Historischer Stadtkern Grieth

heute teilweise Ortstteil Kalkar-Grieth

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Kalkar
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 47′ 13,68″ N: 6° 18′ 56,85″ O 51,78713°N: 6,31579°O
Koordinate UTM 32.314.870,83 m: 5.740.771,31 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.521.833,75 m: 5.739.265,82 m
  • Der Rheindeich und das Deichvorland bei Grieth im Kreis Kleve (2015).

    Der Rheindeich und das Deichvorland bei Grieth im Kreis Kleve (2015).

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    Grieth bei Kalkar (2020)

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  • Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

    Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

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  • Der Rhein bei Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014)

    Der Rhein bei Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014)

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  • Das Deichvorland bei Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014).

    Das Deichvorland bei Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014).

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  • Hochwasserschutz für Grieth (2014).

    Hochwasserschutz für Grieth (2014).

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  • Das ehemalige Städtchen Grieth am Rhein, heute Stadtteil Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014).

    Das ehemalige Städtchen Grieth am Rhein, heute Stadtteil Kalkar-Grieth im Kreis Kleve (2014).

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  • Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

    Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

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  • Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

    Die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve (2015).

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  • Der Fußweg auf der Eisenbahnbrücke bei Griethausen (2015).

    Der Fußweg auf der Eisenbahnbrücke bei Griethausen (2015).

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  • Die Pfeiler der Eisenbahnbrücke bei Kleve-Griethausen (2015).

    Die Pfeiler der Eisenbahnbrücke bei Kleve-Griethausen (2015).

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Die wirtschaftliche und räumliche Entwicklung der historischen Stadt Grieth stand in starker Abhängigkeit zu der Anbindung an den Rhein. Nach einer kurzen wirtschaftlichen Blüte im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit folgte ein Niedergang, als die Anbindung an den Rhein verlorenging.

Grieth liegt im Norden des niederrheinischen Tieflandes südöstlich von Emmerich am westlichen Rheinufer auf einer jungholozänen Terrasse. Das Umfeld ist durch zahlreiche Altwasserarme und leicht erhöhte Niederungsplatten gegliedert. Die Stadt wurde auf einem riedbewachsenen Kiesbuckel - dem Griet - am unteren Ende des Wisselward 17-19 Meter über NN angelegt.

Rheinlaufverlagerungen
Die Entwicklung und das Wirtschaftsleben der Stadt Grieth wurden erheblich durch den jeweiligen Rheinlauf und seine Veränderungen beeinflusst. Die heutige Lage von Grieth ist im Wesentlichen das Ergebnis der Entwicklungen des Grietherbuscher-, Grietherorter- und Bylerward-Mäanders. Durch die Veränderungen dieser drei ehemaligen Stromschlingen sind die variierenden Entfernungen des Flussbettes von der Nord- und Ost-Seite der Stadt begründet. Der Verlauf der Stromschlingen ist durch die Altrheinarme von Bienen und Grietherort sowie den zwischen dem Volksgatt im Norden und dem Gänseward-Hof im Süden ausgebildete Kalflack-Bogen erkennbar.

Zum Zeitpunkt der Gründung von Grieth 1250 floss der Rhein am Siedlungskern im Nordosten vorbei. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war das Flussbett auf die Nordseite der Stadt verschoben. 1556/57 kommt es wegen dem Durchbruch des Grietherbuscher Strombogens zu einer Verlagerung des Stromes. Grieth hatte danach lediglich über den südlich ausgebildeten Nebenarm, dem Haeven, direkten Kontakt zum Hauptstrom. 1644 wird der Durchstich der künstlich begradigten Bylerward-Krümme durch Emmerich vollzogen. Diese Begradigung war als Schutzmaßnahme für Emmerich gedacht, da die Stadt durch einen Eingriff im 13. Jahrhundert unterhalb von Grieth immer wieder durch den Hauptstrom bedroht wurde. Diese Emmericher Begradigung und eine weitere 1649 hatten jedoch zur Folge, dass der zum Oberstrom aktive Gegenbogen bei Grieth in das linke Rheinufer einschnitt und zwischen 1631 und 1708 östliche Stadtviertel von Grieth zerstörte. 1730 beginnt der Rhein die östliche Stadtfront zu verlassen. Durch diese Verlagerung wird wiederum die Ausbildung des Grietherorter Mäanders eingeleitet, die erst mit dem Durchstich des Griether Kanals, 2636 Meter lang, 19 Meter breit, 1819 ihren Abschluss findet. Seit diesem Durchstich fließt der Rhein wieder östlich von Grieth vorbei. Hierbei waren auch die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt durchgeführten wasserbaulichen Maßnahmen von stabilisierender Bedeutung.

Siedlungsentwicklung
Grieth ist eine klevische Stadtgründung des Jahres 1250. Die Gründung von Grieth erfolgte wahrscheinlich auf unbebautem Gelände: „in insula Wischel quod Grithe dicitur“. Grieth bildete eine Art Festungsdreieck mit den Städten Kleve und Kalkar. Die Verkehrsanbindung von Grieth bestand in erster Linie aus der Rheinlage. Die spätmittelalterliche Handelsstraße, die von Köln über Xanten und Kalkar in die Niederlande führte, lag dagegen weit abseits.

Wahrscheinlich ist Grieth noch im Spätmittelalter durch Mauern und Tore befestigt worden. Der nördliche Turm der Burg, war gleichzeitig ein Turm der Stadtmauer. Zwei der Tore lagen im Westen auf der Schloß- und der Legestraße. Das wahrscheinlich dritte Tor lag im Süden auf dem Schuldamm. Dieses Tor ist auch durch die Flurbezeichnung „Rheinpfortengarten“ belegt. Insgesamt wurden durch die Befestigung 5 ha umwehrt. Der Verlauf der Mauern ist durch die Straßen Stadtwall und Schifferdamm inclusive Haus Grieth nachgezeichnet.

Handel
Durch die Rheinlage und die verliehenen Privilegien erhielten in der ersten Entwicklungsphase der Stadt die Handelsfunktion und die Schifferei zentrale wirtschaftliche Bedeutungen für Grieth. Seit dem 15. Jahrhundert ist Grieth auch im überregionalen Handel tätig. Für diese Zeit sind Hansekontakte und hansische Kaufleute, die aus Grieth stammen, nachweisbar. Ein wichtiger Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung war, neben der schon in der Handfeste von 1254 erteilten Zollfreiheit, die Verlagerung des Huissener Zolls 1335 nach Grieth und die Verlagerung des Büdericher Zolls nach Grieth zwischen 1472 und 1485. In Zusammenhang mit der Verlegung des Huissener Zolls steht möglicherweise der Bau der Burg von Grieth beziehungsweise Haus Grieth. 1371 wird die Burg als huys des Grafen von Kleve erstmalig erwähnt.

Rheinstromverlagerung
Seit dem 16. Jahrhundert verliert die Stadt allmählich an Bedeutung für den Handel. Ursachen waren dabei der Abbruch der Hansekontakte, mit dem Ende 16. Jahrhundert über das Herzogtum Kleve hereinbrechende Kriege, die bis zum Utrechter Frieden 1713 dauerten, die Veränderungen des Rheinverlaufes und zahlreiche Stadtbrände im 16. und 17. Jahrhundert. 1588 war das ehemals am Rhein gelegene Melatenhaus weggespült worden. Zwischen 1631 und 1708 werden östliche Teile der Stadt durch die Verlagerung des Rheines zerstört. Die Verlagerungen des Rheinlaufes in den Folgejahren nach 1708 in die von Grieth abgewandte Richtung führen dazu, dass Grieth seit 1730 nicht mehr mit dem Schiff zu erreichen ist. Am 29. Februar 1784 kam es zu einem mit Eis vermischten Hochwasser, bei dem auch Grieth vollständig überschwemmt wurde.

Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert
Bis in das 20. Jahrhundert hat es keine Siedlungsentwicklung außerhalb des mittelalterlichen Stadtkernes gegeben. Der bis 1857 im Stadtkern bei der Kirche gelegene Friedhof wurde durch einen Friedhof westlich der Stadt ersetzt, eine Erweiterung fand 1883 statt.
Eine nennenswerte wirtschaftliche Entwicklung gab es erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder, bedingt durch Käsefabrikation ab 1830 und zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch zwei Molkereien, zwei Fassreifenfabriken und eine Tabakgroßhandlung. Eine der Molkereien befand sich an der Ecke Marktplatz/Legestraße. Die Standorte der Fassreifenfabriken waren an der Legestraße gegenüber der Molkerei und am Stadtwall im Bereich der Mündung Kirchhofstraße. Diese Betriebe erreichten regionale Bedeutung.

1850 wird eine Pumpennachbarschaft am Markt gegründet, die 1885 insgesamt 28 Haushaltungen zählt. 1901 gibt es drei öffentliche Pumpen. Die Standorte waren am Marktplatz, an der Limmerstraße und an der 1876 neu errichteten Schule. Der Brunnenschacht der Pumpe am Marktplatz wurde im Zuge der Neupflasterung des Marktes von 1986 wiederentdeckt. In Verbindung mit einer Dorferneuerungsmaßnahme wurde an dieser Stelle ein Brunnenhäuschen errichtet.1908 wurde die Kanalisation gebaut.

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg
1944 wurde eine der beiden Fassreifenfabriken durch Luftangriffe zerstört. 1945 kam es in Folge der britischen Operation Veritable (Blockbuster) zu erheblichen Kriegsschäden in Grieth. So wurde zum Beispiel am 5. März 1945 die Kirche beschädigt, die zwischen 1949 bis 1959 wieder instandgesetzt worden ist. Während dieser Operation lag Grieth im Kampfgebiet der 43. britischen Division. Im Zuge der Verteidigungsmaßnahmen wurden von deutscher Seite eine größere Zahl von Dämmen durchstochen. Dies und ein besonders feuchter Winter hatten zur Folge, dass weite Bereiche überschwemmt wurden und sich eine Anzahl von Binnenseen bildeten. Grieth lag in diesem Zusammenhang im Bereich eines der flächenmäßig größten Überschwemmungsgebiete.

(Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2014)

Literatur

Gorissen, Friedrich (1954)
Grieth. Das siebenhundertjährige Schifferstädtchen am Niederrhein. Kleve.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 527, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Ilgen, Theodor (1921)
Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, I. Ämter und Gerichte. Entstehung der Amtsverfassung und Entwicklung des Gerichtswesens vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Band 38.) Nr. 153, Bonn (Neudruck 1978).
Scholz-Babisch, M. (1971)
Quellen zur Geschichte des klevischen Rheinzollwesens vom 11. bis 18. Jahrhundert. (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit, XII = Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit, Teil III.) Wiesbaden.
Wensky, Margret (1992)
Grieth. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung X, Nr. 53.) Bonn.

Historischer Stadtkern Grieth

Schlagwörter
Ort
47546 Kalkar - Grieth
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1250

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