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Findling auf dem Platz der Kinderrechte (2023)
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Informationstafel Kinderheim Köln Sülz (2023)
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Stadtquartier Anton und Elisabeth (2023)
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Stadtquartier Anton und Elisabeth (2023)
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Stadtquartier Anton und Elisabeth (2023)
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Die neubarocke Kirche Zur Heiligen Familie (2023).
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Findling vor der Kirche zur Heiligen Familie auf dem Platz der Kinderrechte (2023).
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Findling auf dem Platz der Kinderrechte nahe der Neuenhöfer Allee (2023)
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Informationstafel zum Kinderheim in Köln-Sülz vor der Kirche zur Heiligen Familie (2023).
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Stadtquartier Anton und Elisabeth. Platz der Kinderrechte mit den Hausnummern 22, 24, 26 und 28 (2023).
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Stadtquartier Anton und Elisabeth. Blick auf den Platz der Kinderrechte mit der Hausnummer 2 (2023).
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Stadtquartier Anton und Elisabeth (2023) Seit 2012 befindet sich in dem Gebäude eine Kita.
Von 1946-2010 befand sich hier das Personal- und Verwaltungsgebäude.
Von 1917-1943 befand sich hier die Direktor und Arztwohnung.
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Das Kinderheim Köln-Sülz befand sich im gleichnamigen Kölner Stadtteil, im Stadtbezirk Köln-Lindenthal. Es beherbergte zeitweise 1000 Kinder und war Europas größtes Waisenhaus. Das rund 40.000 Quadratmeter große Gelände wurde 1917 bezogen. 2009 wurde es geschlossen und zu großen Teilen abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Neubauquartier. Insgesamt lebten 22.500 Kinder und Jugendliche in der Einrichtung.
Die öffentliche Waisenpflege in Köln bis 1917 Bereits 1341 soll es ein städtisches Waisenhaus gegeben haben. Zunächst lag die öffentliche Waisenpflege in der Verantwortung der christlichen Caritas. Später, Anfang des 16. Jahrhunderts, nahm sich auch der Kölner Rat mit dem Erlass einer Waisen- und Findlingsordnung dieser Aufgabe an. Infolgedessen errichtete die Stadt Köln 1523 an der Straße „Auf dem Hunnenrücken“ ein Waisenhaus. Um 1602 wurde die Einrichtung in die Maximenstraße 2707 verlegt, wo sie für die nächsten 200 Jahre blieb. In dieser Zeit war die Sterblichkeitsrate der Kinder sehr hoch, da die Versorgung durch geringe Einnahmen unzureichend war.
1794 erhielt die Waisenpflege mit der französischen Besatzung und der Neuordnung der städtischen Verwaltung erstmals den Rang einer städtischen Aufgabe. 1800 folgte die Verlegung des Waisenhauses in das Conto`sche Gebäude in der Wahlengasse 7213. Die Leitung des Waisenhauses übernahmen 1852 die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Borromäus. Immer wieder auftretende Kritik an der Arbeit der Nonnen sowie der Wunsch, dem Haus seinen konfessionellen Charakter zu nehmen, führte 1876 zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit den Nonnen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Waisenamt eine eigenständige Deputation. 1906 erfolgte die Anstellung von ausgebildeten, besoldeten Waisenpflegerinnen. Da jedoch insgesamt geeignetes Personal fehlte, wurden die Ordensschwestern wiedereingestellt. Im September 1909 wurde Johann Peter Mauel Direktor des Waisenhauses. Es folgte die Gründung einer Haushaltsschule und die Cölner Stadtverordnetenversammlung beschloss, die Erziehung und Betreuung der Waisenkinder im städtischen Waisenhaus den Schwestern vom armen Kinde Jesus zu übertragen. Knapp vor dem Ersten Weltkrieg 1912 beschloss der Rat der Stadt Köln den Bau eines neuen Waisenhauses in Sülz, da das alte Haus den Anforderungen nicht mehr genügte (Wirdeier u.a. 2013, S. 59ff.).
Das Waisenhaus am Sülzgürtel von 1917 bis 1933 Das neue Haus sollte nicht mehr in der Altstadt innerhalb der Ringstraßen zu finden sein, sondern im Stadtteil Sülz. Dieser zeichnete sich zunächst durch viele Grünflächen aus. Die eingeplanten 40.000 Quadratmeter sollten locker bebaut werden. Am 14. April 1914 wurde der Grundstein für das neue Waisenhaus gelegt. Der Erste Weltkrieg verlangsamte die Bauarbeiten an den Gebäuden, sodass die Kinder mit ihren Betreuern erst am 8. Mai 1917 das neue Haus am Sülzgürtel beziehen konnten.
Zunächst wurde ein Aufnahmegebäude für fünf Kindergruppen errichtet. Dann erstand auf der Seite zur nördlich gelegenen Münstereifeler Straße das Hauptgebäude mit dem Kindergartengebäude sowie dem Knaben- und dem Mädchenhaus. Der Mittelbau des Hauptgebäudes besaß im Erdgeschoß einen großen Speisesaal für alle Kinder und in den Obergeschossen Arbeits-, Wohn- und Schlafräume. Danach wurde auf der Seite zur südlich gelegenen Anton-Antweiler-Straße das Säuglingsheim und das Krankenhaus errichtet. Letzteres wurde auf Grund von infektiösen Krankheiten von den anderen Einrichtungen getrennt platziert. Die endgültige Fertigstellung der gesamten Anlage erfolgte 1923 mit der Einweihung der Kapelle und des darunterliegenden Festsaals.
Die Kapelle wurde in einfachster Bauweise ohne Außenputz errichtet. Für das Gewölbe im Inneren wurde eine Rabitzkonstruktion gewählt und die Wandflächen und Pfeiler wurden ohne jegliche Verzierungen erbaut. Statt einer farbigen Bleiverglasung erhielten die Fenster klares Fensterglas. Die Kapelle war mit drei Glocken ausgestattet. Auf ein schmiedeeisernes Abschlussgitter zum Sülzgürtel wurde aus finanziellen Gründen verzichtet. Damit entstand hier die einzige Lücke in dem ansonsten von Mauern umgebenen Gelände. Auf dem Grundstück befanden sich außerdem eine achtklassige Heimschule, eine Turnhalle, ein Schwimmbad, ein Lehrlingsheim, die Wäscherei, die Gärtnerei und ein Schweinestall. Die Gebäude bildetet einen U-förmigen Grundriss, sodass ein großer Innenhof entstand, der als Gartenanlage mit Ruhezonen, Obst- und Gemüsebeeten gestaltet wurde. Diese sowie die kleine Tierhaltung trugen zum täglichen Bedarfs des Hauses bei (Wirdeier u.a. 2013, S. 69ff.).
Das Waisenhaus im Nationalsozialismus Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Köln erfolgte am 13. März 1933. Darauffolgend wurde der Direktor des Waisenhauses J. Peter Mauel, auf Grund seines langjährigen Engagements in der Zentrumspartei, aus dem Kölner Rathaus entfernt. Er trat am 30. September 1933 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Friedrich Johann Maria Tillmann, ein Mitglied der NSDAP. Die Berichte über Friedrich Tillmann als Waisenhausdirektor fallen sehr unterschiedlich aus. Während einige Kinder ihn als gerechten Mann empfanden, erschien er anderen als strenger und brutaler Mensch. Tillmann engagierte sich zwischen 1940 und 1941 als Verwaltungsexperte im Rahmen der „Aktion T4“ für die Tötung von psychisch kranken Anstaltsinsassen.
Wesentliche Veränderungen nach 1933 resultierten aus der NS-Ideologie. Kinder mit jüdischen Vorfahren mussten gemäß den Forderungen der Rassenhygiene das Waisenhaus verlassen. Ferner wurde das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 umgesetzt. Heimkinder, die als „schwachsinnig“ diagnostiziert wurden, wurden zwangssterilisiert. Da die Adoption nur für „erbgesunde“ Kinder möglich war, sanken die Adoptionszahlen stark. Konnten 1933 noch zehn Adoptionen abgeschlossen werden, so berichtet die Verwaltung 1938/39 nur noch von fünf Fällen. Auch die Zahl der in die Waisenpflege aufgenommenen Kinder sank.
Im Frühjahr 1941 begann die kriegsbedingte Evakuierung des Kinderheims. Die Säuglinge kamen ins Haus Lerbach in Bergisch Gladbach, die Klein- und Schulkinder ins Kloster Steinfeld in der Eifel. Das Kinderheim Köln-Sülz wurde am 10. Juni 1942 zum Ausweichkrankenhaus mit ca. 500 Betten und zum Hilfskrankenhaus für Zwangsarbeiter. Bei den Angriffen der alliierten Bomber wurde es mehrfach getroffen und stark beschädigt. Dennoch konnte die Stadt das Haus nach Notreperaturen weiter nutzen. Zeitweise war in den Gebäuden des Kinderheims die Zentrale für Fliegergeschädigte untergebracht. Darüber hinaus wurde hier eine Notküche betrieben. In den Jahren 1942 und 1943 wurde das Kinderheim Köln-Sülz zu 90 Prozent vernichtet. So wurde unter anderem der südlich gelegene Gebäudekomplex mit der Säuglingsstation fast vollständig zerstört. Auch das Kirchenschiff war großflächig eingestürzt. Der Kriegsschaden des Waisenhauses belief sich auf 15 Millionen DM. Lediglich das Krankenhaus und Teile des Hauptgebäudes blieben erhalten. (Wirdeier u.a. 2013, S. 117ff.).
Der Wiederaufbau ab 1945 Überlegungen, das Kinderheim an anderer Stelle neu aufzubauen, wurden verworfen. Stattdessen wurde eine zunächst provisorische Instandsetzung des Hauptgebäudes beschlossen. Zeitnah mussten die Säuglinge aus dem Haus Lerbach in Bergisch Gladbach ausziehen, weil das Militär das Gebäude überraschend beschlagnahmt hatte. Für alle Kinder gab es jedoch noch keinen Platz in Sülz, sodass ein Teil von ihnen im Lehrerhaus in Rhöndorf untergebracht wurde. Die überraschende Rückkehr der übrigen Säuglinge nach Sülz machte es notwendig, das Kranken- und Säuglingshaus so bald wie möglich zu reparieren und wiederaufzubauen. Daher wurden in den Jahren 1949 bis 1950 das Säuglingsheim und zwei Jahre später 1952 das Krankenhaus wiederhergestellt. Gleichzeitig wurde das Lehrlingsheim mit rund 70 Plätzen im südwestlichen Teil des Geländes neu gebaut. Darauf folgte 1954/1955, das Schwesternhaus an der Stelle des früheren Schulgebäudes, sowie der Neubau des Aufnahmegebäudes I - am Sülzgürtel links von der Kapelle gelegen - und des Aufnahmegebäudes II. Die Pläne erstellte der Architekt Walther Mayer. Ebenfalls 1955 wurde der Architekt und Kirchenbaumeister Dominikus Böhm mit dem Wiederaufbau der Waisenhauskapelle „Heilige Familie“ beauftragt. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Gottfried Böhm den Auftrag. Für den Bau der Kirche wurde ein Kostenvoranschlag von über 757.100 DM ohne Inneneinrichtungskosten berechnet. Ein kirchliches Darlhen der Pax Bank sollte die Finanzierung sichern. Zwischen August 1957 und Dezember 1958 wurde der Kapellenbau in Schüttbeton-Bauweise errichtet. Hierfür wurde gemahlener Ziegelschutt des kriegszerstörten Kapellenbaus und der anderen Gebäude, dem Betongemisch, hinzugefügt. Dieser Technik verdankt der Neubau seine leicht rötliche Färbung. Insgesamt lag der Kostenaufwand bei 800.000 DM. An den Außenwänden der Kapelle sind bis heute 130 Sichtbeton-Reliefs von Schafen nach einem Entwurf von Jochen Pechau zu sehen. Ein größeres Betonrelief des Guten Hirten wurde später mittig an der Nordostfassade zum Sülzgürtel angebracht. Am 15. Dezember 1958 wurde die Kapelle eingeweiht.
Der Wiederaufbau des ehemaligen Hauptgebäudes an der Münstereifeler Straße wurde in mehreren Bauabschnitten geleistet. Im ersten Bauabschnitt erhielt das ehemalige Mädchenhaus Haus Hermann-Josef im Keller eine Koks-Zentralheizung sowie mehrere Werkstätten (Schlosserei, Schreinerei, Installations- und Elektikerraum). Im Erdgeschoss wurde eine vierklassige Heimschule eingerichtet. Darüber im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss befanden sich Wohnungen. Das Haus wurde am 8. Mai 1960 bezogen. Im nächsten Bauabschnitt wurde Haus Ursula an Stelle des früheren Lehrlingsheimes als Familienhaus mit sechs abgeschlossenen Wohnungen errichtet. Im Erdgeschoss befanden sich drei Kindergärten. Die Einweihung fand am 8. Mai 1961 statt. Im dritten Bauabschnitt wurden im Haus Elisabeth Klausurräume für die Ordensschwestern und Wohnungen für das weltliche Personal geschaffen. An Stelle des Knabenhauses wurde auf den Kellern des ehemaligen Gebäudes das neue Haus Gereon mit vier abgeschlossenen Wohnungen errichtet. Die Neubauten wurden 1961 und 1965 eingeweiht. Im letzten Bauabschnitt entstand das Haus Mutter Clara mit Kasino, einem Gemeinschaftsraum und einer Schuhmacherei. Außerdem waren hier die Weißnäherei und ihr Magazin, die Kleidernähschule und die Wohn- und Klassenräume der Haushaltsschule untergebracht. Das Haus wurde am 18. Oktober 1966 eingeweiht (Wirdeier u.a. 2013, S. 151ff.).
Das Waisenhaus bis 1970 Das Leben im Waisenhaus Sülz war in den Nachkriegsjahren durch Nahrungsmangel und zerstörte Unterkünfte geprägt. Allmählich wurde das Leben in familienähnlichen Gruppen realisiert. Dennoch herrschte in den Jugendämtern in den Jahrzehnten nach dem Krieg ein Menschenbild, dass Kinder und Jugendliche aus Heimen als „minderwertig“ darstellte. Berichte aus der Zeit verdeutlichen, dass die Kinder stigmatisiert und somit in ihrem Werdegang negativ beeinflusst wurden. Obwohl sich eine Ordensschwester und später eine weltliche Kraft um die Vermittlung von Kindern in eine Pflegestelle kümmerte, blieb die überwiegende Mehrzahl der Kinder bis zur Volljährigkeit im Heim. In den 1960er-Jahren kam die Überlegung auf, die Nonnen durch weltliche Kräfte zu ersetzten. Lediglich um die ganztägige Betreuung der Kinder zu gewährleisen, verzichtete die Heimleitung zunächst auf einen Wechsel. Erst als bei den Nonnen der Nachwuchs ausblieb, wurde das Thema neu aufgerollt. Die Suche nach Erzieherinnen gestaltete sich jedoch schwierig, da es zu wenig ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen gab und die Bezahlung schlecht war (Wirdeier u.a. 2013, S. 161ff.).
Zeit der Umbrüche - Die 1970er und 1980er Jahre Die 1970er Jahre prägte ein grundlegender Umbruch in der Pädagogik und im Erziehungsstil. Bis dahin hatte sich die Jugendhilfe nicht umfassend von der nationalsozialistische Ausrichtung entfernt. Erst aus dem Gedankengut der 68er Generation entwickelten sich in den 1970er Jahren Alternativen, die sukzessive zu Standards wurden. Die geschlossenen Heime und Fürsorgeerziehungsanstalten verschwanden allmählich. War der Direktor des Kinderheims bisher auch für die Belegung und Betreuung der Kinder in den Heimen der freien Sozialhilfeträger zuständig, so ging diese Aufgabe 1970 an das Jugendamt über. Die Betreuung der Kinder im Heim sollte zeitlich so kurz wie möglich gehalten werden. Im Vordergrund stand das Bemühen um die Wiedereingliederung in die Ursprungsfamilie oder die Suche nach einer Ersatzfamilie. Jegliche Gewaltanwendung an den Kindern wurde verboten.
1973 verließen von den ursprünglich rund 100 Ordensschwestern die letzten 49 Nonnen das Kinderheim. Die nach dem Auszug frei gewordenen Gruppenleiterstellen übernahmen in der Regel die schon vorhandenen weltlichen Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen. Zusätzlich wurde neues Personal eingestellt. Dies machte zusätzliche Ausgaben von rund 1,7 Millionen DM im Jahr erforderlich. Personalmangel führte dazu, dass mehrere Gruppen geschlossen werden mussten. 1973 wurde das erste Tagesheim in Köln eröffnet. 1975 wurde die zentrale Wäscherei auf dem Gelände in Sülz aufgegeben. Um die Dezentralität des Kinderheims zu fördern, erwarb die Waisenhausstiftung 1990 ein erstes großes Wohnhaus in Lindenthal (Wirdeier u.a. 2013, S. 179ff.).
Zeit der Stabilisierung - Die 1990er Jahre und die Anfänge der 2000er Jahre Am 1. August 1994 übernahm der Diplom-Sozialpädagoge Helmut Thelen die Leitung des Hauses. Die folgenden Jahre waren zum einen von neuen fachlichen Vorgaben des Jugendamtes und anderer Verwaltungsdienststellen geprägt. Zum anderen von Veränderungen, die sich aus der praktischen Arbeit der Mitarbeitenden ergaben. Das Konzept der Dezentralisierung - sprich weg von der großen Einrichtung an einem Ort hin zu kleinen Wohneinheiten - sah auch eine Selbstständigkeit der Gruppen vor. Die Mahlzeiten wurden nun von den Gruppen selbst zubereitet, sodass die Großküche unrentabel und 2001 aufgegeben wurde. 2003 übernahm Maria Kröger als erste Frau das Amt der Direktorin. Unter ihrer Leitung überprüfte ein Arbeitskreis die bauliche Situation der Anlage in Sülz, um die Frage zu beantworten, in welchem Umfang Sanierungen des Hauses notwendig seien. Ein Workshop mit dem Namen „Zukunftskonferenz - Perspektiven für die Städtischen Kinderheime“ lotete die inhaltlichen Möglichkeiten des Hauses für die kommenden Jahre aus. Er beschäftigte sich mit der Frage, welche Angebote der Einrichtung Zukunft haben und tatsächlich benötigt werden (Wirdeier u.a. 2013, S. 205ff.).
Ki d s 2005 bis 2012 Das Konzept der Dezentralisierung führte dazu, dass 1990 verschiedene Außenwohngruppen im gesamten Stadtgebiet und im Kölner Umland eingerichtet wurden. Da nur noch ein Viertel der Fläche vom ursprünglichen Kinderheim genutzt wurde, standen die Gebäude am Sülzgürtel teilweise leer. Zur Vermeidung von Leerständen und um Einnahmen zu erwirtschaften hatte die Stadt Köln die frei gewordenen Gebäude am Sülzgürtel an verschiedene Institutionen vermietet. Unter anderem die St.-George´s-School, eine städtische Kita, ein Kinderladen, eine Krabbelgruppe, eine Schule für Erziehungshilfe, die Seniorensportgemeinschaft, ein Aussiedlerwohnheim und ein Caterer, der in der ehemaligen Großküche kochte. Die Räumlichkeiten der Kinderheime waren zwar insgesamt zu neunzig Prozent belegt, aber besonders in den Wohngruppen auf dem Sülzer Gelände gab es viele freie Plätze. Die Stadt hatte die Gebäude in Sülz aus Geldmangel seit Jahren nicht saniert. Sie waren marode und entsprachen wegen fehlendem Brandschutz nicht mehr den rechtlichen Vorgaben. Zudem brachen überdurchschnittlich häufig Wasserrohre und der Energieverbrauch war sehr hoch. Eine Generalinstandsetzung aller Gewerke, (Sanitär, Elektronik, Wärmedämmung, Dächer etc.) wäre zwingend erforderlich gewesen. Die Kosten wurden auf rund dreißig Millionen Euro geschätzt.
2006 entstand die Neukonzeption der Kinderheime der Stadt Köln mit dem Namen Ki d s. Im gleichen Jahr wurde die Veräußerung des Geländes am Sülzgürtel beschlossen. Der Stadtentwicklungsausschuss teilte das Gelände in sieben Baufelder auf, die in einem aufwendigen Vergabeverfahren vermarktet wurden, fünf davon durch europaweite Ausschreibungen. Seit 2010 ist das Kinderheim dem Anton & Elizabeth Neubauquartier gewichen. Heute wohnen im neuen Wohnviertel überwiegend Familien mit Kindern. An die Hundertjährige Geschichte des Kinderheims erinnern die „Sülzer Findlinge“ der Künstlergemeinschaft osa, die der „Förderverein Erinnerungsorte Kinderheim Köln-Sülz e.V.“ (FEKS) geschaffen hat. Die städtischen Kinderheime zogen im Mai 2012 mit ihrem Hauptsitz an die Aachener Straße (Wirdeier u.a. 2013, S. 225ff.).
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