Sankt Ulrichskapelle bei Schloss Tüschenbroich

Hageskapell, Hages Capell

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Wegberg
Kreis(e): Heinsberg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 07′ 5,82″ N: 6° 15′ 51,18″ O 51,11828°N: 6,26422°O
Koordinate UTM 32.308.534,97 m: 5.666.538,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.518.543,83 m: 5.664.838,56 m
  • Die Ulrichskapelle bei Schloss Tüschenbroich hat einen achtseitigen Grundriss und ist aus weiß geschlämmten Ziegelsteinen errichtet (2021)

    Die Ulrichskapelle bei Schloss Tüschenbroich hat einen achtseitigen Grundriss und ist aus weiß geschlämmten Ziegelsteinen errichtet (2021)

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  • Die Ulrichskapelle hat ein geschweiftes Dach mit Laterne und Glockenstuhl (2021)

    Die Ulrichskapelle hat ein geschweiftes Dach mit Laterne und Glockenstuhl (2021)

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  • Blick auf die Ulrichskapelle und die Platzsituation inmitten des Waldes von Osten (2021)

    Blick auf die Ulrichskapelle und die Platzsituation inmitten des Waldes von Osten (2021)

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  • Renaissancetür aus dem Jahr 1546 an der Sankt Ulrichskapelle zu Tüschenbroich (2017)

    Renaissancetür aus dem Jahr 1546 an der Sankt Ulrichskapelle zu Tüschenbroich (2017)

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  • Blick auf die Ulrichskapelle von Süden (2021)

    Blick auf die Ulrichskapelle von Süden (2021)

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Etwa 400 Meter südlich von Schloss Tüschenbroich befindet sich mitten im Tüschenbroicher Wald am Weg in Richtung Geneiken die Sankt Ulrichskapelle.

Geschichte
Beschreibung
Geschichten, Sagen und Legenden um die Kapelle
Kulturhistorische Bedeutung
Hinweise, Quellen und Literatur

Geschichte
Bereits 1456 wird eine Sankt Ulrichskapelle urkundlich erwähnt: „Am 14. September 1456 bestätigt der Bischof Ludwig von Lüttich, daß die St. Ulrichskapelle durch den Burgeigentümer Heinrich von Mehlich neu bestiftet wurde“ (Jungbluth 1954, S. 55). Laut Kirchenbuch wurde später vermerkt, dass sie sich innerhalb der ersten Burganlage (Wasserburg) von Tüschenbroich befindet.
Mit Zerstörung von Burg Tüschenbroich durch einen Brand 1624 wurde vermutlich auch die Kapelle zerstört. 1630 wurde Schloss Tüschenbroich auf der Vorburginsel der Wasserburg neu errichtet und im Zuge dessen durch Freiherrn von Spiering auch eine neue Burgkapelle innerhalb dieser Anlage realisiert. Zusätzlich ließ er 1640 auch für die Bevölkerung in 400 Metern Entfernung südlich des Schlosses, am Weg nach Geneiken, mitten im Wald, die Sankt Ulrichskapelle errichten (Jungbluth 1954, S. 56).
Die Sankt Ulrichskapelle hatte sich um 1700 zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort entwickelt. Verehrt wurde eine holzgeschnitzte Muttergottes mit Jesuskind. Sie bildete gelegentlich das Ziel von Bittprozessionen und manchmal wurden hier auch Messen gelesen. Für die Instandhaltung und Ausstattung der Waldkapelle war der Schlossbesitzer zuständig. Laut Literatur verfügte der Muttergottesalter über einen eigenen Hof, den „Unserer lieben Frauenhof“. „Von seinen Einnahmen wurden Messen und Instandhaltungen bestritten“ (Jungbluth 1954, S. 57).
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Beschreibung
Die Kapelle ist auf einem kleinen runden gestalteten Rasenplatz mitten im Wald an einem alten Weg zwischen Geneiken und Tüschenbroich gelegen. Sie hat einen achtseitigen Grundriss mit einer mittleren Diagonalen von etwa 8 Metern. Die Kapelle wurde aus Ziegelsteinen errichtet, die anschließend weiß geschlämmt wurden. Sie trägt ein geschiefertes Schweifdach mit Laterne und Glockenstuhl. Die Fenster- und Türöffnungen sind jeweils mit einem Korbbogen versehen. Unterhalb der Fenster verläuft ein Klötzchenfries. An vier Seiten der Kapelle, einschließlich des Einganges, befinden sich kleine rechteckige Vorbauten mit Pultdach.
Laut Jungbluth wurde die geschnitzte Eichentür aus der Vorgängerkapelle von Burg Tüschenbroich hier eingebaut. Sie ist einem mittlerweile verschwundenen Schild zufolge im Jahr 1546 angefertigt worden; die Inschrift des Schildes lautete „ST.VLLRICHS / CAPELLE 1546“ (Jungbluth 1954, S. 55 und 58). Ebenfalls aus der alten Kapelle vom Mottenhügel stammt die Glocke, die 1587 vom Aachener Glockengießer Heinrich von Trier gegossen wurde (Jungbluth 1954, S. 55).
Die Innenwände der Kapelle sind auch weiß gehalten und münden in ein rundlaufendes Schlussgesims. Da es kein Gewölbe gibt, liegt die Dachkonstruktion aus Holz frei. Gegenüber der Eingangstür befindet sich der nach Osten ausgerichtete Altar mit einer Muttergottesfigur, die das Jesuskind in ihren Armen hält.
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Geschichten, Sagen und Legenden um die Kapelle
Die Ursache, warum die Kapelle an dieser Stelle fernab des Schlosses im Wald errichtet wurde, vermutet Jungbluth (1954, S. 56) in folgendem Vorfall in der Geschichte der Wegberger St. Antonius-Schützen:
„Als am Peter- und Paulstag des Jahres 1579 die herkömmliche Pfarrprozession abgehalten wurde, versuchten – zwischen Tüschenbroich und Geneiken – der neuen Religion zugetane Einwohner Schwanenbergs, dem begleitenden Priester das Venerabile zu entreißen. Die die Prozession begleitende Schützenbruderschaft schlug jedoch die Störenfriede zurück und eine Kugel traf denjenigen, der das Venerabile schon in den Händen trug. Zum Gedächtnis dieser Begebenheit wurde fortan alljährlich beim Umzug der Prozession auf der Höhe von Tüschenbroich das Schenkelmännchen geschossen. Es war dies ein Knochenmann mit Stroh umwickelt, der in einem Baum aufgehangen war und von den die Prozession begleitenden Schützenbrüdern jämmerlich zerschossen wurde. Dieser Brauch soll sich bis 1792 erhalten haben.
An der Stelle dieses erregenden religiösen Vorfalles zwischen Tüschenbroich und Geneiken hat sicherlich zuerst ein Erinnerungskreuz in Form eines Gedenkkreuzes gestanden. Erst um 1640 dürfte Franz Freiherr von Spiering dort die heute noch erhaltene St. Ulrichskapelle errichtet haben.“


Neben der oben beschriebenen Geschichte um die Störung der Pfarrprozession zu Peter und Paul erzählt man sich in Erkelenz, „die St. Ulrichkapelle zu Tüschenbroich sei eine Sühnekapelle für einen begangenen Brudermord. Ein Tüschenbroicher Graf habe hier seinen Bruder erschossen. Über einen solchen gräflichen Brudermord ist in der Tüschenbroicher Geschichte jedoch nichts bekannt (…) Läßt man die Grafen aus dem Spiel, so bleibt der unglückliche Brudermord vom Jahre 1579 übrig“ (Jungbluth 1954, S. 56f).

Eine weitere Legende ist folgende:
„Vor langer Zeit lebte ein Graf mit seiner Familie auf Schloss Tüschenbroich. Sein Sohn Ulrich führte einen sehr aufwendigen und verschwenderischen Lebensstil und verlangte immer mehr Geld von seinem Vater. Als dieser ihm weitere Zahlungen verweigerte, soll der geldgierige Ulrich seinen Vater mit einem Dolch bedroht haben. Daraufhin verbannte der Graf seinen Sohn vom Schloss. Einige Jahre später trieb eine Räuberbande in der Umgebung des Schlosses ihr Unwesen. Der Graf gab seinem Gefolge den Befehl den Räuberhauptmann mit seiner Bande zu fangen.
Dieser wurde schließlich auch gefasst und verhört. Im Verhör beteuerte er immer wieder er sei der Sohn des Grafen, doch keiner glaubte ihm. Ohne dass der Graf den Gefangenen gesehen hatte, verurteilte er ihn zu Tode. Man warf den Verurteilten in den Messerturm, der von unten bis oben mit scharfen Messern gespickt war. Die Wertgegenstände des Toten wurden am nächsten Tag dem Grafen übergeben. Darunter befand sich auch ein Kettchen, das der Räuberhauptmann um den Hals getragen hatte. Entsetzt erkannte der Graf, dass es sich tatsächlich um seinen verstoßenen Sohn Ulrich gehandelt hatte, den man im Messerturm zu Tode gestürzt hatte. Mit dem Gedanken seinen eigenen Sohn getötet zu haben, ließ er den Messerturm sofort abreißen und in Gedenken an seinen Sohn an gleicher Stelle eine Kapelle errichten, die heutige Ulrichskapelle.“
(niederrheinscout.com)
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Kulturhistorische Bedeutung
Die Sankt Ulrichskapelle in Tüschenbroich ist wesentlicher Bestandteil des Ensembles Tüschenbroich und steht mit diesem in einem räumlich-funktionalen Zusammenhang. Auch in religiöser Hinsicht und aufgrund des lokalen Sagengutes ist die Waldkapelle für die lokale Bevölkerung von hohem ideellen Wert. Insgesamt kommt ihr eine hohe kulturlandschaftliche Bedeutung zu.

Hinweise
Das Objekt „Sankt Ulrichskapelle in Tüschenbroich“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Tal der Schwalm (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 018) und ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 47884 / Denkmalliste Wegberg, laufende Nr. 117).

(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2021)

Internet
www.niederrheinscout.com: Tüschenbroicher Herbstrunde (abgerufen am 13.04.2021)
www.limburg-bernd.de: Ulrichskapelle in Tüschenbroich (abgerufen am 21.04.2021)
de.wikipedia.org: Schloss Tüschenbroich (abgerufen am 21.04.2021)
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Literatur

Heinrichs, Georg (2007)
Der Ursprung der Ulrichskapelle. In: Berker Bote 23 (2007), S. 7-10. o. O.
Jungbluth, Hermann (1954)
Die St. Ulrichskapelle zu Tüschenbroich. In: Heimatkalender der Erkelenzer Lande 3, S. 55-58. Erkelenz.
Wietzorek, Paul (2006)
Zum Titelbild: Schloss Tüschenbroich. In: Der Niederrhein Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern 73, Heft 3, S. 106-108. Krefeld.

Sankt Ulrichskapelle bei Schloss Tüschenbroich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Zur Ulrichskapelle 15
Ort
41844 Wegberg - Tüschenbroich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1640

Empfohlene Zitierweise

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Nicole Schmitz (2021): „Sankt Ulrichskapelle bei Schloss Tüschenbroich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-330529 (Abgerufen: 25. März 2025)
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