Ehemaliges Braunkohlenwerk Borna (BKW Borna)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna, Neukieritzsch
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 07′ 39,36″ N: 12° 28′ 20,53″ O 51,1276°N: 12,47237°O
Koordinate UTM 33.323.136,32 m: 5.667.052,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.533.173,66 m: 5.665.945,58 m
  • Ehemaliges Braunkohlenwerk Borna, Blick vom Beginn der Fabrikstraße (Nr. 8) nach Nordwesten

    Ehemaliges Braunkohlenwerk Borna, Blick vom Beginn der Fabrikstraße (Nr. 8) nach Nordwesten

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
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  • Letzte erhaltene Gebäude an der Fabrikstraße des ehemaligen Braunkohlenwerks Borna im Luftbild von Nordwesten, das Solarfeld kennzeichnet das einstige Werksgelände

    Letzte erhaltene Gebäude an der Fabrikstraße des ehemaligen Braunkohlenwerks Borna im Luftbild von Nordwesten, das Solarfeld kennzeichnet das einstige Werksgelände

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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Das »Braunkohlenwerk Borna« (BKW Borna) entstand 1910 mit dem Bau der Brikettfabrik I. Dies geschah unter dem Firmennamen »Gewerkschaft Braunkohlenwerke Borna«, welche im Zusammenhang mit der Carlschacht GmbH stand. Die Fabrik ging 1911 mit acht Pressen und sechs Dampfkesseln in Betrieb. Bereits 1912 folgte die Inbetriebnahme der Brikettfabrik II mit je acht Pressen und Dampfkesseln. Beide Fabriken waren mit Tellertrocknern ausgestattet, was für die Zeit der sogenannten zweiten Generation von Brikettfabriken eher untypisch war. Mit der zahlenmäßigen Ausstattung von acht Pressen waren die beiden Fabriken damals hingegen maximal ausgerüstet. 1916 wurde das Unternehmen eine Aktiengesellschaft und hieß fortan »Braunkohlenwerke Borna AG«. Es folgten in der Zwischenkriegszeit enorme bauliche und technische Erweiterungen, sodass beispielsweise 1926 insgesamt 25 Pressen im Werk integriert waren. Gepresst wurde unter der Markenbezeichnung »Tell«, später unter »REKORD«. 1939 kam das Werk unter Verwaltung der Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten »Hermann Göring«. 1940 war der Eigentümer das Werk Borna der Braunkohlenwerke Salzdetfurth AG Berlin in der Reichswerke AG »Hermann Göring«. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb in »Kombinat Borna« umbenannt, verändert und unterstand der Sowjetischen Staats-AG »Brikett«. 1952 änderte sich die Trägerschaft wiederum in »VEB Braunkohlenwerk Borna«, welcher Teil von übergeordneten Vereinigungen war. Um den wachsenden Bedarf an Strom und Wärme zu decken, wurde 1963 der Grundstein für ein neues Industriekraftwerk gelegt, welches 1966 in Betrieb ging. Damit konnte eine Ausweitung der Strom- und Wärmeversorgung für die Umgebung ermöglicht werden. Die Kohleversorgung des BKW Borna erfolgte zunächst aus den eigenen Gruben Borna-Nord (1910-1942) in Kettenbahnförderung und Borna-Süd (1939-1970) in Großraumförderung. Ab 1962 musste das Werk aus weiteren Gruben des Revieres versorgt werden. Da die Tagebaugrube Borna-Nord direkt südlich an das Werksareal anschloss, hielt es außerdem Tagesanlagen wie Werkstattgebäude bereit. Mit der Wende kam das Werk 1990 zur MIBRAG. Noch zu Beginn der 1990er Jahre gab es vorangeschrittene Pläne für eine umfangreiche Erneuerung des Kraftwerkes, die jedoch unrealisiert blieben. Die Brikettfabrik I wurde 1991, die Brikettfabrik II 1992 stillgelegt und bis 1997 abgetragen. Das Kraftwerk schaltete man 1995 und trug es bis 2000 ab, sodass sich nur Nebengebäude des Werkes an der Fabrikstraße erhalten haben. Auf großen Teilen des Gebietes befindet sich seit 2006 das Solarstromkraftwerk Borna.
Das Werksareal, welches in seiner größten Ausdehnung rund 40 ha fasste, befindet sich im Nordwesten der Stadt Borna, zwischen der Bahnlinie und der einstigen Verbindungsstraße nach Lobstädt. Letztere wich später dem Tagebau Borna-Nord. Es blieb daraufhin eine Sackgasse zurück, welche dem BKW Borna als Werksstraße (heute Fabrikstraße) diente. Es sind keine Produktionsbauten erhalten, sondern lediglich Gebäude für Verwaltung, Werkstätten und Soziales, die sich am Rande des einstigen Produktionsgeländes an der Straße befanden. Durch häufige gewerbliche Umnutzungen seit den 1990er Jahren sind viele dieser oft eingeschossigen Satteldachbauten saniert, aber auch im Erscheinungsbild verändert, obgleich strukturelle Merkmale wie die Kubatur der Gebäude erhalten geblieben sind. Größere zugehörige Freizeitstätten wie das ehemalige Otto-Buchwitz-Stadion sind lediglich als baumlose Grünflächen überliefert.
Die erhaltenen Objekte des einst umfangreichen Komplexes bestehend aus den Brikettfabriken I, II, Tagesanlagen, dem späteren Industriekraftwerk sowie Sozial- und Nebenbauten zeugen von dem ausgedehnten und intensiv genutzten Braunkohlenindustriestandort im Bornaer Nordwesten von Beginn bis Ende des 20. Jahrhunderts. Sie sind insbesondere wirtschaftsgeschichtlich bedeutsam.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1910–1912 (Brikettfabrik I und II)

Quellen/Literaturangaben:
  • Bauaktenarchiv Borna, Fabrikstraße 108.
  • Ilte, Johannes: Brikettfabrik und Braunkohlenkraftwerk Borna. Facharbeit Gymnasium Am Breiten Teich Borna. Unveröffentlicht 2018.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Borna-West/Regis/Pahna. Wandlungen und Perspektiven 23. Senftenberg 2017, S. 8, 9, 10.
  • Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (MBV) (Hg.): Veredlungsstandort Borna 1910-1995. Bitterfeld 1995.
  • Wagenbreth, Otfried: Die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland. Geologie, Geschichte, Sachzeugen. Beucha/Markkleeberg 2011, S. 100, 281, 285, 287, 289.
  • Barteld, Frank: Kohlebahnen im Bornaer Revier: Witznitz - Böhlen/Zwenkau - Espenhain. Berga/Elster 2011, S. 53–60.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Braunkohlenwerk Borna (GND: 2075013-4)

BKM-Nummer: 30200046

Ehemaliges Braunkohlenwerk Borna (BKW Borna)

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Ort
Borna
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Ehemaliges Braunkohlenwerk Borna (BKW Borna)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200046 (Abgerufen: 24. März 2025)
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