Kurort Sinzig

Bad Sinzig

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Sinzig
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 33′ 3,72″ N: 7° 14′ 28,49″ O 50,55103°N: 7,24125°O
Koordinate UTM 32.375.405,68 m: 5.601.376,96 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.588.013,36 m: 5.602.438,32 m
  • Faltblatt Kurbad Sinzig 1938

    Faltblatt Kurbad Sinzig 1938

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  • Flyer Mineralbad Sinzig 1954

    Flyer Mineralbad Sinzig 1954

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  • Kurpark Sinzig (1897)

    Kurpark Sinzig (1897)

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  • Kurort Sinzig

    Kurort Sinzig

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In Sinzig war eine Mineralquelle spätestens seit dem 16. Jahrhundert bekannt. 1565 erwähnt der Andernacher Arzt Johannes Günther in einem Schreiben eine sogenannte Sauerquelle, also eine Quelle kohlensäurehaltigen Wassers, bei dem Städtchen „Syntzig“ (GA 2003), die irgendwann aber verschüttet wurde und in Vergessenheit geriet. 1853 wurde sie bei Straßenbauarbeiten wieder entdeckt. Vom Besitzer, A. Rosenbaum, wurde die Quelle neu erbohrt und gefasst. Noch im gleichen Jahr kam ihr Wasser in Tonkrügen abgefüllt in den Versand und konkurrierte zum Beispiel in Bonn mit dem kurz zuvor entdeckten Wasser des Apollinaris Brunnens.

Der ab 1855 neue Eigentümer, H. Erlenmeyer, führte den Versandbrunnen weiter und plante darüber hinaus die Einrichtung eines Badebetriebs auf Basis des Mineralwassers der Sinziger Quelle. Dem Sinziger Mineralwasser attestierte der bekannte Chemiker, Medizinalrath Dr. Mohr, eine Heilwirkung bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen. In der 1857 eröffneten „Badeanstalt“ konnte man „kalte Bäder aller Art“, „warme Bäder des Mineralwassers“, „Gasbäder“, „Dampfbäder“, „Fichtennadel- und Harzdampfbäder“ bekommen, Mineralwasser, Milch und Molken trinken oder sich unter Nutzung der nahen Weinberge „in dem weltbekannten Bodendorf“ der „Traubencur“ unterziehen. Es gab Quartiere in Sinzig, einige Zimmer sogar im Badehaus. Sinzig wird zum Kurort „Bad Sinzig“. Die Gäste kamen sogar aus dem europäischen Ausland nach Sinzig, so z.B. aus England und Russland. Sie reisten mit der Bahn oder dem Schiff bis Remagen an und kamen dann mit der Postkutsche oder privaten Fuhrwerken nach Sinzig.

Im Herbst 1857 erstattete der Sinziger Bürgermeister dem Ahrweiler Landrat Bericht über die erste Saison, die 225 Kurgäste gezählt habe, also ein ganzes Jahr vor Neuenahr, das in diesem Nachbarn zunehmend eine bedrohliche Konkurrenz sah. Bereits 1865 vereinbarten Georg Kreuzberg und sein Apollinaris Brunnen mit dem Sinziger Brunneneigentümer Erlenmeyer eine Abfindung, wenn dieser seinen Betrieb für 30 Jahre stilllege. Und so geschah es. Die Sinziger Quelle wurde sogar zugeschüttet und Sinzig entwickelte sich fortan nicht zu einem Bade-, sondern einem Landstädtchen mit etwas Industrie. 1861-1863 residierte ein privates „Institut für Gehirn- und Nervenkranke“ in dem Badehaus (Schneider 2013). 1894 wurden die Quelle und das Badehaus an eine Familie Brake verkauft.

Carl Baum kaufte den Sinziger Brunnen 1921. Die Familie Baum stammt aus Wuppertal. Carl Baum betrieb dort einen metallverarbeitenden Betrieb und war auf der Suche nach weiteren Betriebsstandorten. Er wurde in Sinzig fündig. Hier hörte er dann auch von dem bald auslaufenden Vertragsverhältnis, welches den Betrieb des Sinziger Brunnens und der Kuranstalt untersagte. Er erkannte die sich hier bietenden wirtschaftlichen Möglichkeiten und übernahm den Mineralbrunnen und die Kuranstalt. Die verschütteten Quellen wurden wieder freigelegt und das Badehaus renoviert. 1927 konnte der Kurbetrieb mit Trink- und Badekuren wieder aufgenommen werden, der Mineralbrunnen folgte 1929. Ein Gutachten bescheinigte dem Sinziger Wasser 1932 therapeutische Wirksamkeit in Form von Bade- und Trinkkuren. 1933 erfolget die Anerkennung der Sinziger Quelle als gemeinnützige Quelle. 1938 wurde das benachbarte Mineralschwimmbad eröffnet, was sich auf den Kurbetrieb durchaus positiv auswirkte. Trotzdem kam der Kurbetrieb, auch kriegsbedingt, nicht wieder richtig in Gang. 1960 wurde der Kurbetrieb eingestellt.

Das Sinziger Wasser stammt aus einer Quelle, die aber mehrere Brunnen hat, die erbohrt wurden. Inzwischen sind sechs Bohrungen niedergebracht. Im ehemaligen Kurpark gab es ein kleines Brunnenhaus. Zunächst bildete der Kurbetrieb den Schwerpunkt des neuen Unternehmens. Später, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgte der Ausbau der Wasserabfüllung.

(Jürgen Haffke, Bonn, 2024 / Karin Baum-Schellberg, Sinzig, 2024 / Elmar Knieps, Sinzig, 2025)

Quelle
Das Kurbad Sinzig - Sinziger Zeitung vom 03.06.1937

Internet
  • www.sinziger.de: Sinziger - Geschichte (abgerufen 16.02.2025)
  • de.wikipedia.org: Sinziger (Mineralwasser) (abgerufen 16.02.2025)
  • www.aw-wiki.de: Sinziger Mineralbrunnen GmbH (abgerufen 16.02.2025)
  • ga.de: Wasser sprudelt seit Generationen aus der Quelle - 04.06.2003 (abgerufen 16.02.2025)

Literatur

Adams, Hans-Werner / Landkreis Ahrweiler (Hrsg.) (2014)
Die Barbarossastadt Sinzig war zeitweilig ein Kurbad. Geschichtliches über "Bad Sinzig". In: Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 2014, S. 119-123. Monschau.
Eulenberg, Hermann (1856)
Der Mineral-Brunnen in Sinzig am Rhein. Zu seiner medizinischen Bedeutung dargestellt nach vielen eigenen, so wie fremden Erfahrungen. Neuwied.
Haffke, Jürgen (2009)
Kulturlandschaften und Tourismus. Historisch-geographische Studien in Ahrtal und Hocheifel (Nürburgring). Bonn.
Schneider, Hans Uwe / Landkreis Ahrweiler (Hrsg.) (2013)
Zur Geschichte der medizinischen Einrichtungen in Sinzig. In: Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 2013, S. 151-155. Monschau.

Kurort Sinzig

Schlagwörter
Ort
53489 Sinzig
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1853

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Jürgen Haffke (2024), Karin Baum-Schellberg (2024), Elmar Knieps (2025): „Kurort Sinzig”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355962 (Abgerufen: 16. Juni 2025)
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