Das historische Ortszentrum von Stoppenberg besteht aus dem Kapitelberg als kirchlichem sowie zwei Plätzen als politisches und wirtschaftliches Zentrum, die in der Phase der Industrialisierung ausgebaut wurden. Als einziger Stadtteil verfügte Stoppenberg somit über einen vorindustriellen Kern, von dem aus die weitere Siedlungsentwicklung vonstatten ging.
Der Kapitelberg war bereits im 11. Jahrhundert durch die Errichtung der Stiftskirche besiedelt. Der unterhalb gelegene Friedhof Schwanhildhöhe weist überwiegend Bestattungen des 19. und 20. Jahrhunderts auf, ist jedoch vermutlich älter. Das Kloster verlor 1813 im Zuge der Säkularisation vorübergehend seine Funktion. Seit 1965 nutzen Nonnen des Ordens Karmel Maria in der Not wieder die Gebäude. Die Errichtung des Stiftes auf dem Kapitelberg erfolgte unter Ausnutzung der Geländetopographie in erhabener Lage zur Erzeugung wichtiger Blickbeziehungen in die Umgebung und zur kirchlichen Repräsentation. Das Erschließungssystem der Straßen, aus den Niederungen kommend, ist auf den Kapitelberg ausgerichtet.
Unterhalb des Kapitelbergs markiert der Stoppenberger Platz das politische Zentrum mit Altem Rathaus und Postgebäude. Das Stoppenberger Rathaus, dessen ältester Gebäudekomplex 1876 errichtet wurde, ist baulich in der typischen Gestaltung vor dem Ersten Weltkrieg mit repräsentativer Schauseite gestaltet worden und hat sich in die Bauflucht eingefügt. Mit dem rasanten Bevölkerungsanstieg in der Industrialisierungsphase wurden weitere Anbauten in den Jahren 1895, 1901 sowie 1924 in die Schwanhildenstraße und ein Ausbau des Verwaltungsapparates für Stoppenberg notwendig. Bis zur Eingemeindung 1929 nach Essen hatte sich die Bürgermeisterei Stoppenberg, zu deren Verwaltungsgebiet auch Katernberg und Schonnebeck gehörten, zur größten preußischen Landgemeinde entwickelt. Dem Rathaus gegenüber befindet sich die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Nikolausschule, die heute unter Denkmalschutz steht.
Die heutige Bebauung des Ortszentrums präsentiert sich in regelmäßigen Stadtquartieren und nördlich und südlichen Hauptstraßenverbindungen. Neben der baulichen Überlieferung der romanischen Basilika aus dem Mittelalter erfolgte insbesondere nach 1900 eine intensive bauliche Erschließungsphase. 1907 wurde die katholische Pfarrkirche Sankt Nikolaus eingeweiht. Bereits 1900 entstand die Evangelische Thomaskirche. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1952 baulich erneuert. Nach der Thomaskirche entstand der Barbarossaplatz mit einer längsrechteckigen Grundrissform und einer Baumreihe an der westlichen Seite. Gegenüber liegt die Evangelische Kirche, woraus sich eine bewusste städtebauliche Gestaltung ableiten lässt. Die Namensgebung sowie die am südlichen Platzende mit Gebäuden im Schultenkamp geschaffene Eingangssituation deuten ebenfalls darauf hin. In der Bürgermeistereikarte von 1904 ist der Platz noch nicht eingezeichnet. Funktional war der Barbarossaplatz Wirtschaftszentrum und jährlich fand die Stoppenberger Kirmes jeweils an einem Sonntag nach Cosmas und Damian im September statt. Sie wurde auch „Knüppelkirmes“ genannt, da ab diesem Datum die Knüppel genannten Dreschflegel herausgeholt wurden. Die Kirmesbuden standen auf dem Platz wie auch auf den ihn umgebenden Straßen.
An der Westflanke des Kapitelberges wurde 1886 das St. Vinzenz Krankenhaus für die Unfallverletzten und Lungengeschädigten aus dem Bergbau unter Verantwortung der Kirchengemeinde St. Nikolaus eröffnet (erbaut 1881). Mehrfach mussten Erweiterungsbauten aufgrund der zunehmenden Zahl an im Bergbau Tätigen vorgenommen werden, die gleichzeitig die Existenzgrundlage des Krankenhauses darstellten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark zerstört. Bis heute hat es seine Funktion erhalten und wird als Krankenhaus betrieben.
(Nicole Fischer und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Fachbereich Umwelt, 2010)
Literatur
Breidenstein, Karl; Rieken, Walter (1991)
Stoppenberg in alten Ansichten. o. O.
Großmann, Joachim (1999)
Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft. S. 66 ff, Essen.
Kania, Hans / Regionalverband Ruhr (Hrsg.) (1999)
Industrielle Kulturlandschaft Zollverein. (Route der Industriekultur 2.) S. 57 ff, Essen.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.