Der Stadtwald im heutigen Kölner Stadtteil Lindenthal war die erste Anlage ihrer Art, die speziell für die Freizeitgestaltung der Bevölkerung angelegt war und in der sich in einem großflächigen zusammenhängenden Waldareal Erholungseinrichtungen für alle Bevölkerungsschichten fanden.
Die Anlage des Stadtwaldes Durch das Wegfallen der Stadtmauer und damit der begrünten Wälle und Gräben gegen Ende des 19. Jahrhunderts, fehlte der Kölner Stadtbevölkerung eine grüne Erholungsfläche in Stadtnähe. Adolf Kowallek (1852-1902), seit 1887 Gartenbaudirektor, begann mit der Planung eines großen Parks auf etwa 105 Hektar Boden. Die dafür benötigten Flächen wurden nach einigem Zögern seitens der Stadt den privaten Eigentümern abgekauft. Nach Kowalleks Tod übernahm sein kommissarischer Nachfolger Herrmann Robert Jung die Umsetzung und ab 1903 dann der namhafte Gartenarchitekt Fritz Encke (1861-1931).
Die Anlage befindet sich zwischen Friedrich-Schmidt-Straße im Norden, Fürst-Pückler-Straße im Osten, Militärringstraße im Westen und ungefähr Dürener Straße im Süden im Kölner Stadtteil Lindenthal. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Park auf der anderen Seite des Militärrings bis zur Von-Nell-Breunings-Straße erweitert. Die Originalpläne sehen eine Parkanlage mit dichtem Baumbestand an den Rändern vor, der nach innen hin lichter wird. Die Wege sind zahlreich und durchziehen in großen und kleinen Kurven das gesamte Areal, die Wegeführung in der Erweiterung ist wesentlich linearer gestaltet. Zentraler Bestandteil des Wegekonzepts ist der beiderseits von Bäumen eingefasste Rundweg im Herzen der Anlage. Weitere kleinere, aber dennoch wichtige Wegeverbindungen sind ebenfalls als Allee gestaltet. Ein großer und ein kleiner Teich im alten Teil, die heute durch einen Kanal verbunden sind, und ein dritter Teich im Erweiterungsteil des Parks lockern die Anlage auf. Mehrere Sportanlagen, wie unter anderem Tennisplätze und eine Radrennbahn, bieten Möglichkeit zur sportlichen Betätigung. Heute ist im südlichen Bereich außerdem ein Tierpark mit Damwild eingegliedert. Von den zahlreichen Wiesen war ursprünglich nur die größte, die Volkswiese den Besuchern zur Nutzung überlassen. Die anderen waren zur Heugewinnung gedacht, nach und nach wurden sie aber, oder zumindest teilweise, als Spielwiesen freigegeben.
Die Erweiterung lehnt sich in ihrer Gestaltung an das Konzept des Stadtwaldes mit seinem Waldpark-Charakter an. Hier hat Fritz Encke aber eine Reduzierung des Wegesystems bevorzugt und lediglich die wichtigen Stellen des Parks miteinander verbunden. Außerdem hat er eine klarere Trennung von Wiesen- und Waldflächen angestrebt. Auf diese Weise entstehen große Freiflächen, die für die Parkbesucher frei nutzbar sind.
Bedeutung von Grünanlagen für urbane Räume Eine Anlage dieses Charakters und dieser Größe war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Doch Jung beschreibt die Bedeutung des Stadtwaldes zeitgenössisch wie folgt: „Wenn nach Jahren einmal der Wald herangewachsen und Tausenden nach des Tages Last und Mühe Waldesschatten, Erholung und Erquickung biete, dann tragen jene 2,5 Millionen, welche heute die Gesamtanlage kostet, in ästhetischer, hygienischer und sozialer Beziehung der Stadt unzahlbare Zinsen, dann wird die Großstadt mit ihren Hunderttausenden, sich aus Zimmerdunst und staubigem Straßengewirre nach frischer, freier Luft sehnenden Lungen erst des Waldes Wert ermessen.“ (Jung 1896)
Die von Jung schon früh formulierte Bedeutung öffentlichen Grüns für Ballungsräume wurde mittlerweile häufig untersucht und nachgewiesen. Auf unterschiedlichen Ebenen erfüllen sie zahlreiche Anforderungen, die Lebensqualität ausmachen. Aus sozialer Perspektive dienen Grünflächen als Räume des Austausches und der sozialen Interaktion. Sie dienen als Treffpunkt, zur Kommunikation und zum Austausch oder der Entspannung. Dabei hat jede Form öffentlicher Grünflächen unterschiedliche Auswirkungen und Ziele. Die Grundsätze treffen aber auf große Parkanlagen, kleine Grünstreifen, Stadtteilparks, begrünte Flussufer oder Gemeinschaftsgärten gleichermaßen zu. So wurde nachgewiesen, dass zum Beispiel Gemeinschaftsgärten, zur (interkulturellen) Verständigung beitragen.
Auch auf die Gesundheit haben Grünflächen positive Auswirkungen. Parkanlagen oder großflächige Grünflächen laden zum Joggen oder Gymnastik auf der Wiese ein, Gemeinschaftsgärten erfordern Pflege und geben den beteiligten Personen Anlass für den Aufenthalt und die Betätigung an der frischen Luft und fördern gesunde Ernährung. Auch auf unsere Psyche hat Grün positive Auswirkungen. Allein die Farbe Grün hat nachgewiesener Weise eine positive Wirkung auf Demenzpatienten. Der Blick auf begrünte Außenwände oder Gärten kann zu einer Verbesserung des medizinischen Zustands führen. Auch auf gesunde Menschen wirken Grünanlagen entspannend und reduzieren außerdem den schädlichen Feinstaubgehalt der Luft. Sie haben eine temperaturregulierende Wirkung, reduzieren Lärm und nehmen Wasser auf, wodurch sie das Risiko von Überschwemmungen mindern.
Für die Ökologie spielen sie eine besondere Rolle als Lebensraum, Verbreitungskorridore und Nahrungsgrundlage für Tiere. Inwieweit diese Funktionen zum Tragen kommen, hängt stark von der Prägung der Grünfläche ab. Eine naturnahe Gestaltung und eine wenig intensive die Nutzung, erhöhen die ökologische Bedeutung für Flora und Fauna.
Neben diesen Faktoren spielen insbesondere wirtschaftliche Aspekte eine Rolle bei der Stadtplanung und der Einbeziehung von Grün in die Stadt. Doch auch dabei bieten Grünflächen in der Stadt deutliche Vorteile. Begrünte Fassaden reduzieren den Bedarf an Gebäudeklimatisierung, Restaurants und Spielgeräteverleihe, die an Grünflächen angesiedelt sind oder deren Eintrittsgelder können wirtschaftlich genutzt werden. Grünanlagen wirken sich häufig auf Grundstücks- und Immobilienpreise aus und tragen somit zur wirtschaftlichen Entwicklung bei.
Besonders unter kulturlandschaftlichen Gesichtspunkten sind Grünanlagen interessant. Ihre Gestaltung spiegelt die Kultur ihrer Entstehungszeit wieder und macht sie somit zu Zeugen der Stadtgeschichte. Naturnahe Grünzonen heben verbliebene Elemente einer früheren kulturlandschaftlichen Nutzung des Geländes wie Wasserläufe oder kleine Erhebungen hervor und werden somit zu grünen Archiven.
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