Schloss Tüschenbroich wurde östlich des gleichnamigen Ortsteiles der Stadt Wegberg 1630 auf der Vorburg der abgebrannten Wasserburg Tüschenbroich errichtet. Deren Hauptburg befand sich auf dem benachbartenMottenhügel.
Geschichte und „Umgang“ von Schloss Tüschenbroich„ Als Graf Franz von Spiering 1624 die Wasserburg Tüschenbroich von der Familie von Schönebeck kaufte, gehörten folgende Werte dazu: “Die Herrlichkeit Tüschenbroich zählte damals mit etwa 300 Morgen Land zu den mittleren Gütern. Gut 200 Morgen dienten als Ackerland, der Rest bestand aus Wiesen und Weiden. Daraus errechnete sich ein Kapitalwert von rund 21.000 Reichstalern. Der Wert der 225 Morgen Wald, des Anteils von 100 Morgen am Petersholz und des Dyckerhofs belief sich auf weitere 11.000 Reichstaler. Noch einmal 10.000 Taler sind anzusetzen für Fischerei, Mühlen, Jagden, Brüchten. Insgesamt repräsentierte Tüschenbroich also einen Wert von rund 42.000 Talern„ (Wietzorek 2006, S. 106). Von Spiering hatte es jedoch zu einem “Schnäppchenpreis„ von 20.000 Reichstalern erworben und sich damit gleichzeitig als Grundherr in das Herzogtum Jülich einkaufen können. Der Herr von Tüschenbroich hatte die Holzgewalt op Meynweyde mit 1 voeder Holz (1633) und der Mühlenbann lag auf der benachbarten Ölmühle und der Tüschenbroicher Mühle. Auch einige der umliegenden Höfe gehörten zum sogenannten “Umgang„ des Schlosses (vgl. Jungbluth 1954). Nachdem noch im Kaufjahr die spätmittelalterliche Wasserburg Tüschenbroich auf dem Mottenhügel einem Brand zum Opfer gefallen war, ließ Graf Franz von Spiering auf dem Standort der Vorburg 1630 das Wasserschloss Tüschenbroich errichten. Seine Nachfahrin Ida Natalie von Spiering verkaufte das gesamte Gelände 1836 an den Erkelenzer Notar Hermann Josef Gormanns. Dieser vererbte es 1850 seiner Halbschwester Maria. Ab 1860 gehörte es der Familie Jungbluth, danach bis heute der Familie Krapoll. Da das Schloss im 19. Jahrhundert überwiegend unbewohnt blieb, verfiel es. Im Jahr 1876 stürzte während eines Sturmes am Nikolaustag der Südturm mit einem Teil des Hauptgebäudes ein (Wietzorek 2006, S. 107). Es wurde seitdem nicht wieder in seiner ursprünglichen Form aufgebaut.
Beschreibung Auf dem Gelände der ehemaligen bzw. spätmittelalterlichen Vorburg entstand das neue Schloss. Ob Fundamente und Mauern der Vorburg in den Bau des Wasserschlosses integriert worden sind, wurde bisher noch nicht untersucht. Die Grundsteinlegung fand am 11.05.1630 statt. “Die Anlage erhielt auf der Nordseite, auf der sich die Zufahrt befand und bis heute befindet, einen Wirtschafts- und Gesindeflügel. Westlich lagen Scheunen und Stallungen, südlich die herrschaftlichen Gebäude„ (Wietzorek 2006, S. 106). Es handelte sich ursprünglich um eine nach den Himmelsrichtungen ausgerichtete rechteckige Anlage mit einem Nord-, Süd- und Westflügel; nach Osten bildete vermutlich eine niedrigere Mauer die Abgrenzung (Wietzorek 2006, S. 106). Heute ist lediglich noch der Westflügel aus Backstein vorhanden, der zweigeschossig ist und über ein Satteldach verfügt. An ihn grenzt der massive viergeschossige Nordturm aus Backstein mit geschweifter Haube und hoher Laterne an. Der Südturm ist als Ruine erhalten. Nach Norden hin befindet sich eine Mauer mit dem ehemaligen Vorburgtor.
Kulturhistorische Bedeutung Schloss Tüschenbroich entfaltet mitsamt seiner unmittelbaren Umgebung eine insgesamt sehr hohe kulturhistorische Bedeutung. Es bestehen vielfältige, bis heute ablesbare räumlich-funktionale Zusammenhänge im nahen Umfeld: Die Tüschenbroicher Mühle und die Ölmühle waren Bannmühlen (bzw. Zwangsmühlen), die umliegenden Höfe gehörten zum “Umgang des Schlosses„. Zusammen mit den beiden erhaltenen Motten, der Landwehr sowie den undurchdringlichen, sumpfigen Bruchwäldern spiegelt diese Anlage sehr anschaulich die Methoden und Maßnahmen der mittelalterlichen Grenzsicherung wider: Hier wird sehr deutlich, warum die Wassenberger Unterherrschaft Tüschenbroich an der Grenze zwischen den Herzogtümern Geldern und Jülich in dieser Form und unter Ausnutzung der naturräumlichen Gegebenheiten angelegt worden ist. Neben der Vielfalt räumlich-funktionaler Zusammenhänge unterstreicht auch die zeitliche Tiefe, die bis ins Hochmittelalter reicht, seine kulturlandschaftliche Bedeutung.
Hinweise Das Objekt “Schloss Tüschenbroich„ ist ein eingetragenes ortsfestes Denkmal (Gemeinde Wegberg, UDB-Nummer 118, BODEON-Nr. 47885) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Tal der Schwalm (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 018)
(Peter Niehoff, NABU Naturschutzstation Haus Wildenrath e.V., 2013 / Ergänzungen durch LVR-Redaktion KuLaDig, 2017 / Ergänzungen durch Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege 2021)
Internet www.npr-meinweg.eu: Geschichte Wegberg (abgerufen 27.06.2013) www.ms-visucom.de: EBIDAT-Datenbank des Europäischen Burgeninstitutes, Tüschenbroich, Motte (Markus Westphal) (abgerufen 30.01.2017 / 18.05.2021) www.ms-visucom.de: EBIDAT-Datenbank des Europäischen Burgeninstitutes, Tüschenbroich, Wasserburg (Markus Westphal) (abgerufen 30.01.2017 / 18.05.2021) de.wikipedia.org: Tüschenbroich (abgerufen 30.01.2017)
Literatur
Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) S. 66, Bonn.
Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) S. 90, Bonn.
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (Hrsg.) (o.J.)
Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (REK). (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21.) Köln u.a..
Jungbluth, Hermann (1954)
Der Umgang der Herrlichkeit Tüschenbroich von 1717. In: Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1955, S. 50 - 55. o. O.
Wietzorek, Paul (2006)
Zum Titelbild: Schloss Tüschenbroich. In: Der Niederrhein Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern 73, Heft 3, S. 106-108. Krefeld.
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