Die 1236 erwähnte Waldhufensiedlung Uedemerfeld mit katholischer Pfarr-Rektoratskirche Zur Heiligen Familie (19. Jahrhundert) und das 1295 kultivierte Uedemerbruch (holländisch) bilden räumlich einen Kulturlandschaftsbereich mit hohem historischen Zeugniswert: Charakteristische Bruchlandschaft mit wasserumwehrtem Herrenhaus Kolk, 16. Jahrhundert, sowie niederrheinischen Hofanlagen. Hohlwege; Windmühle Hohe Mühle.
In der Bruchniederung konservierte geoarchäologische Relikte; Marienbaumer / Xantener Hochwald mit gut erhaltenen Grabhügelfeldern.
Boxteler Bahn, Relikte der Eisenbahngeschichte.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Elemente, Strukturen und Sichträume von Adelssitzen und Hofanlagen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Sichern linearer Strukturen.
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Kulturlandschaftsentwicklung
Östlich von Uedem entstand die 1236 erstmals erwähnte Waldhufensiedlung Uedemerfeld mit einer Reihung von Einzelhöfen am Rande der höher gelegenen Sanderfläche und des ehemaligen feuchten Bruchgebiets. Uedemerfeld hat eine charakteristische Lage und liegt auf der Grenze zwischen der damals noch bewaldeten Sanderfläche und dem Bruch. Die Hofreihung erstreckt sich etwa 5 Kilometer entlang der östlichen Kante der Sanderterrasse und grenzt unmittelbar an das Uedemerbruch. Es handelt sich hier um einen Übergangsbereich zwischen der relativ trockenen Sanderterrasse und dem feuchten Uedemerbruch.
Uedemerfeld wird am 1. August 1236 erstmals in einer Urkunde vom Grafen Dietrich von Kleve. Faktisch ist Uedemerfeld älter. Um 1200 gelangten die Höfe mit dem damaligen Dorf Uedem in klevischen Besitz. Um 1300 verfügte Uedemerfeld über ein eigenes Schöffengericht.
Uedemerfeld ist eine systematisch angelegte lineare Siedlung ist als Waldhufendorf zu bezeichnen. Die gemeinschaftlich genutzten Flächen hinter den Höfen befanden sich (östlich) im Bruch. Auf der klevischen Katasterkarte von 1734 sind diese Flächen im Gegensatz zu den westlich der Höfe gelegenen gerodeten Hufen nicht parzelliert.
Nach Zschocke (1963, S. 42) sind die Hufen durchschnittlich 12,5 bis 16 Hektar groß und erstrecken sich vom Leitgraben im Bruch über den Hofplatz auf die Sanderterrasse. Ursprünglich waren die Hufen gleich groß. Die Hufen hatten eine Länge von etwa 1.250 Meter und sind als Kurzhufen zu betrachten.
Abgesehen von der heutigen Bebauung in Ziegelbauweise, die aus meist aus dem späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert stammt, und den der heutigen Landwirtschaft angepassten Stallungen und Betriebsgebäude, sind die Siedlungsstruktur von Uedemerfeld sowie ihre Lage auf der Grenze der Sanderterrasse und dem Bruch strukturell noch sehr gut erkennbar. Dies gilt auch für die Ackernutzung auf der ansteigenden Sanderfläche, die in den klevischen Katasterkarten von 1734 als Ackerland dargestellt ist.
Im Gegensatz zu Uedemerbruch ist in Uedemerfeld kein Ortskern entstanden.
Das Uedemerbruch vergab Graf Dietrich VIII. von Kleve 1295 gegen Erbpacht und Zehnt für die Nutzung frei. Er holte holländische Spezialisten (broeker) bzw. holländische Kenntnisse für die Urbarmachung der Bruchgebiete ins Land, die das Gebiet trockenlegten. Die Kolonisation des Uedemer Bruchs durch holländisch-utrechtische „broeker“ (Unternehmer) ist im Zusammenhang mit der größten planmäßigen Binnenkolonisation im deutschen Rheingebiet zwischen der Mitte des 13. und 14. Jahrhunderts zu sehen. Dabei bediente man sich der Fachkenntnisse von Fachleuten aus dem holländischen-utrechtischen Raum. Die „Holländische Straße“ erinnert noch heute an diese Phase. Es handelt sich hier aber nicht um eine „Masseneinwanderung“ von Holländern, sondern lediglich von Entwässerungsexperten. Die meisten Kolonisten waren Einheimische aus der Umgebung. Die Kolonisten erhielten vom Grafen Dietrich VIII. von Kleve die Entscheidungsvollmacht in allen Entwässerungsfragen.
Aus den Gehöften haben sich zwei Adelssitze entwickelt: Haus Kolk von 1652, das 2004 umfassend rekonstruiert und restauriert worden ist und Haus Gravenhorst von 1654 (der heutige Bau stammt aus den 1960er Jahren). Der überwiegend größte Teil der Hof- und Katstandorte sind bereits im klevischen Kataster von 1734 eingetragen und kartographisch erfasst.
Seit der Kultivierung und Entwässerung 1295 ist das Gebiet im Laufe der Jahrhunderte allmählich vernässt und muss heute weiterhin entwässert werden. Der Pflegezustand der Gräben ist unterschiedlich. Neben gut unterhaltenen und wasserführenden Hauptgräben finden sich viele nicht wasserführende Nebengräben.
Der überwiegend größte Teil der Hof- und Katstandorte sind bereits im klevischen Kataster von 1734 eingetragen und kartographisch erfasst.
Das heutige kleine Ortszentrum ist allmählich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert beginnend mit dem Bau der der Rektoratskirche von 1895-1897 entstanden. Weiterhin befand sich dort die Haltestelle Uedemerbruch der Boxteler Bahn (1875-1878) und eine Gastwirtschaft. Der Bahnbetrieb wurde kurz nach 1945 eingestellt. Der mächtige Bahndamm ist erhalten.
Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
- Lineare Hofreihung der Waldhufensiedlung
- Hof- und Katreihung der Bruchlandsiedlung
- Adelssitze (Gravenhorst 1654 und Kolk 1562)
- Entwässerungsgräben
- Leitgraben
- alte (mittelalterliche) Wegetrassen
- Baum- und Heckenreihen
- Obstwiesen
- Hauslinden
- Hohlwege
- Eisenbahndamm der sogenannten „Boxteler Bahn“ (1878)
- Haltestellen mit Bahnsteigen
- Naturdenkmale.
Landschaftsbild
Die Siedlungs-, Waldhufen, Wege- und Grabenstruktur sind im Landschaftsbild gut erkennbar. In den tieferen Teilen befindet sich Grünland und es erstrecken sich größere und kleinere Waldareale. In den höher gelegenen Teilen wird intensiver Ackerbau betrieben. Das Landschaftsbild hat einen strukturierten und abwechslungsreichen Charakter, das von Entwässerungsgräben Grünland, Ackerland und Wald in Gemengelage sowie die Hofreihungen und Einzelhöfe aus Backstein am Rande der Sanderfläche mit Ackerland und im ehemaligen Bruchgebiet geprägt wird. Das Ackerland auf den Sanderflächen ist weitgehend Offenland, das von einigen Hohlwegen durchschnitten wird.
Bewertung
Das Schutzziel ist die strukturelle Erhaltung zweier hochmittelalterlicher Siedlungen mit gut überlieferten Strukturen Siedlungs- und Landnutzungsstrukturen.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Internet
www.lvr.de: Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 17.03.2015)