Gräfenhof Brück

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 39,42″ N: 7° 04′ 42,78″ O 50,94428°N: 7,07855°O
Koordinate UTM 32.365.016,32 m: 5.645.386,78 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.575.844,79 m: 5.646.002,42 m
Der Gräfenhof zu Brück – oder auch Brückerhof genannt – ist ein aus dem Hochmittelalter stammendes landwirtschaftliches Gut im heutigen Kölner Stadtteil Brück. Dieser Hof ist ähnlich dem Fronhof in Merheim ein Relikt aus der frühen dörflichen Entwicklung im rechtsrheinischen Kölner Raum.

Geschichte des Gäfenhofes
Der Hof Brück wird 1166 erstmalig urkundlich erwähnt und gehörte zu diesem Zeitpunkt zum 1133 gegründeten Zisterzienserkloster Altenberg. Wie alt der Hof zu diesem Zeitpunkt bereits gewesen ist, kann nicht genau gesagt werden. Seine Lage in unmittelbarer Nähe zum Mauspfad und an der Köln Olpener Straße, die beide wichtige Handelsverbindungen in der Region waren, lässt vermuten, dass der Hof bereits einige Zeit vor der erstmaligen Erwähnung bestanden hat. Über die Pächter und Besitzverhältnisse im 12. Jahrhundert kann keine Aussage gemacht werden.
Belegt ist, dass Jahre 1166 der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, der Reichskanzler Kaiser Friedrich Barbarossas, den Abt Herman I. des Klosters Altenberg als Besitzer des Gutes bestätigt. 1253 tauschte der damalige Graf von Berg einige Grundstücke nahe des Klosters Altenberg gegen Grundstücke in Brück, womit er sein Einflussgebiet im Rheinland erweiterte. Keine 20 Jahre nach diesem Tausch verkaufte die Abtei den Hof in Brück an den Grafen von Berg. Im Kaufvertrag wurde das Kloster von Abgaben an den Grafen von Berg befreit und der Gutshof in Brück von Abgaben an die Abtei in Altenberg. Bis ins Jahr 1453 blieb der Hof im Besitz der Grafen von Berg, die ab 1380 die Herzogswürde verliehen bekamen (Burghardt 1996). Aufgrund der immensen Ausgaben des Grafen, bedingt durch die Fehden mit dem Erzbischof von Köln und der Stadt Köln, verpfändete Adolf VII. 1413 den Hof an Herzog Rainald von Jülich. Er konnte den Hof zu seiner Zeit zwar noch nicht einlösen, ab 1453 wurden der Hof und die Ländereien aber von seinem Nachfolger Gerhard II. an Berthold von Plettenberg verpfändet, in dessen Familie das Gut durch Vererbung bis mindestens 1548 verblieb. Nach der Enteignung durch die Franzosen blieb der Hof bis 1903 weiterhin in inkonstanten, privaten Besitzverhältnissen, bis die Stadt Köln das Gut für 170.000 Goldmark erwarb. Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Hof Schweine für die Nationalsozialistische Wohlfahrt gemästet. Die größeren landwirtschaftlichen Flächen, die zum Hof gehörten, gingen mit dem Bau des Militärflughafens bei Ostheim verloren, so dass nach dem Krieg eine profitable Bewirtschaftung nicht mehr aufgenommen werden konnte. Bis 1960 wurden die Gebäude größtenteils als Wohn- und Arbeitsräumlichkeiten genutzt, ehe Teile des Hofes zu Gunsten des Neubaus der katholischen Grundschule in Brück abgerissen wurden. Nach einer Brandstiftung sowie durch mangelnde Instandsetzung mussten die Überbleibsel des Hofes 1985 abgerissen werden. Die privaten Eigentümer bauten den Hof in seiner ursprünglichen Form neu auf. So finden sich heute an der Stelle des Hofes völlig neu aufgebaute Gebäude im Originalstil der Hofanlage (Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück e.V. 2004).

Bedeutung des Gräfenhofes für die Region
Der Hof selbst ist einer von verschiedenen Hofanlagen im rechtsrheinischen Kölner Raum, welche im Mittelalter errichtet worden sind und als Keimzelle einer Siedlungsentwicklung anzusehen sind. Der Brücker Hof kann als Keimzellen des Ortes Brück an der Brüderstraße angenommen werden. Die Lage des Hofes in direkter Auenrandlage nahe der Geländekante zur Mittelterrasse und dem nahe gelegenen Königsforst begünstigten das Wachstum des Ortes gemeinsam mit der verkehrsgünstigen Anbindung. Neben der Brüderstraße kreuzt östlich des Hofes der Mauspfad die Ortschaft. Es ist daher davon auszugehen, dass die Wahl des Standortes für den Hof nicht zufällig getroffen wurde.
Eine sehr ähnliche Funktion für die Entwicklung einer Ortschaft weist der Fronhof in Merheim auf.

(Fabian Lagodny, Universität Bonn, 2013)

Literatur

Bilz, Brigitte / Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück (Hrsg.) (2004)
Zu Fuß durch Brück - Ein Stadtteilführer. (Brück - Geschichten zur Geschichte 11.) Köln.
Bilz, Fritz / Geschichts- und Heimatverein Rechtsrheinisches Köln e.V. (Hrsg.) (2011)
Bürgerliche Proteste gegen die Chemische Fabrik Kalk im 19. Jahrhundert. In: Rechtsrheinisches Köln, Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 36, S. 65-81. Köln.
Burghardt, Franz-Josef / "Unser Brück" e.V. Geschichts- und Heimatverein Brück (Hrsg.) (1998)
Die Höfe in Brück bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Unser Brück. Geschichte und Geschichten - in Wort und Bild 4, S. 1-54. Köln.
Denis, Nicklas C. / Geschichts- und Heimatverein Rechtsrheinisches Köln e.V. (Hrsg.) (2007)
Die chemische Fabrik Kalk. In: Rechtsrheinisches Köln, Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 32, S. 30-44. Köln.
Greiling, Walter (1958)
100 Jahre Chemische Fabrik Kalk. Köln.
Hess, Alexander Harald / Geschichts- und Heimatverein Brück (Hrsg.) (2006)
Brück und seine Siedlungen - Vom Bergischen Straßendorf zum Kölner Stadtteil. Köln.
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Mitzschke, Udo / Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück (Hrsg.) (2008)
Geschichte von Köln-Brück. (Brück - Geschichten zur Geschichte 13.) Köln.

Gräfenhof Brück

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1166

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„Gräfenhof Brück”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-80277-20131127-7 (Abgerufen: 26. April 2024)
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