Der Mauritiuskirchplatz befindet sich im Zentrum Kölns. In der Nähe des Neumarkts gelegen ist der Platz von einer urbanen Struktur geprägt. Die Bebauung, die den Platz von zwei Seiten im Norden und Westen umgibt, setzt sich aus Wohngebäuden, einem Hotel und dem ehemaligen Pfarrhaus zusammen. Den Mittelpunkt des Platzes stellt die katholische Pfarrkirche St. Mauritius dar, die zusätzlich Namensgeberin des Platzes ist. Auch aufgrund ihrer Höhe tritt sie gegenüber den anderen Gebäuden in den Vordergrund. Im östlichen Bereich des Platzes verläuft der Mauritiussteinweg, im südlichen die Jahnstraße, auf denen, die Kirche einrahmend, Straßenbahngleise verlegt sind. Obgleich durch die Gleise vom Platz getrennt, sind südlich gelegen die Wolkenburg (Mauritiussteinweg 59-61) und die Josef-Schwartz-Anlage platzgestaltend und wahrnehmbar. Der Mauritiuskirchplatz und die um ihn herumführenden Straßen befinden sich auf gleichem Höhenniveau, sodass sie räumlich stark miteinander in Kontakt stehen.
Die Historie der Kirche St. Mauritius ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Platzes, denn vor allem durch das Kirchengebäude hat sich hier im Laufe der Jahrhunderte eine Platzsituation ergeben. Bereits vor dem 12. Jahrhundert entstand hier eine erste Pfarrkirche der in der Nähe liegenden Abtei St. Pantaleon. Das Gebiet um St. Mauritius, was sich bis 1180 außerhalb der Stadtmauern Kölns befand, entwickelte sich zu einem suburbanen Zentrum und erhielt von 1135 bis 1141 einen größeren, zweiten Kirchenbau, der ebenfalls einen Konvent von Benediktinerinnen beherbergte. Heute steht auf dem Mauritiuskirchplatz bereits die vierte Kirche. Im 19. Jahrhundert wurde die zweite, romanische Kirche durch einen neugotischen Bau ersetzt, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Betritt man heute den Platz, nimmt die Kirche von 1956/57 nach den Plänen von Fritz Schaller Bezug auf ihre Vorgängerbauten, interpretiert deren Gestalt allerdings völlig neu und kann als eigenständiger, gestaltender Bau verstanden werden.
Die barocke Dreiflügelanlage der Wolkenburg, an deren Stelle sich ursprünglich das Klostergebäude von St. Mauritius befunden hat, ist, obwohl die Adressbildung am Mauritiussteinweg stattfindet, ebenso wichtig, um die Zusammenhänge am Platz zu verstehen und seine Schwächen und Stärken herauszustellen. Das frühere Ensemble aus Wolkenburg und Kirche ist heute durch die Straßenbahn räumlich voneinander getrennt, sodass die historischen Zusammenhänge in den Hintergrund rücken und nicht mehr als solche zu erkennen sind.
Die Verlegung der Gleise an diese Stelle hat räumliche und akustische Konsequenzen. Die örtliche Situation wird in verschiedene Bereiche unterteilt. Neben dem Bereich um die Kirche, dem der Wolkenburg und der Grünanlage entsteht durch die Gleisführung ein vierter Bereich, der sich nicht nur flächig, sondern auch in die Höhe erstreckt. Das Netz aus Stromleitungen der Straßenbahn hat die Wahrnehmung der Gebäude am Mauritiuskirchplatz im Vergleich zur historischen Situation stark verändert.
Der Mauritiuskirchplatz ist ein Ort, an dem unterschiedlichste Strukturen aufeinandertreffen: Er ist kein von vier Seiten gefasster Platz, sondern zeichnet sich durch eine aufgelockerte Struktur aus, bei der die beiden Solitäre aus Mauritiuskirche und Wolkenburg maßgeblich sind. Der Wirkungsbereich des Platzes kann aus historischen Gründen weiter gefasst werden, als seine eigentliche Adressbildung annehmen lässt. Denn an diesem Ort, der über die Straßenbahngleise hinaus auch die Wolkenburg miteinbezieht, stehen Objekte, die eine für den Platz bedeutende Geschichte aufweisen und auch als Einzelobjekt besonders schützenswert sind.
(Sophia Lützen, Christina Maßner, Olivia Oelsen, Studierende der TH Köln, 2022)
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