Der „Alte Friedhof“ schließt sich an die Pfarrkirche Sankt Audomar in südlicher Richtung an. Auf der klassizistischen Anlage sind noch historische Grabsteine des 17., 18. und 19. Jahrhunderts erhalten.
Der Kirchhof Ursprünglich wurden die Einwohnerinnen und Einwohner Frechens auf dem Kirchhof bestattet, der ringförmig das Kirchengebäude von Sankt Audomar umgab. Vermutlich war er (von einer Mauer) umfriedet. Er wurde etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelassen, da die schlechten hygienischen Zustände keine weitere Belegung mehr zuließen: Es hatten zu viele Beerdigungen in zu geringer Bestattungstiefe stattgefunden - so formulierte es der damalige Bürgermeister Henrich Fischer in einem Schreiben an den Landrat bereits im Jahr 1817 (Stadtarchiv Frechen, Akte Nr. 134 / zitiert in Niemeyer 1995). 1843 stand ein Grundstück südlich des Kirchengebäudes, das sogenannte „Offermanns Kämpchen“, im Tausch gegen ein anderes städtisches Grundstück für die Anlage eines kommunalen Friedhofes zur Verfügung. Die Planungen konnten beginnen und der Kirchhof aufgelassen werden.
Aus der Zeit des Kirchhofes sind noch Grabkreuze des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten, die, bis auf zwei Grabmale des 17. Jahrhunderts, nach ihrer Restaurierung auf einem gesonderten Areal des Alten Friedhofes zusammen mit den Priestergräbern einen neuen Platz gefunden haben. Laut Heeg (2014, S. 5) wurden neun weitere Grabkreuze (des 16. und 17. Jh.) vom Kirchhof nach dem Ersten Weltkrieg zweitverwendet: Zur Anlage eines „Ehrenfriedhofs“ in Hücheln 1921 wurden auf ihrer Rückseite die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Hüchelner Soldaten eingraviert. Mittlerweile existiert dieser „Ehrenfriedhof“ jedoch nicht mehr und auch die alten Grabkreuze sind verschwunden.
Der Alte Friedhof an Sankt Audomar Der kommunale Friedhof entspricht mit seinem Grundriss einer für seine Zeitstellung (2. Viertel des 19. Jahrhunderts) für das Rheinland und Westfalen typischen klassizistischen Anlage, die auf die preußischen Vorgaben zum Bestattungswesen zurückzuführen ist (Niemeyer 1995). Die Planungen für den ca. 5.000m2 großen kommunalen Friedhof sahen ein Rechteck vor, welches durch ein Wegekreuz in vier gleich große Bestattungsfelder (I-IV) aufgeteilt ist. Ein Nord-Süd-verlaufender Weg bildet die Hauptachse. In seinem Schnittpunkt mit den Ost-West-verlaufenden Wegen befand sich einst ein Hochkreuz. Sein ehemaliger Standort ist noch nachvollziehbar anhand der eingezogenen Ecken der steinernen Bestattungsfeldbegrenzungen. Der Friedhof sollte mit einer Einfriedung aus Buchenhecke und einer Umzäunung mit Stützpfosten, evtl. aber auch einer Backsteinmauer, versehen werden, um das Eindringen von Tieren zu verhindern und Durchgangsverkehr zu vermeiden (Stadtarchiv Frechen, Akte 134, zitiert in Niemeyer 1995). Die Gestaltung eines Bestattungsfeldes sah vor, dass zunächst entlang der Außenkanten ringsum bestattet wurde und zum Feldinneren hin ein zweites Bestattungsrechteck folgte. Den Feldkern bildeten zwei parallele Gräberreihen. Die ältesten Gräber befinden sich heute entlang der jeweiligen Feldaußenkanten. „Mit der Neubelegung der Grabstätten im Inneren der Bestattungsfelder geht im 20. Jh. ein Großteil des historischen Grabmalbestandes unwiederbringlich verloren“ (Niemeyer 1995). Weitere Überprägungen erfolgten mit dem Ausbau der Hochstedenstraße zur Nord-Süd-Tangente 1993 an den südlichen und westlichen Gräberreihen; jedoch wurden bereits in den 1960er Jahren insbesondere in Feld I zahlreiche Grabsteine entfernt und tlw. versetzt (Niemeyer 1995).
Ab 1905 wurde die unter dem Namen „Neuer Friedhof“ geführte Erweiterung südlich der Hochstedenstraße belegt.
Kleindenkmäler Auf dem Alten Friedhof sind einige bedeutende Frechener Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Fabrikanten(familien) der traditionsreichen hiesigen Industriebetriebe - vor allem Steinzeug- und Brikettfabrikanten - beigesetzt. Diese oft wohlhabenden Familien stifteten zum Andenken an ihre Verstorbenen teils monumental anmutende oder reich gestaltete Begräbnisstätten. Ihre Gräber reihen sich überwiegend entlang der Haupterschließungswege. Die heute insgesamt 134 erhaltenen Grabmäler weisen eine große Bandbreite an Grabmaltypen sowie verwendeten Materialien und Steinen auf (Niemeyer 1995). Nur teilweise ist die Bepflanzung aus dem 19. Jahrhundert erhalten.
Eine Besonderheit ist in Feld I zu finden: „In Feld I befinden sich außerdem ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Deutschen Krieges 1866 sowie des Ersten Weltkrieges und vier überlebensgroße männliche Figuren, die von Prof. Willy Meller ursprünglich für den künstlichen Hügel bei den Quarzwerken im Jahr 1961 gearbeitet worden sind“ (Niemeyer 1995).
Heute dient der Alte Friedhof auch als Bindeglied zum jenseits der Hochstedenstraße liegenden Neuen Friedhof der Stadt, der durch die historische Begräbnisstätte noch immer eine unmittelbare Verbindung zur Pfarrkirche aufweist.
Hinweis: Das Objekt „Alter Friedhof an Sankt Audomar“ ist ein eingetragenes ortsfestes Baudenkmal (Untere Denkmalbehörde der Stadt Frechen, laufende Nr. A 142, BODEON 20666).
(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege 2023, auf Basis des Eintrages von Anne Hentrich, LVR-Redaktion KuLaDig, 2014)
Quellen Niemeyer, Marion und Weingarten, Helmut (1995): Der kommunale Friedhof bei St. Audomar in Frechen. Bericht zur Inventarisierung und Photodokumentation mit biographischen Notizen zu bedeutenden Persönlichkeiten, die auf dem kommunalen Friedhof in Frechen bestattet sind. Frechen (Stadtarchiv)
Friese, Meta (1999): Der Friedhof St. Audomar. Der neuere Teil südlich der Hochstedenstraße. (Stadtarchiv)
Heeg, Egon (2014): Der ‚Ehrenfriedhof' und das ‚Ehrengrab' in Hücheln. - Zwei fast vergessene Erinnerungsstätten. Hrsg. Stadtarchiv Frechen. Frechen (online abrufbar; abgerufen am 13.12.2023)
Literatur
Der Stadtdirektor der Stadt Frechen (Hrsg.) (1993)
Frechen. Eine Stadt verändert ihr Gesicht 1951-1991. Düren.
Göbels, Karl (1980)
Baudenkmäler in Frechen kurz belichtet - Pfarrkirche St. Audomar. In: Lebendiges Frechen, Heft 3, S. 11. Frechen.
Göbels, Karl (1977)
Frechen - damals. Von der Römerzeit bis zur Stadtwerdung. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch. Köln.
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