Vorgeschichte bis zur Eröffnung 1880
Betriebsgeschichte bis 1895
Die Elektrifizierung der Straßenbahn und das Ende der Pferdebahn
Hinweis, Internet und Literatur
Vorgeschichte bis zur Eröffnung 1880
Nach Eröffnung der Eisenbahn von Köln über Aachen nach Belgien 1841 und weiterer Eisenbahnstrecken ergab sich die Notwendigkeit der feineren Erschließung des Raumes um Aachen. Es bemühten sich ab 1873 mehrere Unternehmer, eine Genehmigung zum Bau und Betrieb von Pferdebahnen zu bekommen. Dies gelang dem Unternehmer und Königlichen Kommissionsrat Karl Liman aus Berlin. Er schloss 1890 einen Vertrag mit beiden Gemeinden zum Bau und Betrieb einer Pferdestraßenbahn mit ausschließlichem Personenverkehr.
Am 25. September 1880 gründete sich die Aachener und Burtscheider Pferdeeisenbahn-Gesellschaft mit Sitz in Aachen; sie übernahm die Konzession von Karl Liman. Unmittelbar danach wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Noch im selben Jahr, am 16. Dezember 1880 wurde die erste Strecke zwischen Hotmannspief (heute Kreuzung Alexanderstraße/Sandkaulstraße) und Jülicher Bahnhof eröffnet.
Betriebsgeschichte bis 1895
Noch im Eröffnungsjahr 1880 wird eine zweite Linie eröffnet, zwischen Cölnthor (heute Hansemannplatz) und Elsaßstraße an der Grenze zu Forst. Somit waren zwei Linien in Betrieb.
Im Jahr 1881 wurden elf weitere Strecken und Abschnitte in Betrieb genommen. Es gab somit auf rund 16 Kilometern Gleisen Personenverkehr. Im gleichen Jahr eröffnete die Pferdeeisenbahn-Gesellschaft auch die Stolberger Pferdestraßenbahn.
Die 45 Waggons wurden von rund 170 Pferden gezogen. Man setzte sie von zwei Depots ein: Depot I nördlich des Adalbertsteinwegs und Depot II an der Jülicher Straße zwischen Bahnhof und Gasanstalt. Depot III gehörte zum Stolberger Teilbetrieb.
Die Wagen, zweiachsige leichte Personenwagen, waren 1881 von der Waggonfabrik Ludwigshafen (12 Waggons) und der Fa. Herbrand in Köln (33 Stück) geliefert worden. Nach Aufgabe des Pferdebahnbetriebs spurte man die Wagen auf Meterspur um und nutzte sie als Beiwagen für die elektrischen Triebwagen. Später baute man sie zu Arbeitswagen um; der letzte, Wagen 11, wurde 1957 ausgemustert, nach 76 Jahren im Einsatz.
Weitere Strecken kamen in den Jahren 1882 und 1883 hinzu, so die Strecke nach Haaren. Allerdings legte man 1883 auch Strecken wieder still, wie die kurzen Stichstrecken zum Marschiertor, zum Polytechnikum, zur Elsaßstraße und die innerstädtische Verbindung durch den Sandkaulbach. 1883 wurden fünf Aachener und eine Stolberger Linien betrieben:
- A – Haaren - Jülicher Bahnhof - Cölnthor – 3,1 Kilometer
- B – Forst - Adalbertsthor - Elisenbrunnen – 2,2 Kilometer
- C – Burtscheid - Cölnthor - Jakobstraße – 3,3 Kilometer
- E – Wallstraße - Rheinischer Bahnhof – 0,5 Kilometer
- F – Frankenberg - Elisenbrunnen - Lousbergstraße – 3,3 Kilometer
- G – Stolberg Bahnhof - Stolberg Hammer – 4,4 Kilometer
Letzte Ergänzungen des Netzes gab es 1888 bis 1891: Strecken zum Zoologischen Garten, nach Vaals und nach Rothe Erde. Es zeigten sich nun die technischen Grenzen der Pferdebahnen. Wegen der erheblichen Steigungen aus dem Aachener Stadtgebiet heraus mussten die Wagen von zwei Pferden gezogen werden. Nach Vaals war sogar ein Vorspannpferd erforderlich, also ein Dreispänner. Damit war der Betrieb sehr teuer mit dem Ergebnis, dass nur sehr geringe oder gar keine Dividenden erwirtschaftet werden konnten.
Liniennetz 1891 - Betriebslänge 22 Kilometer:
- A – Kölntor (Hansemannplatz) – Aachen-Jülicher Bahnhof – Haaren
- B – Elisenbrunnen – Kaiserplatz – Bahnhof Forst/Rothe Erde
- C – Burtscheid – Kaiserplatz – Kölntor – Markt – Stromgasse/Zoologischer Garten
- D – Burtscheid – Elisenbrunnen – Ponttor – Lousberg
- E – Wilhelmstraße – Kaiserplatz – Kölntor – Markt – Zoo – Vaals Blumenthal
- F – Neumarkt – Frankenberg – Normaluhr
- G – Stolberg Rheinischer Bahnhof – Stolberg Post – Stolberg Hammer
Die Elektrifizierung der Straßenbahn und das Ende der Pferdebahn
Die Stadt Aachen und die Pferdeeisenbahn-Gesellschaft waren seit den 1890er Jahren bestrebt, die Straßenbahn zu elektrifizieren. Zudem wollte man das Umland ebenfalls mit Straßenbahnen erschließen und an die Stadt anbinden. Nach Inkrafttreten des preußischen Gesetztes über Kleinbahnen und Privatanschlussbahnen 1892 war eine Konzessionierung von Überlandstraßenbahnen deutlich vereinfacht. Die Aachener und Burtscheider Pferdeeisenbahn-Gesellschaft änderte daher am 13. April 1894 ihre Bezeichnung in Aachener Kleinbahn-Gesellschaft (AKG).
Noch 1894 begannen die Arbeiten am Streckennetz. Die Spurweite wurde auf einen Meter verringert, vor allem um Kosten für den Grunderwerb und Bauten im Umland sparen zu können. Es mussten schwerere Schienen für die stärkeren elektrischen Triebwagen eingebaut werden. Und die Strecken wurden mit Oberleitungen versehen.
Die Konzession für Bau und Betrieb elektrischer Kleinbahnen in Aachen und Umgebung datierte vom 8. November 1894.
Die erste elektrisch betriebene Strecke wurde am 10. Juli 1895 in Betrieb genommen, zwischen Hansemannplatz und Haaren. Die am 6. August 1895 eröffnete Strecke nach Vaals war die erste elektrische Straßenbahn in den Niederlanden überhaupt. In der Folge wurden das vorhandene Netz bis Ende Juli 1895 vollständig umgestellt. Die Pferdebahn wurde jeweils parallel dazu eingestellt. Da jedoch häufig der Gleisbau schneller fertig war als die Elektrifizierung, fuhren noch bis Ende 1895 Pferdebahnwagen auf den bereits fertig gestellten neuen Meterspurgleisen, bis die elektrischen Triebwagen übernehmen konnten.
(Claus Weber, 2022)
Hinweis
Die Geometrie wurde auf der Grundlage der Deutschen Grundkarte erstellt, es kann Abweichungen zum historischen Streckenverlauf geben.
Internet
de.wikipedia.org: Straßenbahn Aachen, Pferdebahn (abgerufen 27.05.2022)
www.wisoveg.de: Wisoveg.de - Wirtschafts-, Sozial- und Verkehrsgeschehen im Rheinland. Aachener Eisenbahngeschichte (abgerufen 27.05.2022)