Es gab verschiedene Arten von Seen. So wurde unterschieden in Speicherseen, die für den Mühlenbetrieb des Klosters wichtig waren. Hierbei handelt es sich um den Binsensee, Tiefen See, den Roßweiher und den Hohenackersee, die sich oberhalb des Klosters befinden. Sie waren für den Betrieb der Klostermühle wichtig.
Unterhalb des Klosters befanden sich die mit dem Wasser der Salzach aufgestauten Seen: Gartensee, Billensbacher See (Schleifmühlensee), Abt-Gerung-See, Elfinger See und Aalkistensee. Diese Seen waren neben der Fischzucht auch für die Wiesenwässerung von Bedeutung. Die Speicher- und Stauseen waren mit Dämmen und Überläufen ausgestattet. Ein weiterer Seentyp waren die Laichseen. Nach der Beschreibung von Sebastian Peringer von 1561 und dem Lagerbuch von 1562 gab es westlich des Seedamms des Billensbacher Sees drei Laichseen, die von Sebastian Peringer 1561 als solche bezeichnet wurden.
Die Anlage der ersten Seen erfolgte kurz nach der Gründung des Klosters Maulbronn 1147. Der Tiefe See, der für den klösterlichen Mühlenbetrieb unerlässlich war, muss bereits zwischen 1225 und 1250 existiert haben, da die ältesten Teile der Klostermühle intra muros aus dieser Zeit stammen. Da der dem Tiefen See vorgeschaltete ehemalige Binsensee in erster Linie als Sandfang diente und das Grabensystem im Graubrunnenwald das Wasserdargebot für den Tiefen See deutlich erhöhte, dürften diese ebenfalls in dieser Zeit entstanden sein. Zu den ältesten Seen gehört vermutlich auch der ursprünglich natürliche Rossweiher (Müller u. Stober 2011, S. 21), da er mit dem zugehörigen Grabensystem bedeutend für die Brauchwasserversorgung des klösterlichen Mühlen- und wirtschaftsbetriebs beitrug.
Um die Wasserversorgung der über 20 größeren und kleineren Seen sicherzustellen, wurden im Umland feingliedrig wasserbautechnisch innovative Grabensysteme angelegt. Die Fischzucht muss im Spätmittelalter eine lukrative Einnahmequelle des Klosters gewesen sein. Hierauf lassen die künstlich geschaffenen Fischgewässer schließen, die vor 1561 angelegt worden sein müssen, da sie damals bereits von Sebastian Peringer als in einem ungepflegten Zustand befindlich beschrieben wurden. Zwei weitere nicht genannte Seen, der obere und untere Reutsee, dürften ebenfalls zu diesem spätmittelalterlichen Graben- und Seensystems gehört haben. Ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung der Fischzucht für den Klosterbetrieb ist der zum Wasserbewirtschaftungssystem gehörende Abt-Gerung-See, dessen Namensgeber im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts der Maulbronner Abt war und vermutlich den Weiher anlegen ließ.
Insgesamt verfügte das Kloster Maulbronn über insgesamt 19 größere und kleinere Seen, die zum Wasserbewirtschaftungssystem gehörten (Größenangaben aus dem Lagerbuch 1575):
- Aalkistensee (40 Morgen)
- Abt-Gerhard-See (10 Morgen)
- Billensbacher See (acht Morgen)
- Binsensee (zwei Morgen)
- Capellsee
- drei Laichseen unterhalb des Dammes des Billensbacher Sees (insgesamt zwei Morgen)
- drei Seen im Hilsenbeuer Rain (insgesamt ca. zwei Morgen)
- Elfinger See (20 Morgen)
- Gartensee (fünf Morgen)
- Hohenackersee (sechs Morgen)
- Oberer Reutsee
- Rossweiher (30 Morgen)
- Sickinger See (zwei Morgen)
- Tiefer See (vier Morgen)
- Wässerungssee
- Krämersee
Darüber hinaus befanden sich noch vier Seen außerhalb des Wasserbewirtschaftungssytems im Stadtgebiet Maulbronn:
- Zaisersweiher See (1561: 14 Morgen = ca. 4,4 Hektar, heute umfasst das Flurstück nahezu 4,2 Hektar)
- Unterer Reutsee
- Heumadensee in Schmie
- Schmietränksee bei Zaisersweiher
Heute sind nur noch fünf Seen vorhanden: Aalkistensee, Tiefer See, Possweiher, Höhenackersee und Reutsee. Die meisten sind zwischen 1761 und 1890 trockengelegt worden.
Seit 1993 gehört das Kloster Maulbronn (Zisterzienserabtei) aufgrund seiner hervorragenden baulichen Erhaltung, der Klosterlandschaft und als Zentrum der Stadt Maulbronn als Kulturerbe zur Liste der UNESCO-Welterbe-Stätten in Deutschland.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2013, 2021)