Die von dem Ingenieur Dreyer entworfene und 1881 zur Baugenehmigung vorgelegte Planung war hinsichtlich Gesamtanlage und architektonischer Gestaltung von großer Einfachheit und Klarheit geprägt. Der Schacht mit Schachthalle und Fördergerüst bildete zusammen mit der Kaue eine direkt neben den Gleisen der Verbindungsbahn angeordnete Zeile. Gegenüberliegend waren in einer zweiten Zeile, entlang einer exakt eingehaltenen Fluchtlinie, alle anderen Bauten der Übertageanlage aufgereiht: Werkstätten, Büro und Magazin, Doppelfördermaschinenhaus, Kesselhaus und Pferdestall für 40 Pferde. Beide Zeilen begrenzten einen ca. 33,0 m breiten, längsorientierten Zechenplatz. Alle Gebäude, einschließlich Schachthalle bis in Höhe der Hängebank, waren massiv in Ziegelstein errichtet und hatten tonnenförmige, mit Wellblech gedeckte Dächer, die in enger Reihung zum Zechenplatz orientiert waren. In konsequenter Fortentwicklung waren die Schächte 7 (1897-99) und 10 (1911-13) östlich und westlich von Schacht 3 so angeordnet, dass alle drei Fördergerüste auf einer Linie lagen. Die Schachthalle des Schachtes 10 sprang jedoch weit in den lang gestreckten Zechenplatz hinein und bildete fortan dessen östlichen Abschluss. Die mit dem Hauptförderschacht 10 entstandene Kokerei ergab jenseits der Gleisanlagen des Zechenbahnhofes mit Koksöfen und Bauten der Nebenproduktenanlage eine dritte Zeile, an die sich weitere Funktionsteile der Kokerei angliederten. Nachdem die Schachtanlage bereits nach Inbetriebnahme des Zentralförderschachtes 12 um 1932 durch Abbrüche deutlich reduziert worden war, wurde der Komplex durch Abbrüche in jüngerer Zeit in einen Zustand versetzt, der kaum noch eine Vorstellung von der ursprünglichen Gesamtdisposition erlaubt. Überliefert wurde die topographische Dominanz der Schachtanlage mit dem auf einer ebenen Hügelkuppe hoch über den Häusern des südlich gelegenen Stadtteils Schonnebeck aufragenden Fördergerüst des Schachtes 10. Nach Stilllegung der Zeche Zollverein im Dezember 1986 wurde schon 1988 ein Nutzungskonzept für das Gelände dieser Schachtanlage unter dem Namen „Bürgerzentrum und Handwerkerpark“ entwickelt. Wegen des schlechten Bauzustandes ließen sich leider der Abbruch der Schachthalle mit seinen beeindruckenden Einrichtungen zur Seilfahrt und die direkt daran anschließende Kaue nicht verhindern. Auch einige Werkstattbauten wurden leider abgebrochen. Im Rahmen der IBA Emscherpark entstanden neue Gewerbebauten. Durch intensive Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden sind im Umfeld der denkmalwerten Bauten akzeptable und denkmalverträgliche Neubauten entstanden. Die denkmalwerten Bauten wurden umgenutzt. Sehenswert ist die museale Nutzung der Fördermaschinen- und Umformergebäudes mit Gastronomiebereich in unmittelbarer Nachbarschaft der erhaltenen Elektrofördermaschine.
(Walter Buschmann, 2010)
Literatur
Busch, Wilhelm; Schupp, Fritz; Kremmer, Martin (1980)
Bergbauarchitektur. In: Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland 13, Köln.
Buschmann, Walter (1998)
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Geschichtswerkstatt Zollverein (Hrsg.) (1996)
Zeche Zollverein. Einblicke in die Geschichte eines großen Bergwerks. Essen.
Großmann, Joachim (1999)
Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft. Essen.
Mainzer, Udo (2006)
Zeche und Kokerei Zollverein. Das Weltkulturerbe. Worms.
Reif, Heinz; Winter, Michael (1986)
Essener Zechen. Zeugnisse der Bergbaugeschichte. Essen.
Vereinigte Stahlwerke (Hrsg.) (1934)
Die Steinkohlenbergwerke der Vereinigte Stahlwerke. Die Schachtanlage Zollverein in Essen-Katernberg, 2 Bände. Essen.
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