Zum gleichen Zeitpunkt wurde das Bewahrungshaus für männliche „irre“ Verbrecher in Düren eröffnet. Der Bau eines „festen Hauses“ für die besonders zu sichernden psychisch kranken Rechtsbrecher war Voraussetzung für die Liberalisierung der Psychiatrie im Rheinland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
In seiner Architektur im Stil des Historismus lehnt sich dieses Haus an die in der Dürener Region typischen Bauten der Jahrhundertwende an. Eine bewusste Ähnlichkeit mit Fabrikgebäuden der Zeit ist deutlich am Treppenturm und den vielen Fensterachsen sowie dem Baumaterial erkennbar. Es ist ein dreiflügeliger Bau aus rotem Backstein mit Zierlagen aus gelben Steinen und Fensterbänken aus Sandstein. Im Inneren zeigt sich dank einer modernen Eisenstützkonstruktion ein großzügiger offener Mittelbau mit den Zellentrakten in den Seitenflügeln.
Geplant für 48 Patienten, wurde die Aufnahmekapazität schon bald überschritten, so dass in den 1920er Jahren in Brauweiler und Bedburg-Hau ebenfalls Bewahrungshäuser errichtet wurden. Ab 1935 wurden zunehmend Regimegegner, die vorher wegen ihrer politischen Auffassung oder Kriegsverweigerung als renitent und aufsässig galten und in Wehrmachtsgefängnissen einsaßen, durch die Aufnahme ins Bewahrungshaus der Heil- und Pflegeanstalt Düren ohne gesetzliche Grundlage „psychiatrisiert“.
Anfang 1940 wurden alle Bewohner nach Waldheim in Sachsen verlegt und schließlich im Zuge der „Euthanasie-Maßnahmen“ ermordet. Nur ein Insasse konnte seinen Mördern entkommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bewahrungshaus wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt. Die Belegungszahl stieg an, Anfang der 1960er Jahre wurden mehr als 100 Patienten (statt 48) behandelt. Massenschlafsäle, sanitäre Anlagen ohne Schutz der Intimsphäre und unzureichende therapeutische Angebote führten dazu, dass der Landschaftsverband Rheinland öffentlich auf diese Missstände hinwies und einen Neubau für die psychisch kranken Rechtsbrecher forderte. 1986 konnte die neue forensische Abteilung bezogen werden.
Sie unterscheidet sich grundsätzlich von dem alten Bewahrungshaus: Statt mit Gefängnismauern und Gittern offenkundig einzusperren wurde hier eine aufgelockerte Bauweise in einer dörflichen Anlage mit Therapiehäusern geschaffen, in denen die Patienten in Achtergruppen leben und therapiert werden.
Baudenkmal
Das Bewahrungshaus wurde unter Denkmalschutz gestellt und dem Psychiatriegeschichtlichen Dokumentationszentrum (PDZ) zur Verfügung gestellt.
Die Denkmalbeschreibung lautet (Eintrag vom 05.03.1987, lfd. Nr. 1-1g, zitiert nach www.limburg-bernd.de):
„Haus 5, ehem. Bewahrungshaus, erbaut 1900. Dreiflügeliger Backsteinbau, zweigeschossig; dreigeschossiger Mittelrisalit mit vorgezogenem viergeschossigem Treppenhausturm; rote Backsteinfassade mit gelben Backsteinzierlagen; 19 zu 7 Fensterachsen, zum Teil Stichbogen – zumTeil Rundbogenfenster; Stockgesims als Konsolenfries, Traufgesims als Rundbogenfries; Flachdach mit großem Dachüberstand auf sichtbarenprofilierten Balkenköpfen.“
(Erhard Knauer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
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Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: „Euthanasie“ und Zwangssterilisierungen im Rheinland (1933–1945) (Text Ralf Forsbach, abgerufen 08.11.2018)
www.limburg-bernd.de: Denkmale in der Stadt Düren, Haus 5 Bewahrungshaus Rheinische Landesklinik in Düren (abgerufen 16.09.2019)
de.wikipedia.org: Haus 5 (LVR-Klinik Düren) (abgerufen 06.07.2022)