Villa Puricelli-Plettenberg

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bretzenheim
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 52′ 37,85″ N: 7° 54′ 9,34″ O 49,87718°N: 7,90259°O
Koordinate UTM 32.421.152,79 m: 5.525.552,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.421.196,45 m: 5.527.323,50 m
  • Video mit einer Spielszene zum Amtmann Joseph Freiherr von Schweickhardt (2022)

    Video mit einer Spielszene zum Amtmann Joseph Freiherr von Schweickhardt (2022)

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    Produziert von: Jane Flohr, Marie Andrea Dirlam, Jan Muth, Luis Leyendecker / Universität Koblenz
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    Luis Leyendecker; Jan Muth; Jane Flohr; Marie Andrea Dirlam
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  • Drohnenflug über die Villa Puricelli-Plettenberg in Bretzenheim (2022)

    Drohnenflug über die Villa Puricelli-Plettenberg in Bretzenheim (2022)

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    Lukas Budde / Bretzenheim
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    Lukas Budde
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  • Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg in der Großen Straße 16 in Bretzenheim (2022)

    Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg in der Großen Straße 16 in Bretzenheim (2022)

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    Lukas Budde / Bretzenheim
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    Lukas Budde
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  • Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg mit dem Anbau von 1912/13 im Vordergrund (2022)

    Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg mit dem Anbau von 1912/13 im Vordergrund (2022)

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    Lukas Budde / Bretzenheim
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  • Villa Puricelli-Plettenberg in Bretzenheim (2022)

    Villa Puricelli-Plettenberg in Bretzenheim (2022)

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    Jane Flohr
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  • Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg in der Großen Straße 16 in Bretzenheim (2022)

    Luftbild der Villa Puricelli-Plettenberg in der Großen Straße 16 in Bretzenheim (2022)

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Der Ursprung des Gebäudes geht in die 50er Jahre des 18. Jh. zurück. Durch seine Größe fand es stets das Interesse von Besatzern und Lehnsnehmern. Doch neben Zeiten, in denen das Gebäude die Bezeichnung „hochfürstliches Schloss“, „Landvilla“ oder „Rittergut“ erhalten hatte, war auch der Begriff „Ruine eines Schlosses an der Nahe“ dokumentiert.

Gebäude und Lage
Das heute als Villa Plettenberg bezeichnete Gebäude befindet sich in der Großen Straße 16. Der Stil des zweieinhalbgeschossigen Putzbaus wird als klassizistisch geprägte Neorenaissance mit barockisierenden Merkmalen bezeichnet. Der Haupteingang mit seinen zwei Rundbogenportalen und einem Giebel befindet sich auf einem Mittelresalit. Das oberste Geschoss des ursprünglichen Baues ist ein sogenanntes Mezzaningeschoss (Zwischengeschoss) mit kleinen Fenstern. Über einer vorragenden Konsoltraufe folgt das geschieferte Walmdach. An den ursprünglichen Bau wurden 1877 durch Carl (III.) Puricelli auf der Naheseite zwei unterschiedlich lange Seitenflügel angefügt. Ein weiterer Anbau erfolgte 1912/13 durch den Grafen von Plettenberg mit einem Treppenturm zur Großen Straße und einem weiteren Eingang mit Windfang zum Hof hin.

Anfänge
Die Ursprünge gehen zurück auf den Oberschultheiß von Stockum, der Mitte des 18. Jh. den Kernbau der Villa erbauen ließ. Im Jahre 1789 hat Fürst Carl August von Bretzenheim (1769-1823, regierte ab 1789) seinen Repräsentationsbedürfnissen folgend, die Villa und das große Gartengrundstück an der Nahe erworben, um sie als sein Schloss auszubauen.

Verfall zur Ruine
Im Zustand der Bewohnbarkeit der Kernvilla haben jedoch Kriegsparteien und Besatzer während der französischen Revolution das Gebäude völlig ruiniert. Nur mit großzügiger Bewirtung der wechselnden Offiziere über mehrere Jahre konnten größere Schäden am Schloss abgewendet werden. Doch der Gipfel der Schäden stand dem Schloss, ja sogar dem ganzen Ort, noch bevor. Nach schweren wechselhaften Kämpfen über den Jahreswechsel 1795/96 in der näheren Umgebung verschanzten sich französische Truppen zwischen Planig und Bretzenheim. In deren Verlauf wurde das Schloss gänzlich ruiniert. Im Protokollbuch der Gemeinde wurde im Oktober 1796 vermerkt:

„1796-97 sind alle obsbaum in unserer gantz gemarkung und die bäum auf der Bach von denen Franzosen abgehauen worden und in ihrem hiesigen lager verbrand worden. Des gleichen auch die Eremitage ist auch gantz abgerissen worden und das holtz im lager dahier verbrend worden. Und auch alle Wingerts Pfähl in der gantz gemarkung sind alle verbrend worden. 1796 im october ist daß stockheimische welches der gnäd. Herrschaft (nachrichtl. Reichsfürst Carl August) zugehörige Kutscher Remis und stallung von den Franzosen abgerissen worden. Hat Schultheis gesagt, sie sollten das nicht tun. So sind sie unwillig worden und wollten gleich fröhner (nachrichtl. Frondienstleistende) haben, um Holtz hinwech zu tragen über die brück über Nohe in die Schantz. So hat ein franzoss dem Schultheis Zilles nechst (nachrichtl. beinahe) den gantzen linken Arm abgehauen, welches 8 gantze Wochen gedauert, bis er wieder currieret worden ist.“ (Schneider 2015)

In einem Schreiben vom 10. Januar 1799 wurde in einem Schreiben an Reichsfürst Carl August festgestellt, dass das Schloss „von den Franzosen ganz ruiniert“ sei und der Schaden auf 40.000 Gulden beziffert wurde. (Schneider 2015) Da Bretzenheim immer noch französisch war und Reichsfürst Carl August nach wie vor Interesse an diesem Anwesen hatte, konnte er nur über Mittelsmänner bei den im großen Stil von den Franzosen angelegten Versteigerungen (Reunionsmaßnahmen) mitbieten. Am 28. September 1803 ersteigert er die „Ruinen eines alten Schlosses mit Nebengebäuden, gelegen am Ufer der Nahe“. Für 1.400 Franc wurde der Zuschlag erteilt. (Schneider 2015) Da Reichsfürst Carl August zu diesem Zeitpunkt bereits in Wien wohnte, musste er gezwungenermaßen den Bau eines Schlosses in Bretzenheim aufgeben und schließlich alles verkaufen.

Neue Besitzer
Die Familie Utsch-Puricelli kaufte schließlich das gesamte Anwesen. Puricelli ist der Name einer Industriellenfamilie, die mit Rheinböllen, Bad Kreuznach und Bretzenheim eng verbunden ist. Durch das Eisenwerk Rheinböller Hütte hatte die Familie über Jahrzehnte großen Einfluss auf die Entwicklung des Wirtschaftslebens im östlichen Hunsrück und an der unteren Nahe. Einige Mitglieder der streng katholischen Familie widmeten sich dem Bau und Erhalt von Kapellen und Kirchen in der Region und machten bedeutende Stiftungen wie das Puricelli-Stift in Rheinböllen. Das weitläufige Hofgut mit den „Trümmern eines alten Schlosses an der Nahe“ hatte die verwitwete Margarethe Puricelli 1813 erworben und in den Folgejahren als Heimstätte für ihre Familie ausbauen lassen. Margarethe war die Tochter des Forstmeisters Friedrich Wilhelm Utsch, auch bekannt als Jäger aus Kurpfalz. Utsch war auch Besitzer des Eisenwerks Rheinböller Hütte. Er vererbte Margarethe und ihrem Bruder Carl Theodor Utsch 1794 das Werk. Geführt wurde es von Carl Theodor Utsch und seinem Schwager Carl Wilhelm Anton Puricelli. Nach dem frühen Tod von Carl Puricelli 1805 musste Margarethe der Doppelrolle von Mutter dreier unmündiger Söhne und Unternehmerin gerecht werden. Ihr Bruder Carl Theodor Utsch zog sich mehr und mehr aus dem Unternehmen zurück und wechselte in die Rolle des Gutsbesitzers und Verwalters.

Erst 1836 gab sie die Geschäftsführung der Eisenhütte in die Hände ihrer Söhne und nahm dauerhaften Wohnsitz in Bretzenheim. Im Jahre 1860 starben sowohl Margarethe Puricelli als auch Carl Theodor Utsch. Durch pietätvolle Rücksichtnahme ließen die Söhne Friedrich, Carl (II.) und Heinrich die „Villa“ von Umbauten unangetastet. Erst Carl (III.), der Enkel von Margarethe Puricelli, hat als alleiniger Besitzer ab 1876 nun Aus-, Um- und Neubauten (Wasserturm, Gewächshäuser, Kegelbahn, etc.) vorgenommen. Seine Rentabilitätsvorstellungen und sein ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis werden deutlich, als er beginnt, das Areal zu erweitern und weitere Wohnhäuser und landwirtschaftliche Anwesen hinzuzukaufen. Die im Laufe des 18. Jahrhunderts vom Comer See eingewanderte Familie Puricelli besaß in der Region weitere repräsentative Gebäude, wie u.a. das Amalienschlösschen im Schlosspark Bad Kreuznach, die Kauzenburg in Bad Kreuznach oder die Villa Lieser unweit von Bernkastel. Mit dem Tod von Carl (III.) Puricelli erbte es 1911 die weitläufige Verwandte Elisabeth Puricelli, die wiederum 1912 den Rittmeister Friedrich Christian Reichsgraf von Plettenberg heiratete. Ein Zweig der Familie von Plettenberg stammt aus dem Kölner Raum und besaß dort jahrhundertelang den Gräfenhof Brück, auch Brückerhof genannt. Die Gebäude und Liegenschaften sind heute im Besitz von Reichsgraf von Plettenberg. Die Villa wurde am 26.05.1981 unter Denkmalschutz gestellt.

Kulturdenkmal
Die Villa Puricelli-Plettenberg wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Bad Kreuznach geführt (Stand 2022). Der Eintrag lautet:
„Große Straße 16
ehem. Hofgut Puricelli; Villa, zweieinhalbgeschossiger Putzbau, spätklassizistisch geprägte Neurenaissance, bez. 1877; weiteres Wohnhaus, Uhrtürmchen, Fachwerk-Klinker-Konstruktion, stattliche Nebengebäude; eingefriedete Gartenanlage mit kleiner Eisenbrücke über die Kleine Straße, Pumpenhaus, Wasserturm (vgl. Turmstraße o.Nr.).“

(Projektteam der Modellkommune Bretzenheim, 2022)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bad Kreuznach. Denkmalverzeichnis Kreis Bad Kreuznach, 22. Mai 2023. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Bad Kreuznach
Schneider, Hans (2015)
Bretzenheim an der Nahe. Bretzenheim.

Villa Puricelli-Plettenberg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Große Straße 16
Ort
55559 Bretzenheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Projektteam der Modellkommune Bretzenheim: „Villa Puricelli-Plettenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344725 (Abgerufen: 19. April 2024)
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