Die in früheren Zeiten (wie auch heute noch) kleine Hofsiedlung Stockem ist seit 1969 ein Stadtteil von Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis. Stockem liegt rund 1,5 Kilometer östlich seines Nachbarstadtteils Uckendorf an der Landstraße L 269 zwischen der Stadt Niederkassel und dem Troisdorfer Stadtteil Spich. Im Jahr 2023 lebten hier 32 Personen auf drei Höfen, die das Ortsbild des kleinen Weilers prägen (www.niederkassel.de).
Orts- und Siedlungsgeschichte Stockem soll bereits im Jahr 1003 erstmals urkundlich erwähnt worden sein (de.wikipedia.org, ohne Quelle). Neben Stockem treten auch die Bezeichnungen Stockum und Stockheim auf. Das Wort „Stock“ entspricht schon in der Alt- und Mittelhochdeutschen Sprache des Mittelalters seinen heutigen Bedeutungen, die in der Regel in einem Zusammenhang mit Holz stehen (stok, stoc u.a. = Stab, Stecken, Ast, Pfahl u.ä.), während „-heim“ zumeist im Sinne von „Ort von...“ steht (Berger 1993). Der von Köln-Libur aus nach Stockem führende Weg heißt auch heute noch Stockumer Weg.
In Wilhelm Fabricius' Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz zur kirchlichen Organisation für das Jahr 1450 ist der Ort noch nicht eingezeichnet, auf der entsprechenden Karte für 1610 findet sich Stockem dann zur Pfarrei Ndr. Cassel gehörig dem Dekanat Siegburg zugeordnet (vgl. Fabricus 1898, Karten 5.1 u. 6 und dito Becker 2008). „Niederkassel gehörte mit Rheidt und den Honnschaften Uckendorf und Stockem ab 1483 zur bergischen Herrschaft/Amt Löwenberg“ (Groten u.a. 2006). Eine Honnschaft (auch Honschaft, Hundschaft u.ä.) war in weiten Teilen des Rheinlands die unterste Verwaltungseinheit und umfasste meist mehrere Hofstellen. In der Fabricius-Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete und den zugehörigen Erläuterungen wird die Honsch. Stockum (Sieg) ohne Angabe einer Einwohnerzahl mit einer Gesamtfläche von 182 Hektar unter dem zum Herzogthum Berg gehörenden Gericht Rheidt im Amt Löwenburg genannt (Fabricius 1898, S. 316, Nr. 224 u. Karte 2.4; vgl. ebenso Holdt 2008, S. 21-22, 31 u. Karte Nr. 246).
Nach der Zeit der französischen Besatzung (1794-1814/15) wurde im Jahr 1816 mit den Gemeinden Lülsdorf, Mondorf, Niederkassel, Rheidt, Stockem und Uckendorf die Bürgermeisterei Niederkassel gebildet. Diese zählte zum gleichzeitig neu geschaffenen Kreis Siegburg und hatte ihren Sitz zunächst in Uckendorf, dann aber ständig in Niederkassel. Der Landkreis wurde 1825 in Siegkreis umbenannt und die Bürgermeisterei 1927 in Amt Niederkassel. Das Amt wurde zum 1. August 1969 im Zuge des Gesetzes zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (Bonn-Gesetz) aufgelöst und die sechs Gemeinden zur amtsfreien Gemeinde Niederkassel (ab 1. Januar 1981 Stadt) im nunmehrigen Rhein-Sieg-Kreis zusammengeschlossen. Heute ist Stockem neben Lülsdorf, Mondorf, Niederkassel, Ranzel, Rheidt und Uckendorf einer der sieben Stadtteile von Niederkassel mit insgesamt rund 39.000 Einwohner*innen.
Stockem auf historischen Karten Analog zu der vorab genannten, das Jahr 1789 abbildenden Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (vgl. Abb.), findet sich das Örtchen als Stockem auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) mit einer besiedelten Fläche von rund 4,5 Hektar (45.000 m2) verzeichnet. Hinsichtlich seiner Ausdehnung zeigen sich für Stockem auf der nur wenig jüngeren, zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme keine Veränderungen. Erst die spätere Preußische Neuaufnahme (1891-1912) und die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen dann neuere Bebauung im Osten südlich der Uckendorfer Straße (heutiger Broichhof) sowie eine neue Hofanlage im Westen nördlich der Straße erkennen. Die TK 1936-1945 zeigt ferner mit „Sch.“ drei Scheunen, die nur wenig außerhalb der Hofsiedlung auf Landwirtschaftsflächen stehen.
Einwohnerentwicklung und heutiges Ortsbild Im Jahr 2023 lebten in Stockem 32 Personen auf drei Höfen, wobei die Einwohnerentwicklung historisch betrachtet sogar deutlich rückläufig ist: Für das Jahr 1816 werden 58 Einwohner genannt, 1816 58, 1843 70, 1871 56, 1885 70 (36 Männer und 34 Frauen) in sechs Haushalten, 1888 70 Bewohner in sechs Haushalten, 1905 62 und 1961 58 (Volkszählungsergebnisse nach de.wikipedia.org und Gemeindelexikon).
Vornehmlich die großen Höfe prägen heute das Ortsbild des kleinen Weilers. Der sehenswerte Braschoshof, auch Drolshagener Hof genannt, war bis 1803 im Besitz der im Zuge der Säkularisation aufgehobenen Zisterzienserinnenabtei Drolshagen im Sauerland. Der anschließend vom preußischen Staat übernommene Hof wurde um 1820 versteigert („vermutlich an die damalige Pächterfamilie Braschoß“, www.niederkassel.de). Seit dem Jahr 2000 wird hier ein „Himmel & Erde“-Hofladen geführt, in dem regionale landwirtschaftliche Produkte verkauft werden. Auf dem jenseits der L 269 gelegenen Broichhof (auch Broicherhof oder Broicher Hof) befindet sich heute ebenfalls ein Hofladen, der regionale Obst- und Gemüsesorten, Räucherfisch und Wildfleisch aus eigener Jagd anbietet. Auf den zugehörigen Flächen wird zudem in großem Umfang Rollrasen produziert. Nördlich von Stockem liegt das Naturschutzgebiet Stockem Nord und südlich des Weilers das Naturschutzgebiet Stockemer See. Beide Naturschutzgebiete stellen als so genannte „Trittsteinbiotope“ wichtige Grünkorridore zwischen weiteren benachbarten Biotopen und Schutzgebieten dar.
An den öffentlichen Nahverkehr ist Stockem über eine Buslinie angebunden und über den knapp zwei Kilometer entfernten Bahnhof in Spich besteht Anschluss an das Regionalnetz der Deutschen Bahn.
Bistümer, Archidiakonate und Landdekanate um 1450. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.4.) Bonn.
Berger, Dieter (1993)
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 811-812, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Königliches statistisches Bureau (Hrsg.) (1888)
Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, Band XII: Rheinland. Berlin. Online verfügbar: services.ub.uni-koeln.de, 1155, abgerufen am 19.02.2024
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