Der Mensch und seine Umwelt - Die Zisterzienser als Landschaftsgestalter

Klosterlandschaftsweg Altenberg, Station 5

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Odenthal
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 02′ 54,31″ N: 7° 10′ 24,96″ O 51,04842°N: 7,1736°O
Koordinate UTM 32.371.980,13 m: 5.656.796,50 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.340,26 m: 5.657.689,09 m
  • Hohlwegrelikt im Pfengstbachtal (2020)

    Hohlwegrelikt im Pfengstbachtal (2020)

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    Jan Spiegelberg / Biologische Station Rhein-Berg
    Fotograf/Urheber:
    Jan Spiegelberg
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Kulturlandschaft
Das heutige Landschaftsbild im Bergischen Land ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Kulturgeschichte sowie der intensiven Nutzung durch den Menschen über Generationen hinweg. Die Landschaft selbst ist ohne das Zutun des Menschen bereits vorhanden, Kultur wiederum - vom Lateinischen colere - ist ein Wesensmerkmal menschlicher Handlungen und Ideen. Seit Jahrhunderten beeinflusst die Menschheit die sie umgebende Natur, verändert und prägt diese dauerhaft. Dabei ist die Kultur der Landschaft auch immer ein Konstrukt der jeweiligen Zeit: Jede Generation versteht etwas Anderes darunter, setzt eigene Schwerpunkte und hinterlässt eigene Spuren.
Wenn Menschen ihre Umwelt verändern, Teiche anlegen, Ackerflächen in den Wald roden und Wälder nutzen, dann verändern sie auch die dortige Tier- und Pflanzenwelt. Teilweise lassen sich die Folgen menschlicher Nutzung mit der Zeit revidieren und auch die Natur holt sich ihre Räume zurück.
Andere Veränderungen hingegen sind dauerhaft, die Natur erobert sich in der Folge neue Lebensräume. Wenn eine Landschaft vom Menschen genutzt und kultiviert wird, spricht man von einer „Kulturlandschaft“. Deren Spuren lassen sich in der Natur überall entdecken und erleben.

Die Zisterzienser haben diese Kultivierung der Landschaft, das colere, optimiert. Obgleich heute bekannt ist, dass die Ordensbrüder bei der Auswahl ihrer Klosterstandorte darauf achteten, ein bereits ansatzweise kultiviertes Gebiet zu besiedeln, wussten sie doch die Bedingungen vor Ort zu optimieren. Sie nutzten, was sie vorfanden: fruchtbare Böden, Gewässer, Gesteinsvorkommen und Wälder. Dazu wurden Gebäude errichtet und Straßen angelegt, Gewerbe, Handel und Verkehr prägten allmählich die Landschaft.

Klosterlandschaft
Unter den historischen Kulturlandschaften nehmen die Klosterlandschaften, wie hier in Altenberg, eine besondere Stellung ein. Sie entstanden zunächst auf einem begrenzten Raum, von dem aus sie sich mit der Zeit ausweiteten. Den Kern einer jeden Klosterlandschaft bildete der Konvent mit mindestens einer Kirche und der unmittelbaren Architektur zur Unterbringung und Versorgung, umgeben von einer Klostermauer - das Gelände intra muros. Hinzu kam der Bereich extra muros, also die das Kloster umgebende Landschaft mit Gewässern, Wegen, Nutzflächen und klosternahen Höfen.
Die dritte Ebene bildeten die räumlichen Beziehungen der Klosteranlage in ihre Umgebung. Die Altenberger Abtei etwa, verfügte über weit entfernt liegende Klosterhöfe bis in die Eifel sowie über Streubesitz bis hin zu den Weinanbaugebieten am Mittelrhein.
Die letzte Ebene bildete die regionale und überregionale Vernetzung der Klosteranlagen untereinander. Durch das Filiationsprinzip waren insbesondere die Klöster des Zisterzienserordens gut vernetzt, Techniken, Ideen und Erfahrungen wurden untereinander ausgetauscht. Das Klosternetzwerk der Zisterzienser erstreckte sich über große Teile Europas. Die Kommunikation innerhalb dieses Systems fand in der Regel über den Schriftwechsel statt, doch führten insbesondere auch Besuche und persönlicher Austausch zu bedeutsamen geistes- und ideengeschichtlichen Verbindungen.

Weinanbau
„Doch mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schwachen meinen wir, dass für jeden täglich eine Hemina Wein [etwa 1 Viertel Liter] genügt. […] Ob ungünstige Ortsverhältnisse, Arbeit oder Sommerhitze mehr erfordern, steht im Ermessen des Oberen. Doch achte er darauf, dass sich nicht Übersättigung oder Trunkenheit einschleichen. Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche, weil aber die Mönche heutzutage sich davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken, sondern weniger. Denn der Wein bringt sogar die Weisen zu Fall.“
(Benediktsregel, entstanden um 540, Kapitel 40: Das Maß des Getränks)

Der Anbau von Wein spielte für die Zisterzienser eine zentrale Rolle. Zwar sollten die Mönche diesen selbst nur in Maßen konsumieren, als Messwein, zur Krankenpflege und für die Bewirtung von Gästen kam er jedoch häufig zum Einsatz.

Die Weinanbaugebiete des Altenberger Klosters befanden sich außerhalb des heutigen Nordrhein-Westfalen am Mittelrhein. Erste Weingüter gelangten bereits bei Gründung der Altenberger Abtei in ihren Besitz, wie etwa der Petersackerhof im rheinland-pfälzischen Oberdiebach, den der Kölner Erzbischof Bruno II. dem jungen Kloster überließ. Alsbald zeichneten sich die Zisterziensermönche durch ihre Fertigkeiten in der Kultivierung von Reben und die Qualität des von ihnen hergestellten Weines aus.
Der Handel mit dem von ihnen produzierten Wein war darüber hinaus eine wichtige Einnahmequelle des Altenberger Klosters. Für das 13. Jahrhundert etwa, ist er bis nach Flandern und Antwerpen belegt. Die stetig wachsende Handelsstadt Köln bot darüber hinaus einen nahen und großen Absatzmarkt.

(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)

Internet
intratext.com: Benediktsregel, deutsche Übersetzung (abgerufen am 12.12.2023)

Der Mensch und seine Umwelt - Die Zisterzienser als Landschaftsgestalter

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Scheurener Straße
Ort
51519 Odenthal
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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„Der Mensch und seine Umwelt - Die Zisterzienser als Landschaftsgestalter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345910 (Abgerufen: 18. Mai 2024)
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