Die Tüschenbroicher Ölmühle befindet sich am Südufer des Schlossweihers, an der Wegeverbindung zwischen Tüschenbroich und Geneiken.
Geschichte und Beschreibung Die Tüschenbroicher Ölmühle ist eine zum Schloss Tüschenbroich gehörige Bannmühle, die spätestens im 14./15. Jahrhundert, jedoch vermutlich erst nach der Tüschenbroicher Getreidemühle, errichtet wurde. Die heutige Mühlenanlage besteht aus einer dreiflügeligen Hofanlage in Fachwerk- sowie Backsteinbauweise, gebaut um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Mühlengebäude ist ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude mit geziegelten Gefachen. An der nordwestlich ausgerichteten Giebelseite, deren Gefache mittlerweile verglast sind, ist das Mühlrad angebracht. Das Mühlengebäude ist mit einem Rieddach versehen, das in den 1990er Jahren erneuert wurde. Das im Krieg zerstörte Mühlrad wurde ebenfalls wieder hergerichtet. Die Wassermühle mit unterschlächtigem Mühlrad erhält die Wasserkraft aus dem westlich vorgelagerten Weiher, der wiederum durch die reichhaltigen Rinnsale rund um Tüschenbroich gespeist wird. In der Regel wurde das Wasser aus den Rinnsalen des Bruchgebietes die ganze Nacht lang aufgestaut, um tagsüber das Mühlrad für zwei Stunden antreiben zu können. Eine Besonderheit der Ölmühle stellt der Antrieb für den Kollergang dar, dessen Welle in Deckenhöhe verläuft. Die Ölmühle hat, bedingt durch den Rückgang des Flachsanbaus, 1912 ihren Betrieb eingestellt und wird heute als Atelier genutzt.
Kulturhistorische Bedeutung Die Tüschenbroicher Mühle ist ein Bestandteil des Ensembles um Schloss Tüschenbroich innerhalb des Tüschenbroicher Waldes und es liegen mehrere räumlich-funktionale Zusammenhänge vor. Zum einen war sie eingebunden in den regional betriebenen Flachsanbau (niederrheinisches Flachsland). Die hiesige Bevölkerung verarbeitete den hier angebauten Flachs einerseits in den zahlreichen noch vorhandenen Flachsrösten in der Schwalmaue und ließen andererseits die Leinsamen (Flachssamen, aber auch Rübsamen/Raps) in den Ölmühlen zu Leinöl (oder Rapsöl) schlagen. Die idealen naturräumlichen Voraussetzungen für den Flachsanbau bzw. dessen Verarbeitung und die Anlage von Mühlen boten die naturräumlichen Gegebenheiten im Quellgebiet der Schwalm. Zusätzlich gehört sie als Bannmühle zu Schloss Tüschenbroich, welches als Zentrum der Wassenberger Unterherrschaft im Herzogtum Jülich sich hier in unmittelbarer Grenzlage zum Herzogtum Geldern befand. Bis heute sind diese funktionalen, räumlichen und herrschaftspolitischen Zusammenhänge ablesbar. Auch hat sich das Landschaftsbild spätestens seit dem 18. Jahrhundert hier unwesentlich geänderten. Daher ist die kulturhistorische Bedeutung der Tüschenbroicher Mühle als Bestandteil des Ensembles Tüschenbroicher Schloss und des niederrheinischen Flachslandes als sehr hoch einzustufen.
Hinweise Die Mühle wurde am 01. April 1985 als „Ölmühle in Tüschenbroich“ durch die Stadt Wegberg als Baudenkmal (lfd. Nr. 120, BODEON 47888 ) unter Schutz gestellt. Das Objekt „Ölmühle in Tüschenbroich“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Tal der Schwalm (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 018)
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Empfohlene Zitierweise
Peter Niehoff (2013), Stephanie Scheffler (2017), Nicole Schmitz (2021): „Ölmühle in Tüschenbroich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-264302 (Abgerufen: 20. Januar 2025)
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