In einem separaten, neu gestalteten Bereich direkt „hinter“ bzw. südlich der Kirche Sankt Audomar befinden sich auf dem „Alten Friedhof“ die Priestergräber sowie 22 historische Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zwei weitere Grabsteine des 17. Jahrhunderts stehen vor dem nördlichen Seitenschiff des Kirchengebäudes. Die Steinkreuze standen einst auf dem Kirchhof um Sankt Audomar, dem ältesten Bestattungsort Frechens. Sie wurden um 1995 restauriert und anschließend an ihre heutigen Standorte verbracht.
Diese alten, überwiegend kreuzförmigen Grabsteine tragen zum Teil neben den Namen der Verstorbenen und dem Todesjahr auch das Handwerkszeichen der jeweils ausgeübten Berufe oder Verweise auf wichtige Berufe bzw. Funktionen für Frechen (z.B. Müller oder Schöffe).
So ist beispielsweise in dem Steinkreuz des im Jahre 1644 verstorbenen Adam Uhlis eine Töpferschiene eingemeißelt, was auf das Jahrhunderte alte Töpferhandwerk in Frechen verweist. Die Töpferschiene ist das historische Handwerkszeichen der Töpfer und hat die Form eines Rechteckes, an dessen einer Langseite rechtwinklig eine Raute angesetzt ist. Es handelte sich um ein einfaches, aber unentbehrliches Werkzeug zur Glättung von Werkstücken auf der Töpferscheibe. Sie half auch beim vorsichtigen Lösen fertiger Tonwaren von der Scheibe (Kleine 1992, S. 104). „Mit der rechten Hand hielt der Töpfer die Schiene gegen die Außenwand des sich auf der Scheibe drehenden Gefäßes, mit der Längsseite des Zeigefingers der linken Hand gab er vom Innern des Gefäßes her einen leichten Gegendruck, damit sich der Formling nicht verzog“ (Göbels 1971, S. 69). Das Zeichen zierte nicht nur Grabsteine, sondern auch Tür- und Fensterstürze sowie Familienwappen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die historische Töpferschiene von anderen Werkzeugen abgelöst - heute kennt sie kaum noch ein Töpfer oder eine Töpferin.
Insgesamt zeigen vier Steinkreuze die Töpferschiene mit folgenden Inschriften: 21. Dezember 1620 „starb der erbar schwartzer Pitter kannbecker zu Frechen“ 1663 „ist der dugentsame Wilhelmus Janssen (…)“ 1656 „starb Wilhelmus Weins“ 8. Juli 1644 „starb der Ehrbar Adam Uhlis“
Ein schönes Beispiel für das Handwerk des Schneiders ist das Kreuz des Martinus Trost, der am 8. Mai 1666 verstorben ist. Es handelt sich um ein Steinkreuz aus schwarzem Basalt mit Voluten als Winkelstützen und doppeltem Kantenprofil (Niemeyer 1995). Als Handwerkszeichen des Schneiders ist eine Schere in den Stein gemeißelt.
Hinweis Das Objekt „Historische Grabsteine auf dem Friedhof von Sankt Audomar“ ist ein eingetragenes ortsfestes Baudenkmal (Untere Denkmalbehörde Stadt Frechen, Denkmalnummer A 148 / BODEON Nr. 17228).
Quellen Niemeyer, Marion und Weingarten, Helmut (1995): Der kommunale Friedhof bei St. Audomar in Frechen. Bericht zur Inventarisierung und Photodokumentation mit biographischen Notizen zu bedeutenden Persönlichkeiten, die auf dem kommunalen Friedhof in Frechen bestattet sind. Frechen (Stadtarchiv)
Literatur
Göbels, Karl (1971)
Rheinisches Töpferhandwerk. gezeigt am Beispiel der Frechener Kannen-, Düppen- und Pfeifenbäcker. o. O.
Kleine, Dorette (1992)
Keramikmuseum Frechen. (Museum.) Braunschweig.
Historische Grabsteine auf dem Alten Friedhof an Sankt Audomar
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Empfohlene Zitierweise
Nicole Schmitz, 2021, 2023: „Historische Grabsteine auf dem Alten Friedhof an Sankt Audomar”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343178 (Abgerufen: 21. Januar 2025)
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