Die Barbarathermen wurden in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. errichtet und zählten zu dem Aufbauprogramm, das unter den antoninischen Kaisern eingeleitet wurde.
Die römische Thermenanlage Die Barbarathermen wurden in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. errichtet und zählten zu dem Aufbauprogramm, das unter den antoninischen Kaisern eingeleitet wurde. Dafür wurde zuvor ein Gebiet mit römischer Wohnbebauung niedergelegt. Erwähnenswert ist, dass sich die Bauform des Thermen-Grundrisses sich eher an nordafrikanischen Vorbildern orientierte, wie den hadrianischen Thermen in Leptis Magna, und nicht an stadtrömische Anlagen: Sowohl Schwimmbecken, wie auch der Warmbadsaal ragten aus der Gebäudefront heraus und im Kaltbadesaal waren Wasserbecken an der Seite angebracht. Die Thermen hatten einen wohl dimensionierten offenen Platz, der mit Säulenhallen umgeben war. Dort angeschlossen folgten das Frigidarium (Kaltbadesaal), das Tepidarium (lauwarmes Bad) und das Caldarium, der Heißbadesaal.
Das Hauptaugenmerk wurde auf die Funktionalität der Anlagen und die künstlerische Ausgestaltung gelegt. Für die künstlerische und luxuriöse Ausstattung der Thermen wurden sogar Materialien aus Nordafrika, Ägypten und der Türkei verbaut. Dem gegenüber zeichneten sich die Kaiserthermen, die gegen Ende des dritten Jahrhunderts erbaut wurden, durch ihre schiere Größe und Vielfältigkeit aus. Antike Bäder mit ihren verschieden temperierten Wasserbädern, Gymnastikplatz, Aufenthaltsräumen und Läden dienten nicht nur der Hygiene und der körperlichen Ertüchtigung, sondern auch der Muße und der Entspannung. Die Thermen waren auch Treffpunkte von Freunden und Geschäftspartnern, wo man aktuelle Tagesereignisse besprach und Beziehungen knüpfte, weshalb Römer manchmal sogar ganze Tage in ihren Bädern verbrachten. Die Barbarathermen waren zum Zeitpunkt ihrer Errichtung nach den Trajansthermen in Rom die zweitgrößte Anlage dieser Art im römischen Reich. Die komplette Thermenanlage mit allen dazu zählenden Teilen nimmt eine Fläche von 4,2 Hektar (172 x 240 Meter) ein – vier römische Insulae (insula = römischer Straßenblock). Allein der Badetrakt misst 172 x 96 Meter.
Nachrömische Zeit, Mittelalter und Neuzeit Nach dem Abzug der Römer verlor die alte römische Thermenanlage ihre eigentliche Funktion, diente aber der einheimischen Bevölkerung mit ihren dicken Mauern im Falle von Bedrohungen Schutz – etwa bei den zahlreichen germanischen Einfällen im 5. Jahrhundert. Der Name „Barbarathermen“ geht auf das Fischerdorf „Barbeln“ zurück, das als Vorort der mittelalterlichen Stadt fungierte und mit seiner heute nicht mehr existenten Kirche St. Barbara aus den Ruinen der Thermen entstand.
Auf dem Gelände der Anlage wurden später zwei Kirchen errichtet, die heute jedoch nicht mehr existieren. Gesichert ist die Existenz der Kirche Sankt Salvator, wohingegen die Indizien für die Kirche Sankt Maria ad Pontem nicht eindeutig sind (vgl. dazu den „Plan von Trier 1610“ in der Mediengalerie). Wohl seit dem 11. Jahrhundert lebte die Trierer Ministerialenfamilie de Ponte (= von der Brücke, möglicherweise so genannt wegen eines Dienstamtes an der Römerbrücke) auf dem Areal, das seinerzeit außerhalb der noch unfertigen mittelalterlichen Stadtmauer lag. Die Familie des berüchtigten Burggrafen Ludwig de Ponte (~1070-~1140) unterhielt darin einen Kastellbau mit einen massiven Wohnturm, dem so genannten „Richardsturm“ (Bast 1918 und Knöchel 2002). Im 17. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Wehrbefestigung eingeebnet, Teile wurden 1674/75 von französischen Truppen gesprengt. Es entwickelte sich eine Grünfläche, die auch die römischen Überreste überdeckte. Trierer Jesuiten verwendeten die Steine als Baumaterial für ihr Kolleg. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Fläche allmählich wieder freigelegt.
Die Trierer Barbarathermen sind seit 1986 Teil des UNESCO-Welterbes „Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Die Ministerialität des Erzstifts Trier. Beiträge zur Geschichte des niederen Adels. (Trierisches Archiv, Ergänzungsheft XVII.) S. 38-42, Nr. 66, Trier.
Römerbauten in Trier, Porta Nigra, Amphitheater, Barbarathermen, Thermen am Viehmarkt, Kaiserthermen. (Führungsheft 20.) S. 77ff, Koblenz / Mainz.
Knöchel, Franz-Josef (2002)
Befestigte Wohnanlagen im mittelalterlichen Trier. Mit einer Karte und drei Abbildungen. In: Kurtrierisches Jahrbuch 42, S. 85-103. S. 94-97, Trier. Online verfügbar: www.mgh-bibliothek.de, abgerufen am 01.07.2012
Kuhnen, Hans-Peter (2001)
Das römische Trier. Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft. S. 102-113, Stuttgart.
Landesbildstelle Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1984)
Trier und seine Region im Luftbild. S. 48, Koblenz.
Ternes, Charles-Marie (1975)
Römer an Rhein und Mosel, Geschichte und Kultur. S. 248, Stuttgart.
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