Gegründet 1129, bis 1166 Doppelkloster, Nonnen dann nach Flaesheim ausgelagert. 1802 aufgehoben (Bönnen / Hirschmann 2006). Patrozinium: Maria und Andreas. Orden: Bedeutende Prämonstratenserabtei (Doppelkloster, später Männerkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Graf Hugo von Sponheim, später Domdekan von Köln und 1137 von Kaiser Lothar III. zum Kölner Erzbischof designiert, aber noch als Elekt gestorben, stiftete 1130 als Domdekan den von ihm geerbten Hof Knechtsteden als Memorialstiftung dem Prämonstratenserorden in die Hand des Generalabtes Hugo. Der Scholaster des Kölner Stiftes St. Aposteln, Heribert, war kurz vorher in den Prämonstratenserorden aufgenommen worden; er wurde der erste Propst von Knechtsteden und sorgte durch den Eintritt von Gefährten für den Grundstock eines Kanonikerkonvents. Der Kölner Erzbischof Bruno II. bestätigte 1134 die Gründung und gewährte das Recht der freien Vogtwahl, erklärte die vorhandene Magdalenenkirche zur Pfarrkirche und gewährte dem Stift den Patronat über die Pfarrkirche in Frimmersdorf.
1138 wurde mit dem Bau der Stiftskirche begonnen. Friedrich Barbarossa gewährte 1155 den Königsschutz, ebenfalls Hadrian IV. den päpstlichen Schutz. Die Bestätigung der dort aufgeführten Besitzungen läßt auf eine beachtliche Ausstattung schließen. Um 1158 trat der Propst des Aachener Marienstiftes und zugleich Kölner Domdekan Albert dem Knechtstedener Konvent bei und leitete die Fertigstellung der Stiftskirche. Ob er mit der heiligen Hildegard von Bingen korrespondiert hat, ist fraglich, seit die Zuverlässigkeit der Briefsammlung in erhebliche Zweifel gezogen worden ist; immerhin hielt der Erfinder des Briefpartners die Abtei für bedeutend genug, um sie zu berücksichtigen. Knechtsteden muß, wie so viele Stifte des Ordens, von Anfang an ein Doppelkloster gewesen sein, von dessen weiblichem Zweig man erst 1166 hört. Erzbischof Rainald von Dassel berichtet in seiner Urkunde, dass Graf Otto von Ravensberg seinen Hof Flaesheim bei Haltern der Kölner Kirche geschenkt habe, damit diese Prämonstratenserinnen aus Knechtsteden dort ansiedeln. Der Erzbischof war insofern zuständig, als er die Vogtei über Knechtsteden ausübte. Die geistliche Aufsicht über das Stift Flaesheim stand fortan dem Propst bzw. nunmehr dem Abt von Knechtsteden zu.
1192 erfolgte von Knechtsteden aus die zweite Gründung eines Prämonstratenserinnenkonvents, nämlich des Katharinenklosters in Dortmund, das ebenfalls von einem aus Knechtsteden bestellten Prior geleitet werden sollte. Als drittes Stift gesellte sich 1197 das Prämonstratenserinnenkloster „zum Weiher“ in Köln (an der Stelle des heutigen Aachener Weihers) hinzu, wo der Abt von Knechtsteden zunächst die geistliche, dann auch die wirtschaftliche Leitung ausübte, aber 1327 auf Verlangen des Kölner Erzbischofs wieder abtreten mußte. Der Streubesitz von Knechtsteden erstreckte sich vom Rhein nach Westen bis etwa zur Lütticher Diözesangrenze. Wie viele Mitglieder der Konvent zählte, ist unbekannt; jedenfalls scheint der Besitzstand so groß gewesen zu sein, dass er zur Unachtsamkeit in der Verwaltung bis hin zur Verschleuderung im 13. Jahrhundert führte (Engels 2006).
Seit dem Jahr 1974 trägt das Kloster Knechtsteden mit der Kirche St. Maria-Magdalena und Andreas den Ehrentitel einer Basilica minor („kleinere Basilika“). Diese an die vier „großen“ Basilicae maiores in Rom angelehnte Auszeichnung wird seit dem 18. Jahrhundert vom Papst der römisch-katholischen Kirche als besonderer Ehrentitel an bedeutende Kirchengebäude verliehen. In Deutschland gibt es 78 Basilicae minores (Stand 2023).
„Eine späte Blütezeit erlebte Knechtsteden in den letzten 150 Jahren vor der Säkularisation. Dies lässt sich heute an den Überresten der damals erneuerten Gebäude ablesen, etwa am schmucken Torhaus (1712), dem Westteil des Kreuzganges (1703-28) oder am Portal der ehemaligen Prälatur (1773).“ (Klosterführer Rheinland 2004)
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2023)
Hinweis Das Objekt „Prämonstratenserabtei Knechtsteden“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Kloster Knechtsteden (Regionalplan Düsseldorf 206).
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 33, Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) S. 38, Bonn.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2003)
Klosterführer Rheinland. (Jahrbuch des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz 2003.) S. 211-213, Köln.
Schulten, Walter (1990)
Die ehemalige Prämonstratenser-Stiftskirche Knechtsteden in Dormagen. In: Rheinische Kunststätten, Heft 48, Neuss (9. Auflage).
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