Die Tagebaue reichten dicht an die Ortslage heran. Zugleich bedurfte es neuer Häuser für die Braunkohlenangestellten. Denn gab es im Jahr 1905 nur 331 Einwohner, vervierfachte sich die Zahl nahezu bis 1925 auf 1184 Personen. Die ersten Arbeiterhäuser entstanden linear entlang der Leipziger Landstraße. Unweit davon wurde die Direktorenvilla für Ignaz Petschek errichtet. Die erste großflächige Siedlung entstand ab 1920 durch die Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Meuselwitz-Rositz auf einer südöstlichen Anhöhe. Dies war insofern praktisch, da die Arbeitsstätten in östlicher Richtung lagen. Die Siedlung war umfangreicher geplant, doch es kam nur zu einer Teilrealisation.
In den 1950er Jahren besaß das Werk Thräna (Brikettfabriken Thräna und Neukirchen und die Tagebaue Neukirchen und Pahna) eine Belegschaftsstärke von 1800 Personen, die vorrangig in Thräna, Wyhra und Neukirchen wohnten. Dabei sollte Thräna eine Schwerpunktrolle für den zu schaffenden Wohnraum in den 1950er Jahren zukommen durch die Werksnähe sowie vorhandene werkseigene und gemeindeeigene Bauplätze mit enthaltener Infrastruktur. Im Jahr 1954 gab es beispielsweise noch Baracken mit 37 Wohnungen, die durch feste Wohnungen ersetzt werden sollten (Ersatzwohnungsbau). Durch die akute Wohnungsnot, welche durch die braunkohlenbedingte Devastierung von Ortschaften noch verstärkt wurde, entstanden in den 1950er Jahren größere Mehrfamilienhäuser in Ergänzung der ursprünglichen Bergmanns-Siedlung. Erstmals wurde dabei auf verkipptem Gelände gegründet. Dabei diente ein Teil auch als Ersatzbauten für die Umgesiedelten aus Blumroda. Neben Neubauten gehörten den Braunkohlenunternehmen auch bestehende Anwesen. Es ist davon auszugehen, dass einzelne Arbeiterhäuser auch innerhalb der historischen Ortslage entstanden sind. Fernerhin ist beispielsweise für die Weststraße 5 eine ehemalige Turnhalle belegt. Aufgrund der gestiegenen Anzahl an Kindern wurde in der Fockendorfer Straße ein zweites Schulgebäude errichtet. Diese beiden Zeugnisse konnten sich jedoch nicht erhalten. Eine Statistik aus dem Jahr 1988 unterstreicht die Hauptrolle der Industrie in Thräna: Es gab in diesem Jahr 51 gemeindeeigene, 274 werkseigene (BKW Borna) und 123 private Wohnungen.
Thräna steht exemplarisch für den städtebaulichen Wandel eines Dorfes zu einem Industriedorf im Zeitraum von nur sechs Dekaden, was vor allem städtebauliche Auswirkungen hatte und zugleich Sozial- und Wirtschaftsgeschichte innerhalb der Braunkohlenindustrie belegt.
(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Umbau um 1900 bis 1950er Jahre
Quellen/Literaturangaben:
- PRO Leipzig (Hg.): Das Bornaer Pleißeland. Zerstörung und Neuanfang. Leipzig 1994, S. 193–208.
- Sikora, Bernd: Die Gestalt des ländlichen Wohnungsbaus im Bornaer Pleißeland am Beispiel der Gemeinde Thräna. In: Pro Leipzig e. V. (Hg.): Das Bornaer Pleißeland. Zerstörung und Neuanfang, Leipzig 1994, S. 202–208.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Borna-West/Regis/Pahna. Wandlungen und Perspektiven 23. Senftenberg 2017, S. 4–13.
- Bauaktenarchiv Borna, Thräna Bebauungsplan 59–65.
BKM-Nummer: 30200190