Bismarckdenkmal am Augustinerplatz in der Altstadt

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 7,07″ N: 6° 57′ 23,85″ O 50,9353°N: 6,95662°O
Koordinate UTM 32.356.424,03 m: 5.644.617,98 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.288,98 m: 5.644.884,65 m
  • Historische Fotografie von 1877: Brustbild-Portrait des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898).

    Historische Fotografie von 1877: Brustbild-Portrait des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898).

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Zwischen 1879 und 1945 befand sich ein bronzenes Denkmal zu Ehren des Preußischen Ministerpräsidenten und Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) am Augustinerplatz in der Kölner Altstadt.

Nachdem das Kölner Augustinerkloster, so wie viele andere Ordensniederlassungen auch, während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) im Jahr 1802 aufgehoben und dessen Gebäude nachfolgend abgebrochen wurden, entstand an dessen Stelle der Augustinerplatz. Während der Franzosenzeit hieß die hier angrenzende vorherige und nachherige Hohe Straße „Rue Haute“ und der Platz zwischen 1813 und 1816 „Place Napoléon“.

Noch zu Lebzeiten von Otto von Bismarck wurde von der Stadt Köln auf dem Augustinerplatz das zweite der für die Zeit typischen Bismarck-Denkmäler errichtet und am 1. April 1879 enthüllt. Als erstes Denkmal diesen Typs gilt ein Standbild im unterfränkischen Bad Kissingen von 1877.
Bis dahin unüblich und neu war die Ehrung eines lebenden Politikers, der zudem kein Mitglied des preußischen Herrscherhauses der Hohenzollern war. Anlässlich der Vollendung seines 60. Lebensjahres war Otto von Bismarck zuvor bereits am 1. April 1875 zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt worden.

Finanziert werden sollte das Kölner Denkmal aus einem Vermächtnis von 20.000 Mark des Mülheimer Industriellen und Königlichen Kommerzienrates Christoph Andreae (1819-1876). Dieser hatte zu seiner Stiftung testamentartisch die Auflage verfügt, der Bau und die Aufstellung eines Bismarck-Denkmals hätten binnen dreier Jahre nach seinem Tode zu erfolgen. Um das Vorhaben finanziell zu sichern, spendete die protestantische Seidenfabrikantenfamilie von Diergardt aus Bonn weitere 20.000 Mark.
In Zeiten des Kulturkampfes wurde über die inzwischen öffentlich bekannt gewordene Schenkung nicht nur im Rat der Stadt, sondern auch innerhalb der Bevölkerung heftig debattiert. In der katholisch dominierten Domstadt Köln empfanden viele die Aufstellung eines solchen Denkmals als politische Provokation. Schließlich beschloss der Stadtrat am 30. März 1876 die Annahme der Schenkung. Die Enthüllung des Denkmals mit einer begleitenden Kundgebung am 1. April 1879 wurde von Protesten begleitet, worüber aber von der preußenfreundlichen Lokalpresse nicht berichtet wurde.

Die Bronzestatue des Preußischen Ministerpräsidenten und Reichskanzlers ging auf einen Entwurf des Bildhauers Hugo Wilhelm Friedrich „Fritz“ Schaper (1841-1919) zurück. Das 2,83 m hohe Standbild auf einem Sockel stellte Bismarck in Überlebensgröße und schlichter Haltung mit Blick in die Ferne als Militär in der Interimsuniform der Halberstädter Kürassiere dar. Mit der linken Hand stützte sich die Figur auf einen Paradesäbel (Pallasch), während die rechte Hand in den zugeknöpften Rock griff.

Es ist anzunehmen, dass das Denkmal zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der Neuerrichtung des zwischenzeitigen Kölner Stadthauses (1999/2000 abgerissen ) zumindest zeitweise versetzt werden musste. Seinerzeit wurde ein ganzes Quartier im Bereich des an die Hohe Straße und den Augustinerplatz grenzenden Gürzenich-Viertels mit der damaligen Gürzenichstraße, Kleine Sandkaul, Große Sandkaul und Pipinstraße abgerissen.
Die Spuren des Bismarck-Denkmals verlieren sich dann über den Zweiten Weltkrieg, während dem das Standbild Überlieferungen zufolge zerstört worden sein soll. Nach anderer Darstellung sei es hingegen erst in den Nachkriegswirren aus dem Hof des Stadthauses gestohlen worden (Benner 2003).

Im Nachlass des späteren Kölner Oberbürgermeister und ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer (1876-1967) fand sich später ein fotografisches Porträt Bismarcks mit der handschriftlich-persönlichen Widmung „Dem jungen Herrn Konrad Adenauer, 1894, Bismarck“. Ob der junge Adenauer selbst dieses Bild bei einer persönlichen Begegnung erhalten hatte oder sein zwar katholisch geprägter, aber den Reichsgründer gleichwohl verehrender Vater, ist nicht überliefert (Frank-Planitz 1975, S. 11).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Internet
altes-koeln.de: Augustinerplatz (abgerufen 11.06.2025)
de.wikipedia.org: Bismarck-Denkmal Köln (abgerufen 11.06.2025)
de.wikipedia.org: Fritz Schaper (abgerufen 11.06.2025)
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Literatur

Benner, Iris (2003)
Kölner Denkmäler 1871-1918. Aspekte bürgerlicher Kultur zwischen Kunst und Politik. (Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums 5 (zugleich Dissertation Universität Köln, 2002).) S. 94-101, Köln.
Frank-Planitz, Ulrich (1975)
Konrad Adenauer - eine Biographie in Wort und Bild. Bergisch Gladbach.
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 94-95, Köln.

Bismarckdenkmal am Augustinerplatz in der Altstadt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Augustinerplatz
Ort
50668 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1879, Ende 1945

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„Bismarckdenkmal am Augustinerplatz in der Altstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356407 (Abgerufen: 1. Juli 2025)
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