Auf einer keilförmigen Grundfläche zwischen Securius- und Bitterfelder Straße mit Aussparungen für bereits bestehende Baustrukturen am östlichen Rand sowie einer größeren, zentralen Fläche ausgehend von der Securiusstraße und im Norden begrenzt durch eine zeitgleich entstandene Nordtangente, wurde das neue Wohnviertel zwischen 1978 (Baustelleneinrichtung) und Anfang der 1980er Jahre errichtet. Der Mitte der 1970er Jahre durch das Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig angefertigte Bebauungsplan sah ein vertikal durch das Zentrum des Wohngebietes verlaufendes Band mit Gesellschaftsbauten vor. Das im südlichen Zipfel projektierte Ensemble aus Sozialgebäude, Schwimmhalle, Kegelbahn, Espressobar und Feierabendheim wurde verworfen und an dessen Stelle ein mehrflügeliges Kulturhaus gesetzt, das um die Mitte der 1990er Jahre abgebrochen und durch einen schlichten Kubus weitaus bescheideneren Ausmaßes ersetzt wurde. Drei Kinderkombinationen sowie drei polytechnische Oberschulen, eine Kaufhalle und Spezialläden, eine Sporthalle, ein umsetzbares Heizwerk, ein Sportplatz im Norden, eine Gaststätte, eine ambulante Poliklinik sowie eine umfassende Freiflächengestaltung mittels Baum- und Parkgrün ein Rodelberg und Tobeplätze waren ebenso vorgesehen wie ein Schulgarten sowie Spielgeräten und Sandspielplätzen, künstlerischer Fassadengestaltung und anderen plastischen Elementen verleihen dem Stadtteil Delitzsch Nord den Charakter einer komplexen Siedlungsgestaltung. Neben einigen zurückgebauten Elementen, darunter sowohl Wohnblöcke als auch öffentliche Bauten (Kulturhaus, Poststelle bzw. Sparkasse), erfuhr das Wohngebiet bereits flächendeckende Sanierungsarbeiten. Insbesondere die Kindereinrichtungen und Schulbauten werden als solche genutzt, wurden saniert und teilweise durch Ergänzungsbauten flankiert.
Der zu großen Teil erhaltene komplexe Wohnungsbau steht exemplarisch für die wirtschafts- und bevölkerungspolitische Umstrukturierung von Delitzsch als Kreisstadt im Norden des Bezirkes Leipzig und regionales Zentrum in einer stark durch die Kohlenwirtschaft beanspruchten Landschaft. Im Kontext der Aufschlüsse neuer Tagebaue sowie der Errichtung eines Großkraftwerkes sollte sich die nordsächsische Stadt »in dem nächsten Jahrzehnt zur jüngsten Berg- und Energiearbeiterstadt der DDR entwickeln«. Insofern ist Delitzsch Nord in seiner Gesamtstruktur von wirtschafts- wie sozialpolitischer Bedeutung.
LfD-/BKM-2023
Datierung:
- Erbauung 1978–1983
Quellen/Literaturangaben:
- Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 22231 Volkspolizeikreisamt Delitzsch, Nr. 156.
- Brillig, Rolf: Delitzsch - eine Kreisstadt mit dynamischer Entwicklung; In: Architektur der DDR (1977), H. 6, S. 334–335.
Bauherr / Auftraggeber:
- Entwurf: Bezirk Leipzig. Büro für Städtebau (GND: 10160406-3)
BKM-Nummer: 30500170