Aalkistensee in der Klosterlandschaft Maulbronn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 48° 59′ 39,28″ N: 8° 45′ 51,09″ O 48,99424°N: 8,76419°O
Koordinate UTM 32.482.750,45 m: 5.426.842,66 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.482.818,91 m: 5.428.574,61 m
Der See hat aufgrund eines Erdfalls natürlichen Ursprung. Aus Untersuchungen des Sediments ist festgestellt worden, dass der See bereits Ende des dritten Jahrtausend v.Chr. bestanden hat. Kurz nach der Klostergründung haben die Mönche einen über sechs Meter hohen Erddamm angelegt um das Wasser zu stauen. Er wird wohl seinen heutigen Umfang im Laufe des 16. Jahrhunderts erhalten haben. 1561 hatte der See eine Größe von 30 Morgen (94.560 qm) und nach dem Lagerbuch von 1575 40 Morgen. Im Jahre 1749 hatte der See seinen größten Umfang von 49 Morgen (155.318 qm). Heute hat der See einen Umfang von 130.000 qm.

1553 wurde das Gewässer noch als Untereflinger See bezeichnet. Der heutige Name geht auf die sogenannten Aalkisten zurück, die für die lebendige Aufbewarung der Aale genutzt wurden.
Der See diente der Fischzucht der Mönche, die seit dem Spätmittelalter eine lukrative Einnahmequelle des Klosters war.

Der Aalkistensee wird von der Salsach gespeist. Da bis ins 19. Jahrhundert der Garten-, der Billensbacher See, der Abt-Gerung-See und der Elfinger See ebenfalls von der Salzach gespeist wurden, reicht das Salzachwasser nicht aus. Deswegen wurde ein ausgedehntes und feinmaschiges Grabennetz für die Speisung des Sees angelegt.

An der Nordwestecke des Sees lag die Aalkistenmühle in der Öllbronner Gemarkung, die für ihren Antrieb den Wasserüberlauf des Sees nutzte. Das Wasser wurde mittels einen Einlass in den Damm über einen Mühlgraben zur Mühle geleitet.

Die Fischzucht wurde 1967 wegen sehr starke Verschmutzung des Seewassers durch das ungeklärte Abwasser der Stadt Maulbronn eingestellt. Das Abwasser Maulbronns wurde bis 1953 ungereinigt und bis 1978lediglich nach mechanischer Reinigung in die Salzach eingeleitet. Sedimente im See sind Spuren von giftigen Schwermetallen gefunden worden, dievom Abwasser der Galvanik-Industrie in Maulbronn stammten. 1997 wurde der Seedamm saniert, da er als zu niedrig und zu steil eingestuft wurde. Bei den Sanierungsarbeiten wurden leider kulturhistorisch wertvolle Bauwerke und alte Bäume entfernt.

Der Aalkistensee steht seit 1979 unter Naturschutz. Ein Problem ist allerdings die allmähliche Verlandung des Sees. Es ist aufwendig und teuer dies zu beheben. 1997 wurde der Damm saniert. Hierbei sind Altbäume und kulturhistorisch wertvolle Bauten entfernt worden.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Literatur

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Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
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Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn. Ergebnisse eines historisch-geographischen Fachgutachtens. In: Analecta Cisterciensia 60, S. 47-78. Heiligenkreuz im Wienerwald.
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Die Zisterzienser und das Wasser unter besonderer Berücksichtigung der Abteien Bebenhausen, Maulbronn und Salem.. Petersberg.
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Argumentationshilfen und Forderungen zum Erhalt Zisterziensischer Kulturlandschaften am Beispiel des historischen Wasserbewirtschaftungssystems in Maulbronn. ((Diplomarbeit Technische Universität Berlin.) Berlin.

Aalkistensee in der Klosterlandschaft Maulbronn

Schlagwörter
Ort
75433 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1250 bis 1300

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„Aalkistensee in der Klosterlandschaft Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-312752 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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