Biotopverbund im Westen - der „Westwall“ im Kreis Heinsberg

Die Besonderheiten des „Westwalls“ im Kreis Heinsberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
  • Übersichtskarte des Westwalls im Kreis Heinsberg

    Übersichtskarte des Westwalls im Kreis Heinsberg

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  • Biotopverbund Westwall - Nasse Gräben (2017)

    Biotopverbund Westwall - Nasse Gräben (2017)

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  • Biotopverbund Westwall - Laufgräben (2019)

    Biotopverbund Westwall - Laufgräben (2019)

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  • Biotopverbund Westwall - Der Adolfosee (2017)

    Biotopverbund Westwall - Der Adolfosee (2017)

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  • Biotopverbund Westwall - Renaturierungen der Wurm zwischen Geilenkirchen und Übach-Palenberg (2018)

    Biotopverbund Westwall - Renaturierungen der Wurm zwischen Geilenkirchen und Übach-Palenberg (2018)

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  • In Nähe der Wurm bei Frelenberg befindliche geschliffene Panzersperre (2018)

    In Nähe der Wurm bei Frelenberg befindliche geschliffene Panzersperre (2018)

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  • Biotopverbund Westwall - Biotopturm (2013)

    Biotopverbund Westwall - Biotopturm (2013)

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  • Biotopverbund Westwall - Flüsse als natürliche Barrieren  (2018)

    Biotopverbund Westwall - Flüsse als natürliche Barrieren (2018)

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  • Landschaft mit Feldgehölz (2018)

    Landschaft mit Feldgehölz (2018)

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Während des „Dritten Reiches“ (1933-1945) wurde der sogenannte „Westwall“ zu militärischen und propagandistischen Zwecken errichtet. Dieses rund 630 km lange „Verteidigungssystem“ verlief im Westen entlang der Grenze zu den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich bis zur Schweiz. Der „Westwall“ wurde in mehreren Bauphasen von 1936 bis 1940 errichtet. Der nördlichste Teil befand sich bei Kleve am Niederrhein (Nordrhein-Westfalen). Im Süden endete er bei Grenzach-Wyhlen im Landkreis Lörrach (Baden-Württemberg).

Auslöser dieses Befestigungsgürtels war das Ziel Deutschlands, seine Grenzen nach Osten hin zu erweitern und hierfür in die Offensive zu gehen. Man befürchtete, dass es dann mit Frankreich und Großbritannien, als Verbündete der angrenzenden Oststaaten, zu einem Zweifrontenkrieg kommen könnte. Somit galt es die Westgrenze zu sichern.

Der „Westwall“ bestand aus verschiedenen Bauwerken, wie Bunkern, Stollen, Gräben und diversen Panzersperren. Durch die Einplanung von natürlichen Barrieren wie Wälder, Flüsse, Seen und Anhöhen ergaben sich seine unterschiedlichen Strukturen; auch sein Verlauf wurde maßgeblich dadurch bestimmt.

Als Bollwerk gedacht und propagandistisch ebenso immer wieder in der Öffentlichkeit dargestellt, wollte das NS-Regime damit den benachbarten Staaten (und später den Alliierten) Macht und Stärke demonstrieren. Gleichzeitig sollte bei der eigenen Bevölkerung die Angst gegenüber den Anrainerländern geschürt und das Bedürfnis nach Schutz und Verteidigung erzeugt werden.
Im Verlauf wurde der „Westwall“ ständig erweitert und immer größer geplant. Dies führte dazu, dass er letztendlich bis Kriegsende nie fertig gestellt wurde. Dennoch hat seine Existenz gereicht, um ein militärisches Eingreifen Frankreichs und Großbritanniens, trotz mehrmaliger Erfordernisse, zu verhindern.

Als 1940 Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande militärisch von den Deutschen besetzt wurden, hatte der „Westwall“ seine eigentliche Aufgabe erfüllt, so dass es nicht mehr notwendig erschien ihn weiter auszubauen. Dennoch war es bis dahin eines der größten Bauaktivitäten der NS-Zeit.

Seine wirkliche Bewährungsprobe erhielt der „Westwall“, als die Alliierten im September 1944 die deutsche Westgrenze erreichten.

Am 13.09.1944 wurde er von amerikanischen Einheiten bei Roetgen (südlich der Stadt Aachen) durchbrochen. In den darauffolgenden Monaten gab es entlang der „Westwalls“ bis Kriegsende immer wieder Kampfhandlungen und dadurch unzählige Tote auf beiden Seiten.

Der Westwall im Kreis Heinsberg
Während der „Westwall“ in der Region Aachen noch in vielen Bereichen in Form der sogenannten „Höckerlinien“ klar erkennbar ist, gestaltet sich die Rekonstruktion des genauen Verlaufes im Kreis Heinsberg deutlich schwieriger. Hier wurden über weite Strecken Fließgewässer wie zum Beispiel die Wurm oder die Rur als „natürliche“ Wallstrukturen genutzt, die mit zusätzlichen Bunkeranlagen abgesichert waren. Die Bunker wurden ihrer Umgebung angepasst und mit entsprechenden Anstrichen versehen. Mancherorts waren sie als Wohnhaus oder Scheune getarnt. Als Verbindungselement zwischen den Bunkern gab es diverse Laufgräben.

Zwar gibt es noch zahlreiche Überreste von Bunkeranlagen, jedoch sind die Flüsse nach dem Zweiten Weltkrieg in weiten Bereichen stark begradigt worden, sodass der im Folgenden dargestellte Verlauf des „Westwalles“ nicht in allen Teilen dem „historischen“ Verlauf entspricht.

Im südlichen Teil des Kreises wird der Verlauf des „Westwalls“ durch die Wurm geprägt, die hier westlich von Schloss Rimburg bei Übach-Palenberg in den Kreis eintritt. Südwestlich von Hückelhoven wird die Wurm, die hier in nordwestlicher Richtung abbiegt, durch den Erlenbach ersetzt, der etwa 2 Kilometer weiter nördlich in die Rur mündet. Direkt südlich von Wassenberg biegt allerdings auch die Rur in nordöstlicher Richtung ab, wohingegen der „Westwall“ weiter in nordöstlicher Richtung verlief. Hier (heute Stadtgebiet Wassenberg und Wegberg) übernahmen ausgedehnte Wälder die Funktion einer „natürlichen Panzersperre“.
Ferner sind im Kreis Heinsberg noch folgende lokale Ausprägungen des „Westwalls“ vorzufinden:

  • Panzersperren mit besonderer Bauweise, die aus in Beton eingelassene Eisenprofile bestehen. Diese Panzersperren sind zum Teil heute noch Erhalten und bei Frelenberg (Stadt Übach-Palenberg) zu finden.
  • Nasse Gräben, welche östlich der Flüsse Rur und Wurm ausgehoben wurden und mit Grundwasser vollliefen. Diese nassen Gräben fungierten ebenfalls als Panzersperren. Heute sind die vier angelegten nassen Gräben noch die einzigen, welche in Nordrhein-Westfalen erhalten sind.
  • Diverse Feldstellungen, die entlang des „Westwalls“ ab Herbst 1944 errichtet wurden. Diese bestanden aus einem verzweigten System von Laufgräben, Panzergräben und Einmann-/Erdbunkern, die sich entlang der Waldränder und durch die Waldgebiete von Wassenberg und Wegberg ziehen. Deren Relikte sind in den Wäldern noch allgegenwärtig.

Heutige Situation
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der Westwallanlagen und –bauten zerstört und abgetragen oder mit Erde und Schutt überschüttet. Auch sind die Flüsse Wurm und Rur, die als natürliche Barrieren im Westwallgefüge dienten, massiv begradigt worden. Dadurch ist sein ehemaliger Verlauf im Kreis Heinsberg nur noch in Teilen zu erkennen. In den Bereichen wo der Rückbau nicht möglich oder unvollständig vollzogen wurde, konnte sich die Natur ungehindert entwickeln. So entstanden wertvolle Lebensräume für die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten. Heute profitieren Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel, Fledermäuse, Groß- und Kleinsäuger und diverse Pflanzen von der ehemaligen „Verteidigungsanlage“.

Im Raum Aachen erfüllen die Relikte des „Westwalls“ heute gleichfalls eine Biotopverbundfunktion.

(Astrid Linzen, Naturschutzstation Haus Wildenrath, 2019)

Internet
lanuv.nrw.de: Biotopverbund in Nordrhein-Westfalen (abgerufen: 30.05.2018)
bfn.de: Biotopverbund (abgerufen: 30.05.2018)

Literatur

Drobnik, Juliane; Finck, Peter; Riecken, Uwe (2013)
Die Bedeutung von Korridoren im Hinblick auf die Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbunds in Deutschland. (BfN-Skripten 346.) Bonn-Bad Godesberg.
Jedicke, Eckard (1994)
Biotopverbund – Grundlagen und Maßnahmen einer neuen Naturschutzstrategie. Stuttgart.
Morgenweg, Markus (2006)
Der Westwall im Raum Wassenberg und die deutschen Rückzugskämpfe im Kreis Heinsberg. Aachen.
Schmitt, Elisabeth (1991)
Biotopverbundmodell Oberer Mittelrhein. (Gießener Geographische Schriften, Heft 69.) Gießen.

Biotopverbund im Westen - der „Westwall“ im Kreis Heinsberg

Schlagwörter
Fachsichten
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz

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Astrid Linzen, „Biotopverbund im Westen - der „Westwall“ im Kreis Heinsberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-322010 (Abgerufen: 26. April 2024)
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