Wohnkomplex Delitzsch Nord (ehem.), Delitzsch Nord (Objektgruppe)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Delitzsch
Kreis(e): Nordsachsen
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 32′ 9,02″ N: 12° 19′ 40,56″ O 51,53584°N: 12,32793°O
Koordinate UTM 33.314.685,18 m: 5.712.799,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.522.858,96 m: 5.711.308,98 m
Auf dem IX. Parteitag der SED, 1976 in Ost-Berlin abgehalten, wurden für die Kreisstadt Delitzsch mit dem Aufschluss von drei neuen Braunkohletagebauen nördlich von Leipzig, wirtschaftlich wie auch städtebaulich wegweisende Entscheidungen getroffen. Die etwa 25 Kilometer nördlich von Leipzig liegende Stadt sollte um 1980 von 24 000 auf 36 000 Einwohner anwachsen. Siedelten sich im Lauf des 20. Jahrhunderts bereits Arbeiter aus dem Bereich der Kohlen- und chemischen Industrie hier an, entstand in den Jahren um 1980 im Norden von Delitzsch eine Siedlung nach den Strukturen des komplexen Wohnungsbaus. Insgesamt wurden in der Form fünfgeschossiger Plattenbauten aus der Wohnbauserie 70 insgesamt etwa 2500 Wohneinheiten für Arbeiter der Kohlen- und Energiewirtschaft sowie für Einwohner devastierter Ortschaften, die den neu aufgeschlossenen Tagebauen Delitzsch Süd-West, Delitzsch-Süd und Breitenfeld zum Opfer fielen, errichtet.
Auf einer keilförmigen Grundfläche zwischen Securius- und Bitterfelder Straße mit Aussparungen für bereits bestehende Baustrukturen am östlichen Rand sowie einer größeren, zentralen Fläche ausgehend von der Securiusstraße und im Norden begrenzt durch eine zeitgleich entstandene Nordtangente, wurde das neue Wohnviertel zwischen 1978 (Baustelleneinrichtung) und Anfang der 1980er Jahre errichtet. Der Mitte der 1970er Jahre durch das Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig angefertigte Bebauungsplan sah ein vertikal durch das Zentrum des Wohngebietes verlaufendes Band mit Gesellschaftsbauten vor. Das im südlichen Zipfel projektierte Ensemble aus Sozialgebäude, Schwimmhalle, Kegelbahn, Espressobar und Feierabendheim wurde verworfen und an dessen Stelle ein mehrflügeliges Kulturhaus gesetzt, das um die Mitte der 1990er Jahre abgebrochen und durch einen schlichten Kubus weitaus bescheideneren Ausmaßes ersetzt wurde. Drei Kinderkombinationen sowie drei polytechnische Oberschulen, eine Kaufhalle und Spezialläden, eine Sporthalle, ein umsetzbares Heizwerk, ein Sportplatz im Norden, eine Gaststätte, eine ambulante Poliklinik sowie eine umfassende Freiflächengestaltung mittels Baum- und Parkgrün ein Rodelberg und Tobeplätze waren ebenso vorgesehen wie ein Schulgarten sowie Spielgeräten und Sandspielplätzen, künstlerischer Fassadengestaltung und anderen plastischen Elementen verleihen dem Stadtteil Delitzsch Nord den Charakter einer komplexen Siedlungsgestaltung. Neben einigen zurückgebauten Elementen, darunter sowohl Wohnblöcke als auch öffentliche Bauten (Kulturhaus, Poststelle bzw. Sparkasse), erfuhr das Wohngebiet bereits flächendeckende Sanierungsarbeiten. Insbesondere die Kindereinrichtungen und Schulbauten werden als solche genutzt, wurden saniert und teilweise durch Ergänzungsbauten flankiert.
Der zu großen Teil erhaltene komplexe Wohnungsbau steht exemplarisch für die wirtschafts- und bevölkerungspolitische Umstrukturierung von Delitzsch als Kreisstadt im Norden des Bezirkes Leipzig und regionales Zentrum in einer stark durch die Kohlenwirtschaft beanspruchten Landschaft. Im Kontext der Aufschlüsse neuer Tagebaue sowie der Errichtung eines Großkraftwerkes sollte sich die nordsächsische Stadt »in dem nächsten Jahrzehnt zur jüngsten Berg- und Energiearbeiterstadt der DDR entwickeln«. Insofern ist Delitzsch Nord in seiner Gesamtstruktur von wirtschafts- wie sozialpolitischer Bedeutung.

LfD-/BKM-2023

Datierung:
  • Erbauung 1978–1983

Quellen/Literaturangaben:
  • Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 22231 Volkspolizeikreisamt Delitzsch, Nr. 156.
  • Brillig, Rolf: Delitzsch - eine Kreisstadt mit dynamischer Entwicklung; In: Architektur der DDR (1977), H. 6, S. 334–335.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Entwurf: Bezirk Leipzig. Büro für Städtebau (GND: 10160406-3)

BKM-Nummer: 30500170

Wohnkomplex Delitzsch Nord (ehem.), Delitzsch Nord (Objektgruppe)

Schlagwörter
Ort
Delitzsch
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Wohnkomplex Delitzsch Nord (ehem.), Delitzsch Nord (Objektgruppe)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500170 (Abgerufen: 30. April 2025)
Seitenanfang