Glocken im Glockenstuhl der evangelischen Kirche in Mackenbach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Mackenbach
Kreis(e): Kaiserslautern
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 28′ 24,44″ N: 7° 35′ 15,26″ O 49,47346°N: 7,58757°O
Koordinate UTM 32.397.675,81 m: 5.481.048,56 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.397.710,38 m: 5.482.801,80 m
  • Die Glocke der evangelischen Kirche in Mackenbach aus dem Jahre 1951 wurde von Mackenbachern aus den USA gestiftet (1950er Jahre)

    Die Glocke der evangelischen Kirche in Mackenbach aus dem Jahre 1951 wurde von Mackenbachern aus den USA gestiftet (1950er Jahre)

    Copyright-Hinweis:
    Bildarchiv Jürgen Wolff
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Festzug von Mackenbacher Musikanten im Rahmen der Glockenweihe der Glocke aus dem Jahre 1951 (1951)

    Festzug von Mackenbacher Musikanten im Rahmen der Glockenweihe der Glocke aus dem Jahre 1951 (1951)

    Copyright-Hinweis:
    Bildarchiv Jürgen Wolff
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die erste und älteste Glocke der Mackenbacher Kirche wurde durch die tatkräftige Unterstützung der protestantischen Bauern und Fuhrleute des Dorfes finanziert. Weitere Glocken wurden ergänzt und zu Kriegszeiten wieder eingeschmolzen. In den 1950er Jahren wurden die heutigen Glocken gestiftet.

Die erste Glocke
Einschmelzen im Ersten Weltkrieg und neuer Guss
Erneutes Einschmelzen im Zweiten Weltkrieg
Heutige Glocken
Glockendaten
Quellen / Internet


Die erste Glocke
Die erste und älteste Glocke der Mackenbacher Kirche wurde durch die tatkräftige Unterstützung der protestantischen Bauern und Fuhrleute des Dorfes finanziert. Die in den Baukosten des Kirchturmes zu veranschlagenden Fuhrlöhne für die Transporte von Steinen, Sand, Kalk und Bauholz wurden am Ende nicht mit der Bauverwaltung abgerechnet. Mit den im Ort selbst verfügbaren Fuhrwerken hatte man sie kostenlos erledigt. Besonders die große Menge an schweren Sandsteinen, die man im ca. 1.000 Meter entfernten Steinbruch gebrochen hatte, erforderten Hunderte von „Beifahrten“. Mühsam von Hand verladen, wurde das Baumaterial mit Kuhfuhrwerken, Ochsenkarren und Pferdegespannen über die schlecht befestigten Wege an den Bauplatz der Kirche geschafft. So wurde die 1868 gegossene Bronzeglocke, die einen Durchmesser von 70 cm und ein Gewicht von 140 kg hatte, praktisch mit dem Schweiße der braven Zugtiere und dem Fleiße der helfenden Bauernschaft bezahlt. Entsprechend lautete die Inschrift der Glocke dann auch: „Von den Protestanten zu Mackenbach durch freie Beifahrten zum Kirchenbau gestiftet - 1868“.

Am 23.10.1882 beschloss der Gemeinderat dann, dass anlässlich der Einweihung des neu errichteten Kirchturmes und seiner Glocke am folgenden Sonntag eine „Tanzerlaubnis“ für die Wirtschaften im Ort erteilt werden sollte. Diese alte Bronzeglocke hat glücklicherweise die Kriegszeiten, in deren Verlauf die anderen Glocken des Geläutes eingeschmolzen worden waren, allein überlebt. Sie wurde im Jahr 1951 an die protestantische Kirchengemeinde im benachbarten Schwedelbach übergeben und fand dort ihren Platz in dem am 1.10.1950 eingeweihten neuen Kirchengebäude. (Scheuermann 1991, S. 291) „Bei der Einweihung (18.10.1868) gab es eine Panne: Die Glocke, die man in dem kleinen, auf die Vordermauer der Kirche aufgesetzten Türmchen aufgehängt hatte, war kaum zu hören. Ursprünglich sollten zwei Glocken in das Türmchen der Kirche. Der Bezirksbauschaffner stellte jedoch fest, dass das Türmchen dafür zu klein sei. Er schlug vor, nur eine Glocke zu installieren, die dann sonntags zusammen mit der Schulhausglocke geläutet werden soll, 'um ein annehmbares Geläute zu erzielen'. Doch das funktionierte nicht. 1874 wurde neben der Kirche ein hölzerner Glockenstuhl errichtet, da die bisher im Turm befindliche Glocke nicht geläutet werden konnte. Doch auch diese Lösung war unbefriedigend. Der Glockenstuhl war zu niedrig und das Geläut konnte nicht überall gehört werden. Es wurde daher die Erbauung eines neuen Turmes erwogen. Der Plan wurde schließlich 1882 ausgeführt, wobei sich die Gemeinde Mackenbach verpflichtete, Steine, Sand und Kalk unentgeltlich an den Bauplatz zu fahren. Die neue Glocke lieferte die Glockengießerei Hamm in Kaiserslautern. Sie kostete einschließlich des Hängewerks und des eisernen Glockenstuhls 1.222 Mark und 80 Pfennige […]. Die Musikanten waren es schließlich, die es mit ihren Spenden ermöglicht haben, die Glocken der Mackenbacher Kirche, die zweimal - 1917 und im Zweiten Weltkrieg - zu Kriegszwecken geopfert werden mussten, wieder zu beschaffen. Dank der großzügigen Zuwendungen der vielen in die USA ausgewanderten Mackenbacher und vor allem durch den Einsatz des Clubs der Mackenbacher in New York kamen die erforderlichen Mittel zusammen. Für die Mackenbacher in Amerika war dies - wie auch die vielen Care-Pakete, die sie damals hierher schickten - eine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen ihrer Heimatverbundenheit.“ (Paul 2019)
nach oben

Einschmelzen im Ersten Weltkrieg und neuer Guss
Am 10. Juni 1917 wurden die Kirchenglocken vom Turm geholt, um sie „in den Dienst des Vaterlandes zu stellen“ (Schultagebuch/Rothhaas). Auch die kleine Glocke vom Dach des Schulhauses wurde geopfert, um sie für den Bau von Kriegswaffen einzuschmelzen. Eine Summe von 3.000 Mark wurde der protestantischen Kirchengemeinde als „Kriegsanleihe“ quittiert. Am 6. Dezember 1919 (Nikolaustag) endete der furchtbare Krieg und die Presbyter gründeten einen „Glockenfonds“, um gleich in der Adventszeit für neue Glocken Geld zu sammeln. Ein Betrag von 11.970,- Mark für drei Glocken und Glockenstuhl steht im Kostenvoranschlag von 1920. Unter 1927 findet man im Schultagebuch notiert, dass die Schüler am 28. September von Mackenbach aus einen Wandertag nach Kaiserslautern zur Gießerei Pfeiffer unternehmen werden. „ Am Nachmittag, 2 Uhr werden die drei hiesigen Glocken gegossen.“ (Schultagebuch/Rothhaas)

Erneutes Einschmelzen im Zweiten Weltkrieg
Da die neuen Glocken der Kirchengemeinde gehörten, die große Turmuhr jedoch Eigentum der politischen Gemeinde war, brauchte es eine Vereinbarung in Schriftform:
„Die prot. Kirchengemeinde Mackenbach überlässt der politischen Gemeinde Mackenbach in jederzeit widerruflicher Weise eine ihrer Glocken ohne Entgelt zum 11.00 Uhr- und Abendgebetläuten, ein Eigentums- oder Mitbenutzungsrecht kann aus dieser Erlaubnis in keiner Weise abgeleitet werden. Das Läuten wird durch eine der protestantischen Kirchengemeinde Mackenbach genehme Person besorgt“ (Presbyterium am 13.11.1927). Auch diesen Glocken von 1927 war leider kein dauerhafter Friede beschieden: Sie verblieben noch keine 20 Jahre auf dem Kirchturm und wurden im Zweiten Weltkrieg demontiert und zu Kriegsmaterial verarbeitet.
nach oben

Heutige Glocken
Der Schriftverkehr von 1950/51 zwischen dem Pfarramt in Mackenbach und dem Vorsitzenden des Vereins „Die Mackenbacher“ Brooklyn N.Y. ist in den „Geschichten aus dem Musikantendorf“ nachzulesen. (Mannweiler S. 123-125) Das Angebot für die Stahlglocken und den Glockenstuhl belief sich auf ca. 6.000,- DM. Die Wahl fiel auf Glocken aus Gussstahl mit der sorgenvollen Begründung: „ […] damit sie uns bei einem neuen Krieg nicht wieder eingeschmolzen werden.“ (Mannweiler 1998, S. 125) Die Bitte um finanzielle Unterstützung zur Anschaffung von Kirchenglocken blieb nicht ungehört. Eine der Glocken konnte mit Spendengeldern aus USA bezahlt werden und bekam zur Erinnerung eine dankende Inschrift (vgl. unten). Über die aus Brooklyn gespendete Glocke urteilte 1951 ein Sachverständiger: „Die fis - Glocke ist als vorzüglich zu bewerten. Sie wirkt erstaunlich eindrucksvoll: Bei wuchtig weicher Tongebung entfaltet sie Glanz und eine lebendige und zu Herzen gehende Sprache.“ (Mannweiler 1998, S.125)
Am 8. Juli 1951 kamen die drei neuen Glocken auf Pferdewagen in Mackenbach an. Das ganze Dorf war bei dem Festzug durch die Ortstraßen auf den Beinen. Pfarrer und Presbyter, Bürgermeister und Gemeinderat, die Schuljugend, verschiedenste Gruppen und natürlich der aufspielende Musikverein begleiteten die geschmückten Fuhrwerke bis zur Kirche. Heute noch finden sich in den erhaltenen alten Familienalben zahlreiche schwarz-weiße Fotografien dieses denkwürdigen kirchlichen Großereignisses. Eine Woche später (15.07.1951) erfolgte dann die festliche Glockenweihe. Ab 1952 regelte eine elektrische Läuteanlage den Einsatz des Geläutes. 1981 wurde der eiserne Glockenstuhl entrostet und frisch gestrichen.

Glockendaten
Nach der Beschreibung von J. Rothhaar:
  • Glocke 1: Die sogenannte Totenglocke in fis´ ist aus Gussstahl, gefertigt bei Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, bei einem Durchmesser von 118 cm wiegt sie 762 kg, die Inschrift lautet: „Gestiftet in treuer Heimatliebe von den Mackenbachern in Amerika“.
  • Glocke 2: Diese Betglocke in a´, ebenfalls aus Bochum, hat einen Durchmesser von 99,5 cm bei 424 kg, die Inschrift lautet: „Ich rufe die Lebenden“.
  • Glocke 3: Als Taufglocke in h´ hat die Glocke aus Bochum einen Durchmesser von 89 cm, die Inschrift: „Er ist unser“.

Am 3.10.1995 waren die Mackenbacher Kirchenglocken in dem gesamten Sendegebiet von Radio SWR 4 zu hören, als um 8.30 Uhr das „Morgenläuten“ mit Moderator Hans-Georg Baßler begann. Für 30 Minuten wurden die Geschichte und die Geschichten aus dem Musikantendorf zum Thema der damals sehr beliebten Rundfunkserie. Wer sich den aktuellen Klang des Uhrschlags, der Einzelglocken oder des Vollgeläutes anhören möchte, findet im Internet ( www.youtube.com) eine mehrere Minuten lange Turmaufnahme und einen Begleittext, die von Julian Rothhaar aus Schwedelbach öffentlich gemacht wurden. Regelmäßig wurde der Klang des vollen Sonntags-Geläutes im Jahre 1982 telefonisch in die USA übertragen. Dort saß die von schmerzlichem Heimweh geplagte Ehefrau eines amerikanische Soldaten, die in der Nachbarschaft der Mackenbacher Kirche ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte, am Telefon. Sie lauschte den wohlvertrauten Heimatklängen, während ihre Mutter den Hörer zum geöffneten Fenster hinaushielt (Mitteilung der Nachbarn). Einige Jahre später in ihren Sehnsuchtsort Mackenbach zurückgekehrt, ruht sie mittlerweile in der geliebten Heimaterde in Hörweite westlich der Dorfkirche.
nach oben

(Jürgen Wolff, Ortsgemeinde Mackenbach, 2022)


Quellen
DIE RHEINPFALZ, 8.04.2023, Lokalteil KL, von Doris Theato : Rund um die Osterglocke
Archiv Musikantenmuseum Mackenbach, Schultagebuch des Lehrers Adam Rothhaas
Archiv Musikantenmuseum Mackenbach, Tonaufnahme der SWR 4-Radiosendung vom 3.10.1995, „Morgenläuten“
Schultagebuch des Lehrers A. Rothhaas.

Internet
www.youtube.com: Mackenbach (Pfalz), protestantische Kirche, Geläutepräsentation (Turmaufnahme) (abgerufen 04.05.2023)
nach oben

Literatur

Mannweiler, Günter (1998)
Mackenbach. Geschichten aus dem Musikantendorf. Ramstein.
Paul, Roland (2019)
Zur Geschichte der Protestanten in Mackenbach und der Bau der Kirche vor 150 Jahren. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern, S. 142-146. Kaiserslautern.
Scheuermann, Gerold (1991)
Schwedelbach mit Ortsteil Pörrbach. Otterbach.

Glocken im Glockenstuhl der evangelischen Kirche in Mackenbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 15
Ort
67686 Mackenbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1868 bis 1951

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Jürgen Wolff (2022): „Glocken im Glockenstuhl der evangelischen Kirche in Mackenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345359 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
Seitenanfang