„Es tost und plätschert, sprudelt und zischt: Wasser in allen Varianten prägt Saarburg und seine Umgebung“ (Henss, 2019, S. 103).
Inmitten von Leukbach und Saar Traditionell ist die Altstadt Saarburgs vom Weinhandel geprägt. Der idyllische Stadtteil ist sowohl bei den Bewohnern, als auch den Touristen sehr beliebt. Und dennoch: Ihre eigentliche Bedeutung verdankt die Stadt ihrer Lage „inmitten von Leukbach und Saar“. Bereits der römische Name der Ortschaft Churbelun/Churbelin, verweist auf die Kurve oder den Winkel, der sich aus dem Zusammenfluss von Leukbach und Saar ergibt (Niemeyer 2012, S. 544). Seit dem Jahr 964 ist eine befestigte Anlage auf dem Berg, oberhalb dieses Zusammenflusses bezeugt. Heinrich I., Bischof von Trier (Geburtsdatum unbekannt-964), hatte zuvor diesen Berg und die dazugehörenden Ländereien dem Grafen Siegfried I. von Luxemburg (um 919-998), zu Lehen aufgetragen. Die Anlage auf dem schmalen Bergrücken gehört zu den ältesten Höhenburgen Westdeutschlands. Zu dieser Zeit wurde sie noch von der Saar und dem Leukbach umflossen. In der Lehensurkunde findet der Name „Sarburg“ bereits Verwendung (Piper 1895, S. 144). Der Ortschaft unterhalb der Burg wurde im Jahre 1291 das Stadtrecht zugesprochen. Zu dieser Zeit befand sich die Gemeinde jedoch wieder im Besitz von Kurtrier. Der St. Pauliner Probst Adalbert (Geburtsdatum unbekannt, verstorben nach 1036) hatte die Ortschaft im Jahr 1017 an Erzbischof Poppo (986-1047, Erzbischof von Trier ab 1016) abgetreten (www.saarburg.de).
Die heutige Burgruine der Saarburg wird nicht mehr von der Leuk umflossen. Die Stadtherren von Saarburg hatten, vermutlich bereits im Zeitraum vom 11. bis zum 13. Jahrhundert, die Vorteile einer Bachumleitung erkannt. Das neue Bachbett wurde mitten durch die Stadt gelegt. Das unterschiedliche Niveau von Ober- und Unterstadt brachte einen künstlichen Wasserfall hervor. Er befindet sich noch heute nahe dem Buttermarkt in der Innenstadt und weist eine Höhe von ca. 20 Metern auf.
Die Umleitung der Leuk Im Mittelalter lag der Wohlstand der Bürger von Saarburg hauptsächlich in der Lohgerberei, der Schiffferei, der Flößerei und dem Fischfang begründet (vgl. Fontaine, 2016, S. 92). Am Leuk-Wasserfall sollte ein Mühlengebäude im Zentrum der Stadt installiert werden. Mithilfe dieser Mühle wollte sich der Kurfürst und Erzbischof Kuno von Trier (Kuno II. von Falkenstein, 1320-1388, Kurfürst ab 1362) eine weitere Einnahmequelle sichern. Das Mehlmahlen aus Getreide war streng reguliert. Es herrschte bereits im frühen Mittelalter der sogenannte Mahl- oder Mühlenzwang. Dieser verpflichtete die Bauern dazu, ihr Getreide in einer ganz bestimmten Mühle mahlen zu lassen. Auf diese Weise entstand ein regionales Monopol für das Mehlmahlen. Auch mit der Verpachtung der Mühle verdienten die Kurfürsten Geld. Die Pächter mussten zudem dafür Sorge tragen, dass die Mühle in einem guten Zustand blieb (Hewer 1862, S. 19). Mit der Zeit entstanden drei hintereinander gestaffelte Mühlengebäude im Leukkessel. Es handelte sich um eine Gerb-, eine Walk- und eine Ölmühle.
Transportweg Saar Unmittelbar am Ufer der Saar ließ sich in Saarburg ein aus Frankreich stammender Glockengießer nieder und begründete an diesem Standort den Familienbetrieb Mabilon. Die Werkstatt dieser Glockengießerei kann noch heute besichtigt werden. Eine flussnahe Lage war für den Herstellungsprozess wie auch den Vertrieb gleichermaßen Bedingung. Wasser wurde benötigt, „(...) für den mit Ziegeln hohl aufgemauerten Kern aus Lehm, der dem späteren Inneren der Glocke entspricht, und für die Reinigung der bronzenen Klangkörper nach ihrer Befreiung von Mantel und Kern“ (Henss, 2019, S. 103). Auch konnten über den Fluss die teilweise tonnenschweren Glocken verbracht werden, was sich gegenüber dem Transport auf dem Landweg als immenser Vorteil zeigte. Über die Saar ließen sich die Flüsse Mosel und Rhein und die dort gelgenen Städte erreichen. Von dort aus wiederum konnten die Produkte über die Nordsee und die dortigen Seehäfen in alle Welt verschifft werden. Auf diese Weise ließ sich ein sehr großer Absatzmarkt beliefern.
Diese Situation änderte sich grundlegend mit dem Aufkommen der Eisenbahn im 19. Jahrhundert. Sie war gegenüber dem Flussverkehr aufgrund ihrer Schnelligkeit und ihrer Zuverlässigkeit im Vorteil. So heißt es in einer Beschreibung der Stadt: „Die Lage der Stadt dicht am Fluß und an Bächen und die reichliche Gewinnung einer vorzüglichen Lohrinde ganz in der Nähe haben die Thätigkeit der Einwohner fast ausschließlich auf Schifffahrt und Lederfabrikation hingewiesen. Diese Erwerbszweige, sonst schwunghaft betrieben, sind verkümmert seitdem die neuen, großartigen Anlagen sich auf’s Land gleichsam zurückgezogen haben und der Transportweg vom Wasser auf’s Land sich versetzt hat“ (Hewer 1862, S. 6). Auch heute noch profitiert Saarburg von der Lage am Wasser: Der Leukbach mit seinem künstlichen Wasserfall dient der Stadt als Wahrzeichen und wird ebenso wie das Mühlenmuseum Hackenberger Mühle und das Museum Glockengießerei Mabilon gerne besucht.
(Constanze Kremer-Schraut, Universität Koblenz-Landau, 2019)
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