Roßweiher in der Klosterlandschaft Maulbronn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 00′ 7,59″ N: 8° 49′ 31,24″ O 49,00211°N: 8,82535°O
Koordinate UTM 32.487.225,86 m: 5.427.704,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.487.296,10 m: 5.429.437,23 m
Der See liegt in einer Senke der Stuttgart-Formation (altere Bezeichnung: Schilfsandstein), in deren obersten Schichten sich wasserundurchlässiger Tonstein befindet. Vor den anthropogenen Gestaltung der Landschaft war der Roßweiher ein sogenannter Himmelsteich, der hauptsächlich vom Niederschlag gespeist wurde und bei Hitze und Trockenheit trockenfallen konnte. Die ältesten Sedimente oberhalb der Stuttgart-Formation sind ins Frühmittelalter zu datieren und könnten mit damaligen Rodungen zusammenhängen.

Die Mönche des 1147 gegründeten Klosters Maulbronn integrierten den vorhandenen Roßweiher in das wasserbauliche System mit Seen, Weihern und Gräben für die Wasserversorgung des Klosters, die Fischzucht und die Wiesenwässerung. Am Roßweiher legten die Mönche Zulaufgräben an, durch die der Weiher mit Wasser gespeist worden ist. Hierdurch wurde das Einzugsgebiet in Richtung Schefenackerwald im Südwesten und Hamberg/Eichelberg im Südosten um ein Vielfaches vergrößert. Der Graben, der in südöstlicher Richtung führte, überschritt die Wasserscheide zwischen Rhein und Neckar, die sich nur ein paar hundert Meter östlich des Weihers befindet. Darüber hinaus legte man ein Abfluss- bzw. Überflussgraben zum Tiefen See und somit zur Salzach an. Dieser verläuft etwa 280 m unterirdisch und war 40 cm breit (Gillich 2017, S. 277). Der Wasserstand des Weihers kann über eine Stauwehr an der Nordseite des Weihers reguliert werden.

Durch Sedimentation seit dem Frühmittelalter hat sich die Wasserfläche um etwa 66% und das Volumen um rund 80% verringert; das heutige Volumen beträgt rund 30.000 m3.
Da wichtige Abschnitte der Zulaufgräben heute unterbrochen sind, hat sich das Einzugsgebiet des Roßweihers erheblich verkleinert (Seidenspinner 1989, S. 283-285). Der Wasserspiegel des Weihers unterliegt deutlichen Schwankungen. In Jahren mit wenig Niederschlag kann der See im Sommer trockenfallen (Wolf 2000, S. 224). Der Weiher wird bei Bedarf ganz oder teilweise abgelassen (Sömmerung), wodurch einzelne Pflanzen „aussamen“ können. Der Roßweiher wird auch heute für die Aufzucht von Jungfischen genutzt.

1937 wurden der Weiher und das angrenzende Gebiet unter Naturschutz gestellt. Es gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2021)

Literatur

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Arnold, Susanne (2005)
Wasserwirtschaft im ehemaligen Zisterzienserkloster von Maulbronn = L'usage de l'eau dans le couvent cistercien de Maulbronn Einheitssacht. In: Water management in medieval rural economy, S. 183-187. Prague.
Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
Zisterzienserklöster als Gestalter der Kulturlandschaft. Das Beispiel des Klosters und der heutigen Weltkulturerbestätte Maulbronn. In: Religion und Kulturlandschaft, S. 22-35. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
Kulturlandschaftsanalyse Klosterlandschaft Maulbronn als Beitrag zum Landschafts- und Flächennutzungsplan der VG Maulbronn-Sternenfels. Endbericht: 15.4.2009. (Gutachten im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25 – Denkmalpflege, Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Maulbronn (nicht veröffentlicht).) Köln u. Kelberg.
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Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn - von der Stätte zur umgebenden Kulturlandschaft. Methodische Ergebnisse eines Fachgutachtens. In: UVP-Report 1+2, S. 13-23. Hamm.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter; Zickermann, Stephan (2010)
Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn. Ergebnisse eines historisch-geographischen Fachgutachtens. In: Analecta Cisterciensia 60, S. 47-78. Heiligenkreuz im Wienerwald.
Damminger, Folker (2018)
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Damminger, Folker; ; (2018)
UNESCO Welterbe - Kloster Maulbronn, das historische Wassersystem: Maulbronn, Enzkreis. In: Seitz, G. (Hrsg.): Archäologische Erlebnisorte zwischen Odenwald und Bodensee, S. 88-91. Heidelberg.
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Das Wassersystem des Klosters Maulbronn. Ein Projekt zur Bestandserfassung mit hochaufgelösten Laserscandaten. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg Band 46, Nr. 4, S. 275-281. o. O.
Gillich, Antje (2018)
Wasser als Ressource. Zur Erforschung des Wassersystems von Kloster Maulbronn. In: Krätschmer, M.; Thode, K. u. Vossler-Wolf, Chr. (Hrsg.): Klöster und ihre Ressourcen. Räume und Reformen monastischer Gemeinschaften im Mittelalter, S. 117-126. Tübingen.
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Die Zisterzienser und das Wasser unter besonderer Berücksichtigung der Abteien Bebenhausen, Maulbronn und Salem.. Petersberg.
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Der Roßweiherast des Maulbronner Kanalsystems. In: Planck, Dieter (Hrsg.): Maulbronn - zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, S. 575-594. Stuttgart.
Wolf, Andreas (2000)
Roßweiher. In: Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe, Stuttgart.
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Argumentationshilfen und Forderungen zum Erhalt Zisterziensischer Kulturlandschaften am Beispiel des historischen Wasserbewirtschaftungssystems in Maulbronn. ((Diplomarbeit Technische Universität Berlin.) Berlin.

Roßweiher in der Klosterlandschaft Maulbronn

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Ort
75433 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1147

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„Roßweiher in der Klosterlandschaft Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-339935 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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