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Villa Lieser, in der gleichnamigen Ortschaft, bei Bernkastel (2020)
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Klaes, Holger / klaes-images
Fotograf/Urheber:
Holger Klaes
Medientyp:
Bild
Unweit von Bernkastel liegt am linken Moselufer bei der Mündung des gleichnamigen Flüsschens das Winzerdorf Lieser. Der Dichter Ausonius (um 310-393 oder 394) erwähnt es in seiner um 371 entstandenen Reisebeschreibung „Mosella“. Am südlichen Ortsrand wurde in den Jahren 1884 bis 1887 unmittelbar zwischen Weinbergen und Fluss eine große Villa errichtet und von 1900 bis 1905 um einen zweiten Baukörper erweitert, sodass die Baugruppe wie ein Schlossbau wirkt.
Bauherren Erbauer der älteren Villa war der Fabrikant Eduard Puricelli (1826-1893). Seine Vorfahren waren im 18. Jahrhundert vom Comer See eingewandert. Puricelli war Inhaber der Rheinböller Hütte, besaß Gaswerke in Krefeld, Trier und Nancy und war ab 1867 Mitglied im Reichstag des Norddeutschen Bundes für die Freikonservative Partei. Der Mäzen stiftete unter anderem der Diözese Trier das Waisenhaus Helenenberg, dem Trierer Dom den Schrein für den Heiligen Rock und errichtete in Rheinböllen die große Puricelli-Familienstiftung. Seine Tochter Maria Helena heiratete 1880 den hohen preußischen Verwaltungsbeamten Clemens von Schorlemer (1856-1922), der aus urwestfälischem Adel stammte und zu den Gründungsmitgliedern des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz (heute: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz) gehörte.
Schorlemer avancierte 1905 auf ausdrücklichen Wunsch Kaiser Wilhelms II. (1859-1941), der ihn sehr schätzte, als erster Katholik zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Im Jahr 1910 stieg er zum preußischen Landwirtschaftsminister auf und war Mitglied des preußischen Herrenhauses. Kaiserbesuche auf Schloss Lieser sind für die Jahre 1906, 1911 und 1913 belegt. In einem Nachruf heißt es 1922: Schorlemer stand zwischen Katholizismus und Preußentum, aristokratischer Herkunft und Einsatz für die Arbeiterschaft, patriotischer Begeisterung und unbestechlicher Amtsführung.
Baubeschreibung Die Villa ist ein Werk des Frankfurter Architekten Heinrich Theodor Schmidt (1843-1904), der auf den Bau großbürgerlicher Wohnhäuser und Villen spezialisiert war. Er baute neben etlichen Villen - so in Trier die Villa Kaiserstraße 12 - auch das Gesellschaftshaus am Frankfurter Palmengarten. Wegen Hochwassergefahr besitzt die Villa ein hohes Sockelgeschoss, das Keller- und Wirtschaftsräume beherbergt. Den Kern des Hauses bildet ein in vier Geschosse gegliederter Hauptpavillon mit vorgelagertem Frontturm. Östlich schließt sich die Hauskapelle als eigener Baukörper an, nach Westen ein dreistöckiger Seitentrakt. Baumaterial ist der heimische Moselschiefer, für die Architekturglieder und Dekorationselemente wie Geschossgesimse, Fenster- und Portalgewände, die reich mit Aufsätzen dekorierten Giebel und Lukarnen wurde roter Sandstein verwendet. Diese sind im Neurenaissancestil gestaltet, der in den 1880er Jahren den Profanbau dominierte. Im jüngeren Gebäude wurden die gleichen Materialien verwendet, allerdings entschieden sich der Bauherr und der unbekannte Architekt dazu, die Details im gerade modisch gewordenen Jugendstil zu gestalten. Da aber das Baumaterial und die Gebäudestruktur (drei beziehungsweise vier Geschosse, betonter höherer Mittelpavillon mit vorgelagertem Vorbau) vom Altbau übernommen wurden, bilden die beiden Bauten ein harmonisches Ensemble.
Jüngere Geschichte 1981 erwarb die Gemeinde Lieser das „Schloss“ von der verwitweten Freifrau von Schorlemer-Lieser. Nach vielen Jahren des Leerstandes fand es vor wenigen Jahren einen neuen Eigentümer. Inzwischen mit großem Aufwand saniert, restauriert und zu einem First-Class-Hotel ausgebaut, wird es von der Marriott-Gruppe betrieben.
Kulturdenkmal Die Villa Lieser ist Teil der eingetragenen Denkmalzone „Schloss Lieser, Moselstraße 33“ in Lieser. Zu der Denkmalzone zählen: „schlossartige Villa am Moselufer, Neurenaissance, 1884-87; umgebener Park, Nebengebäude, Weinberg“ (Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bernkastel-Wittlich 2020, S. 48)
(Michael Berens, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bernkastel-Wittlich. Denkmalverzeichnis Kreis Bernkastel-Wittlich, 3. Augustus 2020. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Bernkastel-Wittlich, abgerufen am 18.08.2020
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2020)
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