Die dem einzig über Legenden belegten heiligen Christoph (Christophorus, griechisch „der Christusträger“) geweihte Kirche befand sich einst nordöstlich des Chores von Sankt Gereon auf der heutigen Christophstraße, früher Hinter St. Gereon (Signon 2006, S. 121), etwa 15 Meter vom nördlichen Turm des Stiftchores von St. Gereon entfernt.
Nachdem das Gereonstift seinen Pfarrdienst bereits Ende des 12. Jahrhunderts in ein eigenes Gotteshaus verlegt hatte, wurde die ehemalige Kapelle des Stiftspropstes des Gereonsklosters um 1217/19 als Pfarrkirche geweiht. Die Kirche St. Christoph stand der gleichnamigen Pfarre im Bezirk Sankt Christoph / Sankt Gereon zwischen der Ehrenstraße im Süden und dem Gereonswall im Norden vor (vgl. Hegel 1992 und die Abb. Kölner Kirchen c. 1610, St. Christoph dort mit der Nr. 89) sowie dem Gebiet der stadtauswärts befindlichen Kölner „Bauerbank“ Friesenstraße (vgl. dort; eines der fünf genossenschaftlich verwalteten Buirgedinge der Domstadt neben Eigelstein, Schaafenstraße, Severin und Weyerstraße).
Eduard Hegel führt im Geschichtlichen Atlas der Rheinlande weiter zu der Vorgänger-Kapelle der Christophkirche aus: „Sie war offenbar schon 1172 für den Gemeindegottesdienst bestimmt und hatte hierfür einen eigenen Geistlichen, ist aber erst seit 1190 als Pfarrkirche bezeugt [hier nach Keussen 1910, Verf.]. Ob ihr von Anfang an alle Pfarrechte zukamen, ist ungewiß, denn noch zwischen 1230 und 1240 wurde an St. Gereon eine neue Taufkapelle gebaut, und der Pfarrzehnt blieb in der Hand des Propstes. Ein Neubau der Christophkirche, der in Grundform und Abmessung mit der auch von St. Gereon abhängigen Pfarrkirche zu Kriel verwandt war, wurde 1217 bzw. 1219 eingeweiht.“ (ebd. 1992, S. 13).
Später wurde die Kirche nach Süden durch ein Querschiff erweitert, das Pfarrhaus lag in der Südostecke des „Gereonsdrieschs“, dem früher unbebauten Platz östlich der Kirchen St. Gereon und St. Christoph (Signon 2006, S. 149-152 u. altes-koeln.de). Der Begriff „Driesch“ bezeichnete in der Landwirtschaft einen Acker, der einige Jahre brach lag, um sich erholen zu können (vgl. dat-portal.lvr.de). Die Darstellung des Gotteshauses in dem auf um 1570/71 datierten Stadtplan des Kartografen Arnold Mercator (1537-1587) lässt die S. Christofelskirch als einschiffige Kirche mit einem kleinerem Anbau im Norden und einem Kirchturm mit einfachem Helmdach am Ostchor erkennen. Baulich ist die Kirche mit dem Stiftsbezirk von St. Gereon verbunden (vgl. Abb.). „Eine Erweiterung der Kirche wurde 1635 geplant und 1645/46 durchgeführt. In dieser Zeit wurde auch ein neuer Hochaltar zu Ehren des Hl. Kreuzes aufgestellt.“ (altes-koeln.de)
Im Zuge der Säkularisation, als Klöster und Stifte in der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) aufgehoben und verweltlicht wurden, wurde St. Christoph im Jahr 1803 geschlossen und St. Gereon übernahm die Funktion als Pfarrkirche. Nachdem das vormalige Gotteshaus in einer Versteigerung für 3.000 Franken verkauft worden war, wurden zunächst 1806 der Kirchenbau und dann 1837 die Umfassungsmauern mit dem Küsterbau niedergelegt. Spuren sind vor Ort keine mehr sichtbar, heute führt die neue Christophstraße über das ehemalige Kirchengelände.
Internet altes-koeln.de: St. Christoph (abgerufen 20.07.2023) de.wikipedia.org: St. Christoph Köln (abgerufen 20.07.2023) www.heiligenlexikon.de: Christophorus (abgerufen 20.07.2023) dat-portal.lvr.de: Dat Portal, Sprache im Rheinland, Suche nach „Driesch“ (abgerufen 20.07.2023)
Literatur
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) S. 13 u. 25, Köln.
Keussen, Hermann (1910)
Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, zweiter Band. (gekrönte Preisschrift, Preis-Schriften der Mevissen-Stiftung.) S. 246, Bonn. Online verfügbar: www.ub.uni-koeln.de, Keussen, Topographie, Bd. 2, abgerufen am 13.09.2022
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Köln.
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