Kein geringerer als der königlich-preußische General-Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné (1789–1866) hat im Oktober 1858 den „Verschönerungsplan … von Neuenahr“ unterzeichnet. Diese kolorierte Federzeichnung „ist im Wesentlichen, den Kernbereich in der ehemaligen Flur ‚Auf den Brunnenwiesen’ betreffend, auch so zur Ausführung gelangt.“ So lautet die Quintessenz des Forschungsbeitrages, den die Geographin Nadja Hormisch in der Begleitpublikation zur Sonderausstellung „Peter Josef Lenné - Eine Gartenreise im Rheinland“ im Rahmen der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz veröffentlicht hat. Die Auswertungen bislang unbekannter Unterlagen im Archiv der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr („Kur AG“) hat dieses für die Forschung neue Bild der Bedeutung Peter Joseph Lennés für die Gründerjahre des Heilbades ergeben.
In den 1850er Jahren hatte der Ahrweiler Weinhändler Georg Kreuzberg die heute unter dem Namen „Apollinaris“ weltbekannten Quellen entdeckt. Dies war der Startschuss für die Gründung einer Aktiengesellschaft zum Aufbau eines Kurbetriebes. Neben einem Kurhotel gehörte der Kurpark zu den ersten Anlagen, die von der neuen Gesellschaft errichtet wurde, die 2008 ihr nunmehr 150jähriges Bestehen feierte. Gebäude, Garten- und Parkanlagen bildeten im Stil Lennés ein abgestuftes Ensemble unterschiedlicher Gestaltungsintensität, dass sich in die umgebende Landschaft fortsetzte und diese in die architektonische Gesamtkonzeption einbezog. Die Öffnung zur Landschaft sollte eine Ausbuchtung in Form eines Hippodroms unterstreichen, das sich in einer ersten Planung Lennés von 1856 zum südlich gelegenen Neuenahrer Berg hinzog. Dieser Planungsvorschlag wurde allerdings wohl wegen der Schwierigkeit der notwendigen Grundstücksankäufe nicht ausgeführt.
Möglich machte die Anlage des Kurparkes die vorausgehende Begradigung der bisher durch das gesamte Tal mäandrierenden Ahr, auf deren ehemaligen Kiesbänken der Kurpark angelegt wurde. Bis heute sind viele Elemente des (zweiten) Lenné’schen Entwurfs im Kurpark Bad Neuenahr erhalten. Dazu gehört neben dem Wegesystem, den Wiesen- und Gehölzstrukturen auch der Mühlenbach, eine für Lenné typische Verbindung eines technischen Versorgungsbauwerkes mit einem auf ästhetische Wirkung zielenden Landschaftselement.
Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Kur AG hat die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler 2012 den Park mit den aufstehenden Gebäuden erworben. Damit liegt es nun auch in der Verantwortung der Stadt, dieses gartenkulturelle Erbe zu restaurieren und zu pflegen. Angesichts des baulichen Investitions- und gärtnerischen Pflegebedarfes bleibt zu hoffen, dass Nadja Hormischs Wunsch in Erfüllung geht: „Die Entwicklung und das Überleben des Kurparks war und ist immer im Zusammenhang mit Heilbad und wirtschaftlichem Kurbetrieb zu sehen. Maßstab bei allem Tun und Handeln sollte aber grundsätzlich die zeitlos schöne Lenné-Planung von 1858 sein.“ (Hormisch, S. 187)
Denkmalzone / Kulturdenkmal, Hinweis Der Kurpark ist Bestandteil der Denkmalzone „Kurgartenstraße Kurbezirk“ und ist damit ein eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Ahrweiler 2018, S. 16). Im Zuge der Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 kam es zu schweren Schäden am Kurgarten (www.rhein-zeitung.de).
(Wolfgang Schlagwein, 2013)
Internet www.rhein-zeitung.de: Die Flut lässt eine verwundete Kurstadt zurück: Was die Wassermassen in Bad Neuenahr angerichtet haben (Rhein-Zeitung vom 16.07.2021, abgerufen 03.09.2021)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. S. 16, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Haffke, Jürgen (2013)
Bad Neuenahr. 150 Jahre Kur und Wellness als Faktoren der Stadtentwicklung. In: Koblenzer Geographisches Kolloquium 35, S. 41-59. Koblenz.
Haffke, Jürgen; Knöchel, Franz-Josef (2013)
Die Eifel als Tourismusgebiet. In: Die Eifel - Beiträge zu einer Landeskunde (Festschrift 125 Jahre Eifelverein 1888-2013, Band 2), S. 227-246. Düren. Online verfügbar: weinbau-ahrtal.de, PDF "Die Eifel als Tourismusgebiet", abgerufen am 12.02.2020
Hormisch, Nadja (2011)
„Der Kurgarten ist hier viel schöner wie in Carlsbad“. Entstehung und Entwicklung des Kurparks Bad Neuenahr. In: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz u. Landesmuseum Koblenz (Hrsg.): Peter Josef Lenné - Eine Gartenreise im Rheinland, S. 172-189. Regensburg.
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