Achtung: Der Mottenhügel darf nicht betreten werden!
Motte Tüschenbroich Mitten im heutigen, von den Zuflüssen der Schwalm gespeisten Weiher des Tüschenbroicher Schlosses liegt eine Niederungsmotte. Der kegelstumpfförmige Mottenhügel hat an seiner Basis einen Durchmesser von 65 Metern und wurde auf dem damals trockenen Boden 10 Meter hoch aufgeschüttet. Zusätzlich wurde er mit einem Wassergraben umgeben; er ist nur per Boot erreichbar. Das Plateau misst rund 41 mal 36 Meter. Dass es sich bei der Schlossinsel, auf der heute Schloss Tüschenbroich steht, um die bereits zur Motte gehörende Vorburginsel handeln soll, ist wenig wahrscheinlich. (Archäologische) Reste der Motte sind nicht erhalten (EBIDAT, Motte Tüschenbroich).
Im Geschichtlichen Atlas der Rheinlande werden vor Ort zwei Standorte von Motten lokalisiert. Aus der ersten entwickelte sich später die hier angesprochene Wasserburg (die zweite ist die Niederungsmotte im Kummerter Busch bei Tüschenbroich): Tüschenbroich I Anlage (Beschreibung, Datierung): Motte (später Wasserburg Schloss Tüschenbroich), hochmittelalterlich. Bausubstanz: Mächtiger Burghügel in Teich, 1624 nach einem Brand als Standort der Hauptburg aufgegeben und die bisherige Vorburg schlossartig ausgebaut. Historische Überlieferung: Das Geschlecht von Tuschenbroich 1172 erstmalig erwähnt. 1278 Wilhelm von Tuschenbroich als Gefolgsmann des Herzogs Walram von Limburg (REK 3, Nr. 2734). 1288 wird Tüschenbroich Offenhaus des Herzogs von Brabant als Herzog von Limburg. (Friedrich / Päffgen 2007)
Wasserburg Tüschenbroich Im Spätmittelalter wurden die vermutlich hölzernen Burggebäude durch Steinbauten ersetzt oder ergänzt. Möglicherweise wurde der Mottenhügel vor Errichtung der spätmittelalterlichen Wasserburganlage begradigt. Von dieser spätmittelalterlichen Anlage sind noch Reste des Nordwestturmes mit zwei anschließenden Stücken der Ringmauer sowie zwei Kellergewölbe und eine Treppe auf dem Mottenhügel erhalten. Aufgrund der Maße der erhaltenen Baureste ist laut Westphal (EBIDAT, Tüschenbroich, Wasserburg) „vermutlich von einer mehrflügeligen Burg auszugehen, deren Seitenlänge ca. 30 m betrug“. „Erst die Erbauer der spätmittelalterlichen Wasserburg Tüschenbroich (…) dürften Vorburg und Weiher angelegt haben“ (EBIDAT, Tüschenbroich, Wasserburg). Die Vorburg auf der quadratischen Insel und die Hauptburg auf dem Mottenhügel waren dann vermutlich durch eine Brücke miteinander verbunden. Bereits in dieser Befestigungsanlage soll eine Burgkapelle existiert haben (EBIDAT, Tüschenbroich, Wasserburg).
Geschichte 1172 wird ein Alard von Tüschenbroich erstmals als Besitzer erwähnt. Tüschenbroich war früher eine Unterherrschaft von Wassenberg und gehörte zum Herzogtum Jülich. 1190 wird Tüschenbroich in den Gütererwerbungen Philipps von Heinsberg aufgezählt (EBIDAT). Weitere Erwähnungen laut EBIDAT: „1278 wird Wilhelm von Tüschenbroich als Zeuge in einer Urkunde des Herzogs Walram von Limburg erwähnt. 1288 ist die Burg Offenhaus des Herzogs von Brabant. 1330 ging Tüschenbroich in den Besitz der Herren von Rheydt über und kam vor 1394 an die geldrischen Edelherren von Matlar. Durch Heirat gelangte Tüschenbroich 1450 an Johann von Melich“ (auch Melick oder Mehlich). Da die im Jahr 1456 erstmals erwähnte, in der Burg gelegene Kapelle sich nur auf die neue Wasserburg beziehen kann, muss diese spätestens um diese Zeit errichtet worden sein. Johann von Melich übertrug die Burg 1470 an Heinrich Hoen von dem Pesch, ein Teil ging an Syvaert von Eyll. „1531 ging die Herrlichkeit an das Geschlecht von Schönrode über, die es aber schon 1546 den Herren von Eyll überließen. Im Jahr 1563 erscheint Bernard von Eyll als Alleinbesitzer. Es folgte 1596 die Familie von Schönebeck, welche das Anwesen 1624 an den Freiherren Franz von Spiering verkaufte.“. (Markus Westphal, Wasserburg Tüschenbroich)
Im Spiegel der Schriftzeugnisse erscheint Tüschenbroich wie folgt (nach Frankewitz 2007): 1190Tuschenbroich (Archiv Niederrhein 4, S. 357; REK 2, Nr. 1386/31). 1416 „lieferbar nach Neuss oder nach Tüschenbroich“ (Urkundenbuch Harff 1, Nr. 232). 1533 „Haus“ (Urkundenbuch Mörs 3, Nr. 5162).
„Zum Grundbesitz von Tüschenbroich gehörten um das Jahr 1600 der Pachthof Dyckerhof sowie Ländereien und Benden von 300 Morgen, hinzu kamen 225 Morgen Wald und eine Gerechtigkeit am Petersholz über 100 Morgen“ (EBIDAT, Wasserburg Tüschenbroich). Noch im Verkaufsjahr,1624, während des Dreißigjährigen Krieges, brannte die Hauptburg ab und wurde anschließend nicht wieder aufgebaut. Stattdessen wurde am 11. Mai 1630 auf der Vorburginsel der Grundstein für die Errichtung des Wasserschlosses Tüschenbroich gelegt.
Kulturhistorische Bedeutung Die Motte Tüschenbroich I sowie die baulichen Erweiterungen im Zuge der Errichtung der Wasserburg Tüschenbroich sind wesentliche Elemente des Ensembles um Schloss Tüschenbroich. Neben der historischen Tiefe, die bis in das Hochmittelalter reicht, ist auch die landschaftsprägende Wirkung dieser kulturhistorischen Elemente bis heute erlebbar. Es bestehen vielfältige räumlich-funktionale Zusammenhänge und Bezüge zu den weiteren Elemten um das heutige Schloss Tüschenbroich. Die kulturhistorische Bedeutung ist somit als sehr hoch einzustufen.
Hinweise Das Objekt „Motte und Wasserburg Tüschenbroich“ ist ein eingetragenes ortsfestes Bodendenkmal (Gemeinde Wegberg, BD-Nummer HS 035) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Tal der Schwalm (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 018)
(Peter Niehoff, NABU Naturschutzstation Haus Wildenrath e.V., 2013 / Ergänzungen durch LVR-Redaktion KuLaDig, 2017 / Aufteilung des ursprünglichen Objektes „Schloss Tüschenbroich“ in „Motte und Wasserburg“ und „Schloss“ und Ergänzungen durch Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege 2021)
Internet www.npr-meinweg.eu: Geschichte Wegberg (abgerufen 27.06.2013) www.ms-visucom.de: EBIDAT-Datenbank des Europäischen Burgeninstitutes, Tüschenbroich, Motte (Markus Westphal) (abgerufen 18.05.2021) www.ms-visucom.de: EBIDAT-Datenbank des Europäischen Burgeninstitutes, Tüschenbroich, Wasserburg (Markus Westphal) (abgerufen 18.05.2021) de.wikipedia.org: Tüschenbroich (abgerufen 30.01.2017)
Literatur
Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) Bonn.
Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) Bonn.
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (Hrsg.) (o.J.)
Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (REK). (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21.) Köln u.a..
Müller-Wille, Michael (1966)
Mittelalterliche Burghügel im nördlichen Rheinland. (Beihefte der Bonner Jahrbücher 16.) S. 101, Köln und Graz.
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Empfohlene Zitierweise
Peter Niehoff (2013), Nicole Schmitz (2021): „Motte und Wasserburg Tüschenbroich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332642 (Abgerufen: 5. Oktober 2024)
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