Die Darstellungen der Kämpfe im Hürtgenwald

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Museen
  • Die Karte verzeichnet eine Auswahl von Ortschaften, die durch die Kämpfe während der Ardennen-Offensive sowie in und um den Hürtgenwald zwischen Oktober 1944 und März 1945 besonders stark zerstört wurden.

    Die Karte verzeichnet eine Auswahl von Ortschaften, die durch die Kämpfe während der Ardennen-Offensive sowie in und um den Hürtgenwald zwischen Oktober 1944 und März 1945 besonders stark zerstört wurden.

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Einleitung
Militaria-Literatur
US-Amerikanische Darstellung
Empfehlenswerte Überblicksdarstellungen

Einleitung
Über die Kämpfe im Hürtgenwald ist viel geschrieben worden. Eine der ersten Publikationen erschien 1953 und stammt von Baptist Palm, dem späteren Bürgermeister der Ortschaft Vossenack. Palm war als Angehöriger der 116. Panzerdivision der Wehrmacht selbst an den Kämpfen beteiligt und sogar in seinem Heimatdorf Vossenack eingesetzt worden. Mit der Niederschrift seiner Kriegserfahrungen hatte er nach Auskunft seines Sohnes bereits in den Jahren 1946/47 begonnen. Zu dem Zeitpunkt waren die Erinnerungen noch frisch, und ihre Aufzeichnung dürfte neben der dokumentarischen Absicht auch dem Zweck gedient haben, die schwer zu bewältigenden Eindrücke aus der Kriegszeit zu verarbeiten und einem eventuellen Kriegstrauma mit Versuchen der Selbstheilung durch die Verschriftlichung der eigenen Erlebnisse zu begegnen.
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Militaria-Literatur
Die meisten anderen deutschsprachigen Publikationen über das Kriegsgeschehen im Westen des Deutschen Reiches, die vorwiegend seit den 1980er Jahren auf den Markt gelangten – beispielhaft dafür stehen Autoren wie Gevert Haslob, Werner Haupt, das Autorengespann Adolf Hohenstein und Wolfgang Trees, Kurt Kaeres (Pseudonym von Klaus R. Schulz) und Wingolf Scherer – sind der Gattung der Militaria-Literatur zuzuordnen. Sie dienten weniger einer genauen Erforschung und Darstellung des Kriegsgeschehens als vielmehr einer Verherrlichung der Wehrmacht und der Fortschreibung der während des Nationalsozialismus propagierten soldatischen Tugenden wie Treue, Ehre, Tapferkeit, Härte, Heldentum und Heroismus.
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US-amerikanische Darstellungen
Auffallend ist, dass sich die meisten dieser Publikationen an US-amerikanischen Darstellungen orientierten, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Die meisten gingen auf die Arbeiten des Militärhistorikers Charles B. MacDonald – „The Battle of the Huertgen Forest“ und „The Siegfried Line Campaign“ – zurück. MacDonald war selbst an den Kämpfen im Hürtgenwald und in Belgien beteiligt gewesen und schrieb darüber recht anschaulich. Außerdem genoss er als Deputy Chief Historian des US Army Center of Military History in Washington D.C. hohes Renommee. Dennoch bleibt zu berücksichtigen, dass jemand, der in Diensten der Army stand und schrieb, keineswegs unabhängig in seiner Darstellung war. Wie mit der Wirklichkeit mitunter umgegangen wurde, lässt sich den Tagebuchaufzeichnungen Melvin J. Laskys (1920-2004) entnehmen, der als Militärhistoriker die Endphase des Krieges in Europa miterlebt hat. Über die Niederschrift von Kriegsereignissen berichtete er: „Der historische Bericht über die Schlacht von La Maison Rouge, an dem Sutton und ich im letzten Winter gearbeitet hatten, kam heute von der 3. Division zurück. Man empfahl dringend, unsere ursprüngliche Version nicht in die offiziellen Unterlagen aufzunehmen. Die Einwände waren zahlreich und grundsätzlicher Art, ein revidierter Entwurf wurde gleich mitgeliefert. Es bringt nichts, alle Details hier aufzuführen. Aber wo wir geschrieben hatten, dass die Männer angreifen wollten, weil sie auf der anderen Seite des Flusses vor sich hin froren, heißt es nun im offiziellen Bericht, sie seien ‚eifrig darauf bedacht’ gewesen, ‚zu kämpfen und anzugreifen’. Wo wir von Angst und Hysterie in der Truppe gesprochen hatten, ist jetzt nur die Rede von ‚vorübergehender Desorganisation’ und ‚temporärem Rückzug’. […] [E]in Anzeichen dafür, wie fundamental die Wahrheit in der Army korrumpiert wurde.“ (Lasky 2014, S. 265-266).
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Empfehlenswerte Überblicksdarstellungen
Als derzeitiges Fazit ist daher festzuhalten, dass bis heute keine wirklich verlässliche Beschreibung der Kämpfe, die sich in der Nordeifel und in den Ardennen zwischen Oktober 1944 und März 1945 abgespielt haben, existiert. Immerhin lässt sich aber auf drei deutschsprachige Darstellungen verweisen, die einen sachlich korrekten schriftlichen wie visuellen Überblick über den derzeitigen Wissensstand bieten.

2007 erschien der von Achim Konejung als Drehbuchautor verfasste Dokumentarfilm „You enter Germany. Hürtgenwald – der lange Krieg am Westwall“. Thematisch behandelt die Dokumentation den Zeitraum zwischen 1936 und 1947. Sie beginnt mit dem Bau des „Westwalls“, schließt den Westfeldzug von 1940 ein, behandelt zentral die Kämpfe im Winter 1944 und Frühjahr 1945 und führt bis zum großen Brand des Hürtgenwaldes 1947. Konejung verwertete in seiner Dokumentation filmisches Rohmaterial aus den National Archives in Washington, das hierzulande bis dahin völlig unbekannt war. Außerdem interviewte er Veteranen, von denen einige inzwischen bereits verstorben sind. Drei Jahre nach Erscheinen des Films legte er noch eine Sammlung filmischen Dokumentarmaterials mit einer Gesamtdauer von rund vier Stunden unter dem Titel „You enter Germany 2“ nach. Beide Werke liegen als DVDs vor.

2009 erschien ein Aufsatz von Christoph Rass, Jens Lohmeier und René Rohrkamp, der derzeit immer noch den besten knappen Überblick über die Kämpfe im Hürtgenwald liefert und zudem aufzeigt, wie die Kriegsereignisse den ländlichen Raum nachhaltig prägten: „Wenn ein Ort zum Schlachtfeld wird – Zur Geschichte des Hürtgenwaldes als Schauplatz massenhaften Tötens und Sterbens seit 1944“.

2020 erschien eine sehenswerte Dokumentation von Carsten Günther über „Die Schlacht im Hürtgenwald“ im WDR. Leider war sie schon kurze Zeit später in der Mediathek des Senders nicht mehr verfügbar. Eine dreizehnminütige Kurzfassung des Films existiert aber noch auf YouTube und der Mediathek der ARD. Durch die authentischen Filmaufnahmen, die gezielt ausgewählten deutschen und amerikanischen Zeitzeugen und die qualifizierte Kommentierung durch den Historiker Christoph Rass (Universität Osnabrück) gewinnt man einen wirklichkeitsnahen Eindruck von dem Kampfgeschehen.

(Frank Möller, Gesellschaft für interdisziplinäre Praxis e.V., 2021)
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Dokumentationen
  • YouTube.com: Günther, Carsten. 2020. Die Schlacht im Hürtgenwald (Kurzfassung, WDR) (abgerufen 07.02.2021)
  • Konejung, Achim. 2007. You enter Germany. Hürtgenwald – der lange Krieg am Westwall. Dokumentarfilm, DVD.
  • Konejung, Achim. 2010. You enter Germany 2 – Das Archivmaterial. inkl. Wanderführer „Historisch-literarischer Wanderweg Hürtgenwald 1938-1947“. Dokumentarfilm, DVD und Booklet.

Literatur

Haslob, Gevert / Geschichtsverein Hürtgenwald e. V. (Hrsg.) (2000)
Ein Blick zurück in die Eifel. Schicksalsweg der 89. Infanteriedivision. Mit einem Vorwort des Heimatbund 500 Jahre Schmidt e.V.. Emmelshausen.
Haupt, Werner (1978)
Rückzug im Westen 1944. Von der Invasion zur Ardennen-Offensive. Stuttgart.
Hohenstein, Adolf; Trees, Wolfgang (2018)
Hölle im Hürtgenwald. Die Kämpfe vom Hohen Venn bis zur Rur September 1944 bis Februar 1945. Aachen (1.-14. Auflage 1981-2003, Aachen: Triangel Verlag, 15. Auflage Aachen 2018: Shaker Media).
Kaeres, Kurt (2006)
Das verstummte Hurra: Hürtgenwald 1944/45. (4. Auflage: Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft. Erstauflage 1985. Bergisch Gladbach: Lübbe Verlag.) Aachen.
Lasky, Melvin J. (2014)
Und alles war still. Deutsches Tagebuch 1945. (Aus d. Engl. v. Christa Krüger u. Henning Thies.) Berlin.
MacDonald, Charles Brown (2003)
The Battle of the Huertgen Forest. Philadelphia.
MacDonald, Charles Brown (1963)
The Siegfried Line Campaign. (United States Army in World War II : the European theater of operations 7.) Washington D.C..
Palm, Baptist (1953)
Hürtgenwald, das Verdun des zweiten Weltkrieges. Oldenburg, (Privatdruck 1.000 nummerierte Exemplare, Neuauflage 1984).
Rass, Christoph; Lohmeier, Jens; Rohrkamp, René (2009)
Wenn ein Ort zum Schlachtfeld wird - Zur Geschichte des Hürtgenwaldes als Schauplatz massenhaften Tötens und Sterbens seit 1944. In: Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte, Band 56, S. 299-332. Köln.
Scherer, Wingolf (2002)
Gefallen und vergessen? Ardennenoffensive, Endkämpfe im Westen 1944/45 und Soldatenfriedhöfe im Altkreis Schleiden. Aachen.

Die Darstellungen der Kämpfe im Hürtgenwald

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Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Museen

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Frank Möller, „Die Darstellungen der Kämpfe im Hürtgenwald”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-332625 (Abgerufen: 19. April 2024)
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