einigen Jahren ist im Gemeindebezirk Overath in der Ortschaft Marialinden durch die Lenkung des allmächtigen Gottes und seiner gebenedeiten Mutter Maria erstlich ein Heiligenhaus, danach eine Kapelle zu Ehren derselben Maria, der Mutter Gottes gebaut worden. Seit langer Zeit und auch jetzt noch spenden dafür gute Leute ihre Almosen zum Besuch und zur Verehrung der Mutter Gottes“ (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Depositium 2161, Nesselrode-Ehreshoven, zitiert nach Pütz 2004).
Historische Gebäude in Marialinden
Zum Ortsbild Marialindens gehören einige sehenswerte Fachwerkhäuser. Der gesamte Ortskern ist als Denkmalbereich ausgewiesen. Außerdem ist eine Reihe von historischen Gebäuden unter speziellen Denkmalschutz gestellt. Die Pilgerstraße führt von Osten direkt auf den Chor der in der Straßenflucht erbauten Wallfahrtskirche Sankt Mariä Heimsuchung zu. Das heutige Kirchengebäude im neugotischen Stil mit den markanten Doppeltürmen existiert in dieser Form erst seit 1898. Von den vor 1660 um die Wallfahrtskirche entstandenen Häusern ist heute keines mehr vorhanden. Erst im 18. Jahrhundert nahm die Besiedlung rund um die Kirche zu, sodass der heutige Ortskern entstand. Bis in die 1920er Jahre gab es rund um die Kirche sieben Gaststätten. Östlich der Kirche steht ein heute als „Lindenhof“ bekanntes Gebäude, das reich verziert und einen überkragenden Oberstock besitzt, der im Bergischen selten zu finden ist. Unter den Fenstern im Obergeschoss verzieren Schmuck-Ornamente die Gefache und auf der Giebelseite finden sich Zierstreben in Kombination mit einem Andreaskreuz. Eines der ältesten datierten bergischen Fachwerkhäuser in Marialinden ist das Doppelfachwerkhaus „Burgerhaus“ an der Pilgerstraße 19/21. Der Inschrift im Türbalken zufolge wurde es 1671 errichtet und später im Zuge der „Bergischen Erbteilung“ in zwei Gebäude unterteilt. Wahrscheinlich diente es am Verkehrsknoten zunächst als Herberge für Pilger und Fuhrleute. Nach der Teilung wurde der rechte Teil unter anderem als Küsterhaus, Lebensmittelladen und später Friseursalon genutzt. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum bemühten sich die Einwohner ab 1789 um einen eigenen Seelsorger und errichteten 1791 eine Vikarie und Schule. Letztere war der erste Bau im Ort, der zumindest im Erdgeschoss ganz aus Stein errichtet war.
Landwirtschaft und Gewerbe
Weiter entfernt vom Dorfmittelpunkt lebten und arbeiteten in der Regel vor allem die Müller. Sie nutzten den Wasserreichtum der Region, um an einem der zahlreichen Bachtäler wasserbetriebene Getreide- oder Ölmühlen zu errichten. Aus manchen entstanden später auch Hammerwerke zur Weiterverarbeitung des in der Nähe gewonnenen Erzes, Sägemühlen zur Holzverarbeitung oder Knochenstampfen, in denen Tierknochen zu Dünger für die Felder zermahlen wurden. Die Landwirtschaft prägte das Overather Wirtschaftsleben bis in die Neuzeit hinein. Noch im 19. Jahrhundert bestritten 90 Prozent der Bevölkerung ihr Auskommen direkt oder indirekt aus der Landwirtschaft. Bevor Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung im Erzbergbau des östlichen Gemeindegebiets rund um den Lüderich bald hunderten Menschen Lohn und Brot bot, gab es neben der Landwirtschaft lediglich im Handwerk und Gewerbe Arbeitsplätze. Sattler, Schmied, Müller, Schneider, Schlachter, Rademacher, Tischler und Barbier hatten sich im Laufe der Zeit auf eine handwerkliche Fertigkeit spezialisiert. Sie wohnten und arbeiteten in der Regel in den Siedlungszentren, den Kirchdörfern. Inzwischen ist der Anteil der Landwirtschaft als Erwerbszweig auf eine geringe Prozentzahl zusammengeschmolzen. Dafür finden umso mehr Bürger ihre Arbeit in den verschiedensten Gewerbe- und Dienstleistungsbereichen im ganzen Umland bis nach Köln.
Sonstiges
Bis heute ist Marialinden ein Marienwallfahrtsort geblieben. Alljährlich wird in der ersten Woche im Juli eine sogenannte „Festoktav“ zu Ehren der Gottesmutter gefeiert. Die Oktav beginnt am Sonntag mit einem festlichen Hochamt und einer Prozession, zu der das Vesperbild durch den Ort getragen wird. An jedem Wochentag werden Pilgermessen für angemeldete Pfarrgemeinden gehalten. Besonders in Notzeiten kamen Tausende nach Marialinden. Sie feierten dann in Gebet und Prozessionen die Hilfe der Gottesmutter in Not und Gefahr.
Die Objektgeometrie stellt den Ort in dem Umfang dar, wie sich die Siedlung Marialinden auf den historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) darstellt (vgl. die Karten in der Kartenansicht).
(Biologische Station Rhein-Berg, erstellt im Rahmen des Projektes „Bienen, Blüten, Begegnung - Biodiversität in bergischen Dörfern“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2021 / Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2016)
Internet
ovplus.de: Werner Pütz (2021): Marialinden - ein Stadtteil von Overath mit Zukunft (PDF-Datei ca 44 KB, abgerufen 15.12.2021)
www.overath.de: Stadt Overath - Ortsteil Marialinden (abgerufen 15.12.2021)
www.overath.de: Overath: Zahlen, Daten, Fakten (PDF-Datei ca. 3,5 MB, abgerufen 15.12.2021)
www.marialinden.de: Die Geschichte von Marialinden (abgerufen 15.12.2021)
www.marialinden.de: Marialinden (abgerufen 15.12.2021)
www.willi-fritzen-overath.de: Marienwallfahrtsort Marialinden (abgerufen 15.12.2021)