Die sich über einem steilen, waldbedeckten Berggrat oberhalb des Manscheider Baches erhebende Wildenburg ist die einzige nicht zerstörte Höhenburg des Kreises Euskirchen. Der einstige Palas wurde im 18. Jahrhundert zur Klosterkirche umgebaut (heute Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer). In den ehemaligen Klostergärten wurden nach historischen Vorbildern Kräutergärten angelegt. Seit 2005 dient die ehemalige Burg als Jugend- und Begegnungsstätte.
Man betritt die Anlage von Nordosten her. Zunächst durchquert man die klein gebliebene, im Schutz der Befestigung entstandene Burgsiedlung. Daran schließt, ehemals durch einen Graben getrennt, die Vorburg an. Am Westende des Bergsporns liegt die Hauptburg. Die Anlage der Burg entspricht dem seit vorgeschichtlicher Zeit bekannten Anlageschema einer Abschnittsbefestigung in Spornlage. Durch die natürliche Lage auf einem weit nach Westen vorspringenden Bergsporn musste nur ein relativ kurzer Abschnitt mit einem tiefen Graben gesichert werden, mit dem man die Anbindung an den rückwärtigen, hochgelegenen Bergrücken kappte.
Geschichte Erstmals historisch genannt wird die Wildenburg im 13. Jahrhundert. Errichtet wurde sie von den Herren von Wildenberg, die sich zwischen 1202 und 1235 von den Dynasten von Reifferscheid abspalteten. Nach dem Aussterben des Mannesstammes überlässt die Erbin Katharina von Wildenberg 1335 zusammen mit ihrem Ehemann Oist von Elsloo die Herrschaft Wildenburg mit allen Rechten – auch der Hochgerichtsbarkeit – dem Grafen Wilhelm von Jülich. 1367 ist Wildenburg in der Hand des Ritters Edmund von Engelsdorf. Durch die Ehe seiner Tochter Alverada (1393) mit Werner von Pallandt kommt die Herrschaft an die Familie von Pallandt. Mehrere Zweige dieser Familie besitzen Wildenburg gemeinsam. Nach dem Tode Hartards von Pallandt (1615) gelangt sein Anteil an die Herren von Rollingen. Eine weitere Aufteilung erfolgt nach dem Ableben des Marsilius IV. von Pallandt (1669), der 1628 in Wildenburg einen Hexenprozess geführt hatte, dem 16 Menschen zum Opfer gefallen waren. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwirbt Johann Friedrich von Schaesberg die ganze Herrschaft und verkauft sie 1715 an die Abtei Steinfeld.
Kellnerei Die Mönche legten den Bergfried, einen großen, vierkantigen Wohnturm, in der Hauptburg, nieder und errichteten dort eine Kellnerei zur Verwaltung ihres neuen Besitzes. Der Bergfried, auf Zeichnungen des 18. Jahrhunderts noch dargestellt, war durch Wehrmauern mit anderen Türmen verbunden gewesen. Nach der Säkularisation und der Errichtung der Pfarrei Wildenburg 1803 dient das Kellnereigebäude als Pfarrhaus. Später wurde im Nordteil eine Volksschule eingerichtet. 1952 wurden Pfarrhaus und Schule in ein Diözesanjugendheim umgewandelt, 1972 wurde die Wildenburg Haus der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen. Seit 2005 dient sie als Jugend- und Begegnungsstätte der Pro Wildenburg eG.
Kirche Bereits 1263 wird ein Gotteshaus in Wildenburg erwähnt. Es ist die Burgkapelle, deren Altarraum noch von der Orgelbühne aus zugänglich ist. Unter Edmund von Engelsdorf verleiht ihr 1380 Kardinalspriester Pileus Ablässe und gestattet dort die Aufbewahrung der Eucharistie. Reinhard von Pallandt errichtet in der Vorburg ein neues Gotteshaus, das 1563 eingeweiht und zur Pfarrkirche bestimmt wird. Im Ostteil der Hauptburg schließt wie ein Riegel ein großer, weiß verputzter Bau an, der einstige Palas, der 1717 – nach Einrichtung der Klosterfiliale – zur Kirche umgebaut wurde; heute die Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer. Der Rundturm an der Südostecke dient als Glockenturm. Im Norden stößt an diesen Bau der größere, im Grundriss hufeisenförmige Johannesturm an. Es handelt sich um einen ehemaligen Wohnturm, denn seine vier Geschosse waren mit Kaminen ausgestattet. Das Erdgeschoss dient der Kirche als Sakristei. Um im 18. Jahrhundert den Palas zur Kirche umfunktionieren zu können, musste man Zwischendecken und Zwischenwände beseitigen, ein neues Dach aufsetzen und zur Absicherung neue Verankerungen anbringen. Im Inneren legte man über den neu aufgemauerten Wandpfeilern drei kreuzförmige Joche an. An der Ostwand entstand ein neues Portal, in die Westwand, zum Innenhof hin, setzte man drei hohe Rundbogenfenster ein. In den Wänden sind noch Reste vermauerter Fenster zu erkennen. Im Bereich des Altars musste man einen Treppenaufgang zu den oberen Räumen des Wohnturmes beseitigen.
Burghof Im ehemaligen Burghof, der im 19. und 20. Jahrhundert Pfarrhof und Schulhof war, liegt zentral ein Brunnen. In der Südwestecke der Hauptburg befindet sich der so genannte Hexenturm, dessen Name auf die genannten Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts zurückgeht. Der viergeschossige Turm besitzt einen tiefen Verlieskeller, der nur durch ein Loch in der Decke zugänglich ist.
Vorburg Im Vorburggelände liegt auf der Nordseite der einstige Gutshof der Familie Pallandt, im Süden die dazugehörige Scheune mit einem Allianzwappen. Neben dieser steht ein aufwändig gestalteter Fachwerkbau, ein Burgmannshaus aus dem 16. Jahrhundert, dem wegen seiner Lage neben dem einstigen Burgtor fälschlicherweise die Funktion eines Torwärterhauses zugewiesen wird.
Klostergärten Im Westen und auf der Südseite des Bergsporns wurden im 18. Jahrhundert, zur Klosterzeit, Gartenterrassen angelegt. Heute kann man hier wieder einen nach historischen Vorbildern angelegten Kräutergarten besuchen.
Baudenkmal Die Objekte „Wildenburg: Burganlage mit Vorburg“ und „Wildenburg: Wirtschaftsgebäude und Mauern“ sind eingetragene Baudenkmale (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nrn. 4064 und 56473, UDB-Nrn. 020 und 016).
(LVR-Redaktion KuLaDig 2011 / maßgeblich ergänzt durch freundliche Hinweise von Herrn Manfred Konrads, 2014)
Die Burg und die Burgsiedlung Wildenburg waren KuLaDig-Objekt des Monats im Februar 2012.
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