Schon um 1850 trugen sich die Protestanten in Mackenbach mit der Absicht, eine eigene Kirche im Dorf zu bauen. An der Ortsstraße verkaufte der Bauer Adam Ecker seinen gegenüber der Hofstelle liegenden Garten an die Kirchengemeinde, so dass 1867 die Baumaßnahmen beginnen konnten. Am 18. Oktober 1868 wurde die neue protestantische Kirche eingeweiht. 1875 konnte ein Harmonium angeschafft werden und 1882 erhielt die Kirche den aus Mackenbacher roten Sandsteinen aufgerichteten 32 Meter hohen Turm. (Paul 2019) Das im Glockenturm eingebaute große Uhrwerk schlug am 14. Juni 1909, um 17.00 Uhr, zum ersten Mal und zeigte mit vier Zifferblättern die Uhrzeit in alle Himmelsrichtungen an. Das inzwischen ausgediente Uhrwerk steht heute in der Eingangshalle des „Theodor Zink Museums“ in Kaiserslautern. Seit Januar 2015 wird das Kirchendach alljährlich durch ein Storchenpaar belebt, das dort seine Jungen aufzieht. Am 31. Mai 2015 wurde erstmals ein „Storchenfest“ auf dem Kirchenvorplatz gefeiert. Nach einjähriger Bauzeit konnte im Jahr 1907 das Pfarrhaus in der Hauptstraße 10 bezogen werden.
Baugeschichte Roland Paul, Historiker und ehedem Direktor des Institutes für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, hielt im Jubiläumsjahr 2018 den Festvortrag (19.08.2018) zur Geschichte der Mackenbacher Kirchengemeinde. Nachfolgend wird der ausführliche Vortrag inhaltlich gekürzt (Textauslassungen: […]), jedoch dem Wortlaut getreu, in Zitaten wiedergegeben. Herrn Paul sei hier für die Überlassung des originalen Manuskriptes herzlich gedankt.
„Die Mackenbacher Protestanten gehörten lange Zeit zu den reformierten bzw. lutherischen Pfarreien, die beide ihren Sitz in Steinwenden hatten. Auch nach der Union 1818, dem Zusammenschluss der Reformierten und der Lutheraner, blieb Mackenbach noch 50 Jahre Teil der protestantischen Pfarrei Steinwenden. […] Als 1707 die lutherische Pfarrei Steinwenden errichtet wurde, besuchten auch die Mackenbacher Lutheraner den Gottesdienst in Steinwenden. Um 1790 stellten die Lutheraner ihre neuerbaute Kirche auch den Reformierten zur Verfügung, deren Kirche baufällig geworden war und später - bis auf den Turm - abgebrochen werden musste. […] Zu Beginn der 1840er Jahre klagte Pfarrer Johann Jakob Gutheil wiederholt über die viel zu kleine Kirche in Steinwenden. An Feiertagen fand oft nicht einmal die Hälfte der Kirchgänger in ihr Platz. Aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Kirchengemeinde wurde der geplante Neubau einer Kirche immer wieder verschoben. Zwar kam durch eine 1844 von König Ludwig I. von Bayern genehmigte Kollekte in allen protestantischen Kirchen des Königreichs immerhin der Betrag von rund 3.000 Gulden zusammen, doch fehlte noch immer eine stattliche Summe zu den auf 13.000 Gulden veranschlagten Baukosten. Hinzu kam, dass sich die Mackenbacher Protestanten mit der Beitragsleistung nicht sonderlich eilten, da sie selbst seit längerer Zeit die Erbauung einer eigenen Kirche planten. 1851 wurden sie schließlich von ihrer Beitragspflicht zu den Neubaukosten der Steinwendener Kirche entbunden. Über 15 Jahre zog sich der Bau der prot. Kirche in Mackenbach hin. Bereits zu Beginn der 1850er Jahre zahlten die Protestanten von Mackenbach eine Steuerumlage zum Bau eines Bethauses in Mackenbach. Seit langem schon war den Mackenbachern der weite sonntägliche Fußweg nach Steinwenden zu beschwerlich. Der damalige Steinwendener Pfarrer Johann Jakob Gutheil, einer greiser Mann von 75 Jahren, unterstützte seine Gemeindeglieder in Mackenbach. Zuerst war noch gar nicht an eine große Kirche gedacht, sondern nur an ein Bethaus oder Gemeindesaal. 1857 schrieb Pfarrer Gutheil, wenn die Mackenbacher das Geld beieinander hätten, wollten sie im folgenden Jahr mit dem Bau beginnen: 'Das Herz brennt ihnen...wenigstens in diesem Winter [wollen sie] noch aus dem nahegelegenen Gemeindesteinbruche die Steine brechen lassen'. Doch dieses Projekt kam nicht zustande. Die Königliche Regierung in Speyer erklärte den Bauplan für unbrauchbar. Doch die Mackenbacher ließen nicht locker. 1860 hatten sie 979 Gulden und 28 Kreuzer zusammen. Gulden und Kreuzer waren die damalige Währung. Erst 1876 wurden Gulden und Kreuzer durch Mark und Pfennig abgelöst. Doch das Geld reichte bei weitem nicht. Die Mackenbacher Protestanten mussten weitere Finanzquellen anzapfen. 1865 war das Baukapital auf 4.490 Gulden angewachsen, aber es fehlte immer noch einiges. Der geplante Kirchenbau würde sich auf 6.500 Gulden belaufen, meinte der Bezirksbaumeister im Homburg in seinem Schreiben vom 20. April 1867. Nachdem das erforderliche Kapital endlich zusammen war, ging man an den Kauf der Grundfläche. Für 101 Gulden und 12 Kreuzer wurde ein Garten des Ackerers Adam Ecker erworben […]. Schließlich konnte die Kirche am 18. Oktober 1868 eingeweiht werden. Sogar Landcommissär Chelius aus Homburg machte sich auf den Weg nach Mackenbach. In seinem Brief, mit dem er seine Teilnahme an den Feierlichkeiten ankündigte, bat er darum “Keinerley Spektakel„ zu machen, insbesondere habe das Schießen zu unterbleiben, einmal weil es unschicklich sei, zum anderen damit kein Unglück vorkomme […].“ (Paul 2019)
Gebäude In einer Beschreibung von 1988 ist zu lesen: „Die Mackenbacher Kirche ist ein neugotischer Bau aus rotem Sandstein mit vier Fensterachsen. Zunächst wurde nur das Schiff errichtet, aber bereits 1876 erwog man den Bau eines steinernen Glockenturms. Der viergeschoßige Spitzturm wurde 1882 errichtet und hat eine Höhe von 32 Metern. Die Turmgeschoße sind durch Gesimse abgesetzt, die Fenster der Kirche schließen mit Spitzbogen ab. Von den acht Fenstern sind vier farbig; sie zeigen Jesus als guten Hirten, den Gekreuzigten, Martin Luther und Gustav Adolf. Das Gotteshaus hat eine Flächengröße von 160 Quadratmetern und bietet im Schiff 250, auf der Holzempore 50 Sitzplätze.“ (Schauder 1988)
Bauliche Maßnahmen und Erweiterungen Nachdem schon 1879 ein Blitzschlag Schaden am Kirchenportal angerichtet hatte, wurde im Jahr 1906 vorsorglich ein Blitzableiter auf das Kirchendach montiert. Stromleitungen wurden schon 1913/14 im Dorf über die Dächer gespannt, so dass 1915 auch die Kirche mit elektrischen Lampen ausgestattet werden konnte. 1928 erhielt die Kirche einen Wasseranschluss, der bezahlt werden musste, wogegen das gelieferte Wasser kostenlos bleiben sollte. 1952 waren umfangreiche Dacharbeiten durchgeführt worden und 1977 wurde das Dach komplett neu mit roten Ziegeln eingedeckt. Kreuz und Hahn auf der Kirchturmspitze wurden dabei ebenso erneuert, wie die Kirchturmuhr. Weil man beim Verlassen der Kirche unmittelbar auf die Hauptstraße gelangte, wollte man 1974 den Kirchturm mit einem Durchbruch öffnen, so dass der Bürgersteig durch den entstehenden Arkadenraum hindurch führen würde. Das Portal sollte nach innen verlegt werden, um so eine Gefährdung der Kirchgänger durch den Straßenverkehr zu vermeiden. Die Planungen und Prüfungen der Statik endeten schließlich 1976: Niemand wollte garantieren, dass das geöffnete Mauerwerk des Kirchturmes durch den passierenden Schwerverkehr und die Schwingungen des schweren Geläutes keine Rissbildungen zeigen werde. Als 1987/88 Erdgasleitungen im Ort verlegt wurden, hat man auch das Kirchengebäude mit einer Gasheizung modernisiert. 1993 mussten an den großen Seitenfenstern mehrere beschädigte Scheiben des teuren bunten Bleiglases ersetzt werden. Am Sonntag, 10. Dezember 2000, konnte im Rahmen eines Feiergottesdienstes die aufwändige Generalsanierung des Kircheninneren festlich abgeschlossen werden. Nachdem die letzten baulichen Verbesserungen im Jahre 1965 stattgefunden hatten, war nun eine Investition von ca. 240.000 DM notwendig gewesen: Kanzel, Taufbecken, Altar, Portal, Boden und Wandfarben wurden erneuert und der Dachstuhl erfuhr eine Wärmebehandlung, um ihn vor den Fraßschäden des Holzwurmes zu schützen.
Storchennest Seit 2015 wird das rote Dach des Kirchenschiffes regelmäßig zum Frühjahr von Weißstörchen angeflogen, die dort unter lautstarkem Geklapper ihren kunstfertigen Nestbau betreiben, um dann schließlich ihre Eier zu bebrüten und erfolgreich ihre Jungen aufzuziehen. Aus Freude darüber, dass das Dach der Dorfkirche mit einem so imposanten, großen Nest geschmückt ist, wird der Storchenfamilie zur Ehre seit dem 31. Mai 2015 alljährlich bei der Kirche ein fröhliches „Storchenfest“ gefeiert. Bei vielfältiger Bewirtung und mit Musik werden dem Storchennachwuchs dabei durch den Pfarrer selbst die jeweiligen „Taufnamen“ verliehen. Aus dem Erlös des Festes werden die notwendigen Reparaturen am Unterbau des Nestes und die Säuberungsarbeiten am Kirchendach bezahlt.
Turmuhr Das im Glockenturm eingebaute große Uhrwerk schlug am 14. Juni 1909, um 17.00 Uhr, zum ersten Mal und zeigte mit vier Zifferblättern die Uhrzeit in alle Himmelsrichtungen an. Das Werk kostete 1.400,- Mark, war mit einem Viertel- und Stundenschlagwerk versehen und im pfälzischen Landau bei Fa. Seybold montiert worden. Vier Wochen nach der Anschaffung schloss die Kirchengemeinde eine Versicherung für die wertvolle Turmuhr ab: Zum Kaufpreis wurden zusätzlich 200,- Mark für eventuell notwendige Baumaßnahmen am Uhrenstandort mitversichert. Uhr, Zifferblatt und Zeiger wurden im Herbst 1977 gesäubert und zusammen mit dem Kreuz und dem Hahn der Turmspitze renoviert. Im April 1978 entstand eine Diskussion im Presbyterium, weil die politische Gemeinde Mackenbach die Turmuhr gerne an die Kirchengemeinde übereignen wollte. Schließlich lehnten die Presbyter das „Geschenk“ mit seinen Verpflichtungen und Kosten ab, weil die weithin sichtbare Uhrzeit und der Stundenschlag wohl ganz allgemein allen Ortsbürgern dienlich seien und nicht nur den Angehörigen der prot. Kirchengemeinde. 1996 wurde eine neue funkgesteuerte Kirchturmuhr installiert (Hersteller: Fa. Perrot aus Calw), bei der das Stundenschlagen programmierbar war und somit auch eine Nachtabschaltung ermöglichte. Das ausgediente Uhrwerk von 1909 blieb glücklicherweise erhalten und steht heute als Blickfang in der Eingangshalle des „Theodor Zink Museums“ in Kaiserslautern.
Kulturdenkmal Die evangelische Kirche in Mackenbach wird als Kulturdenkmal im Kreis Kaiserslautern im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz geführt (Stand 2023). Der Eintrag lautet: „Prot. Pfarrkirche Hauptstraße 15 neugotischer Saalbau, 1868, Westturm 1882.“
(Jürgen Wolff, Ortsgemeinde Mackenbach, 2022)
Quellen DIE RHEINPFALZ, 7.12.2000, Lokaltteil KL, Renovierung der Kirche mobilisiert die ganze Gemeinde DIE RHEINPFALZ, 8.04.2023, Lokalteil KL, von Doris Theato : Rund um die Osterglocke Archiv Prot. Pfarramt Mackenbach , Protokollbuch d. Presbyteriums ab Dez. 1873 Archiv Musikantenmuseum Mackenbach, Schultagebuch des Lehrers Adam Rothhaas Archiv Musikantenmuseum Mackenbach, Tonaufnahme der SWR 4-Radiosendung vom 3.10.1995, „Morgenläuten“ LA Speyer, Gemeinde Mackenbach, Ratsprotokolle B I Bd. II 1881-1893 Schultagebuch des Lehrers A. Rothhaas.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Kaiserslautern. Denkmalverzeichnis Kreis Kaiserslautern, 10. Januar 2023. Mainz.
Mannweiler, Günter (1998)
Mackenbach. Geschichten aus dem Musikantendorf. Ramstein.
Paul, Roland (2019)
Zur Geschichte der Protestanten in Mackenbach und der Bau der Kirche vor 150 Jahren. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern, S. 142-146. Kaiserslautern.
Schauder, Karl-Heinz (o.J.)
Kirchen des Landkreises Kaiserslautern. Band 2. Otterbach.
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