Die Villa Trips steht im Park der Wasserburg Hemmersbach in Horrem, zeitweise war sie Sitz und Museum einer Motorsportstiftung zum Andenken an den populären Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips.
Wohnsitz der reichsgräflichen Familie Berghe von Trips Die Ende des 14. Jahrhunderts begründete Burg Hemmersbach war um 1750 nach mehreren Besitzerwechseln an die Herren von Berghe gekommen (genannt Trips, seit 1796 Reichsgrafen). Letzter männlicher Nachkomme war der tödlich verunglückte Formel-1-Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips (1928-1961), der in der Burg aufgewachsen war und dort auch lebte. Nach dem Tod seines Vaters, des Reichgrafen Eduard (1893-1971) zog die Mutter des Rennfahrers, die Gräfin Tessa (auch Thessa, geborene Johanna Adelheid Melzer, 1895-1978), aus der Burg in die im Süden angrenzende Villa Trips um. Die Anlage der 1984 in Privatbesitz übergegangen „Burg Hemmersbach, bestehend aus Herrenhaus, Vorburg, Innenhof, Grabensystem, Zufahrtsallee und Außenanlagen (Parkanlagen, Grünflächen, Freiflächen) einschließlich zwei Gartenhäusern)“ ist mit Eintragung vom 20.11.1984 ein Baudenkmal (UDB Kerpen, lfd. Nr. 3); die Villa Trips wird jedoch nicht gesondert als Baudenkmal geführt.
Rennsportmuseum Die Villa Trips war zeitweise der Sitz der „Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“. Vertreter der Ende 1975 formal begründeten Stiftung hatten bereits zum 26. Februar 1970 mit dem gräflichen Ehepaar einen Erbvertrag abgeschlossen. Indem sich beide Seiten gegenseitig zu alleinigen Erben einsetzten, sollte der „weitaus größte Teil des gräflichen Vermögens“ in die Stiftung eingebracht werden, die sich dem Andenken an den Rennfahrer verschrieben hatte (trips-stiftung.de). Die Stiftung betrieb ab um 1971 bis 2016 Teile der Villa als Rennsportmuseum (Imgrund 2010). Das Interesse der Öffentlichkeit an der Sammlung und den Sonderausstellungen des „Museums für Rennsportgeschichte“ blieb jedoch (abgesehen von Motorsport- und Graf-Trips-Fans) eher gering, so dass stets mit einer Schließung gerechnet werden musste. Motorsportfreunde versuchten indes wiederholt, die Einrichtung über die Einnahmen aus Veranstaltungen zu sichern. Als ein Horremer Unternehmer 2015 die Villa Trips von der Stiftung kaufte, vermietete er es dieser gleichzeitig für fünf Jahre und stellte in Aussicht, dort ein neues Rennsportmuseum zu bauen, in das auch die Stiftung wieder einziehen könne. Ein renommierter Motorsport-Journalist übernahm zusammen mit seiner Lebensgefährtin die Leitung des Museums und baute dieses nachfolgend unter dem neuen Rahmenthema „Motorsportler und Legenden aus dem Rheinland“ aus. Die zunächst als gesichert angesehene Zukunft des Museum wurde am 3. April 2016 über dessen Wiederöffnung mit einer Sonderausstellung „Rennfahrer aus dem Rheinland in der Villa Trips“ auf rund 160 Quadratmetern im neu gestalten Untergeschoss der Villa Trips feierlich begangen (www.mrtsport.de).
Die Unternehmung fand jedoch noch 2016 ein Ende, als der Stiftung wegen zu wenigen Besuchern das Geld ausging. Der Museumsbetrieb wurde eingestellt (und sogleich bemühten sich die damals neuen Eigner des Nürburgrings vor Ort darum, die Ausstellung komplett für die „Grüne Hölle“ in der Eifel zu sichern). Schließlich zog ein Teil der Ausstellung des Museums im März 2018 in das Kerpener Schloss Loersfeld um, das seitdem auch als Sitz der „Gräflich Berghe von Trips'sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ fungiert. Weitere Teile der Sammlung gelangten in der Folge an das Museum Prototyp in Hamburg, das eine Trips-Dauerausstellung mit drei Formel-Junior-Rennwagen sowie eine Fülle weiterer Exponate zeigt, ferner an das ring°werk am Nürburgring (Rennsport-Trophäen, Helme, Overalls und weitere Memorabilia) sowie familienhistorische Dokumente und Utensilien der Berghe von Trips (darunter Möbel, Ahnengemälde und Bücher aus der ehemaligen Bibliothek) als Leihgaben der Stiftung an die Burg Wildenburg in Hellenthal (trips-stiftung.de und www.v-wildenburg.de).
Ein neues Museum? In unmittelbarer Nachbarschaft zu der Villa entstand seinerzeit auf der gegenüberliegenden Seite des Rennsportmuseums ein Mehrfamilienhaus, das hinsichtlich seiner Baugenehmigung bis heute politisch umstritten ist. Das Haus sollte der Planung des Unternehmers zufolge zur Finanzierung des neu geplanten Museums dienen, eine Bauvoranfrage wurde seitens der Stadtverwaltung ohne Einbeziehung des Rates positiv beschieden. Nicht zuletzt die Fällung Dutzender großer Bäume für das Bauprojekt inmitten eines Landschaftsschutzgebiets wurde kontrovers diskutiert. Strittig blieb dabei, ob die umliegende Bebauung der Villa - insbesondere das wohl lange vor der Einrichtung des Landschaftsschutzgebietes erbaute Museumsgebäude (vermutlich 1971) - an dieser Stelle „prägenden Charakter“ habe und inwieweit überhaupt weitere Bauplanungen zulässig seien. „Vollends brisant wurde die Sache, als Anfang vergangenen Jahres [d.h. 2018, Verf.] klar wurde, dass die Pläne für den Bau eines Rennsportmuseums in Horrem nicht mehr weiterverfolgt werden. Dies wurde damit begründet, dass sich die wirtschaftliche Situation der Trips-Stiftung verschlechtert habe.“ (www.ksta.de, 2019)
Als in Horrem schließlich kein neues Museum entstand, sondern lediglich mit dem Bau des Wohnhauses begonnen wurde, nahm die Kölner Staatsanwaltschaft gleich mehrere Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit und Untreue gegen Mitarbeiter der Stadtverwaltung (darunter dem Bürgermeister) sowie einen Bauunternehmer auf. Das Verfahren gegen den Bürgermeister wurde im August 2021 mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.
Internet www.rheinische-geschichte.lvr.de: Wolfgang Graf Berghe von Trips, Rennfahrer (1928-1961) (Text: Susanne Harke-Schmidt, Kerpen, abgerufen 12.07.2022) trips-stiftung.de: Gräflich Berghe von Trips'sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach (abgerufen 30.05.2022) www.cr-images.de: Carsten Riede Fotografie, Bildergalerie zur Villa Trips und dem Rennsportmuseum (Aufnahmen von 2005, abgerufen 12.07.2022) www.v-wildenburg.de: Wildenburg, Graf Berghe v. Trips (abgerufen 12.07.2022) www.mrtsport.de: Sonderausstellung „Rennfahrer aus dem Rheinland in der Villa Trips“ (2016, abgerufen 12.07.2022) www.stadt-kerpen.de: Baudenkmäler im Stadtgebiet Kerpen (PDF, 168 kB, undatiert, Stand 12.07.2022, abgerufen 12.07.2022) www.ksta.de: Villa Trips, Streit um Baupläne an Burg Hemmersbach legt an Schärfe zu (Text Ralph Jansen, Kölner Stadt-Anzeiger vom 20.04.2017, abgerufen 12.07.2022) www.ksta.de: Razzia im Rathaus. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kerpener Bürgermeister Spürck (Kölner Stadt-Anzeiger vom 10.04.2019, abgerufen 12.07.2022)
Deutsche Rennfahrer. Porträts, Bilder und Erfolge aus 100 Jahren. S. 74-75, Königswinter.
Fahne, Anton (1848)
Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter. Erster Theil, Stammfolge und Wappenbuch (A.-Z.). S. 428-429, Köln u. Bonn. Online verfügbar: books.google.de, abgerufen am 19.05.2020
Imgrund, Bernd (2010)
111 Orte im Kölner Umland, die man gesehen haben muss. S. 118-119, Köln.
Kräling, Ferdi; Messer, Gregor (2013)
Sieg oder Selters. Die deutschen Fahrer in der Formel 1 - von Bellof bis Vettel. S. 20-25, Bielefeld.
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.