Bökershammer bei Kaltenherberg

Kaltenherberger Hammer

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Gemeinde(n): Burscheid, Wermelskirchen
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 04′ 39,74″ N: 7° 08′ 51,03″ O 51,07771°N: 7,14751°O
Koordinate UTM 32.370.233,45 m: 5.660.098,47 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.460,04 m: 5.660.918,05 m
  • Das ehemalige Hammerwerk Bökershammer südlich von Kaltenherberg in Burscheid im Eifgental (19. Jahrhundert)

    Das ehemalige Hammerwerk Bökershammer südlich von Kaltenherberg in Burscheid im Eifgental (19. Jahrhundert)

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Der Bökershammer lag im Tal des Eifgenbaches und bestand aus zwei Betriebsteilen: dem Bökershammer im Norden und dem Reckhammer im Süden. Der Bökershammer wurde auch Kaltenherberger Hammer genannt. Zwischen 1621 und um 1850 waren die Anlagen in Betrieb.

Geschichte der Anlagen
1621 begann am Bökershammer die Pulverherstellung durch die Familie Höller. Um 1690 wurde die Anlage zur Pulverherstellung um eine unterhalb des Bökershammers gelegene Anlage erweitert. Diese Anlage lag unterhalb der Eifgenburg.
1658 erhielt Niklas Höller ('Pulvermacher auf der Kaltenherberg') die Erlaubnis, auf seinem Grundstück 'im Brüchelgen auf der Eifgen' eine Pulvermühle mit zwölf Stempeln zu errichten.
1664 wurde eine Konzession für die Errichtung von Hammerwerken erteilt. Der 'Kaltenherberger Hammer' wurde urkundlich vor 1695 genannt; die Umwandlung erfolgte also vorher. Hier saß Johannes Bertrams. 1709 gingen die Anlagen mit einem 'Eisenhammer' auf Clemens Biker über. Dieser errichtete ein 'stattliches Wohnhaus' mit Garten.
Der Kaltenherberger Hammer wurde zum Stahlhammer weiterentwickelt. Die Söhne von Clemens Bökers erweiterten die Anlage nach 1729 um einen Reckhammer unterhalb der Eifgenburg.
1809 beschrieb der Bürgermeister (Maire) Schorr die Anlagen in einem Bericht über die wirtschaftliche Lage der Mairie Burscheid:
„Der Bökershammer im Kirchspiel Burscheid war zu dieser Zeit die einzige betriebene Manufaktur bzw. Fabrik. Dieses Werk besteht aus einem Grobhammer mit zwei Feuerstellen und zwei Raffinierhämmern. Gebraucht wurde um 1809 nur ein Feuer für den Grobhammer und einen Raffinierhammer für Band- und Schlichteisen.
Zum Betrieb des Grobhammers werden Holzkohlen, Masseleisen, altes geschlagenes und gegossenes Eisen benötigt, zum Betrieb der Raffinierhämmer Stabeisen und Steinkohlen.
Die Waldungen der Umgebung (ehemals der Abtei Altenberg bzw. der Bürgermeisterei Odenthal gehörend) liefern die Holzkohlen. Das Masseleisen kommt teils von der Lahn und teils aus dem Bergischen Land. “Altes Eisen„ (Schrott) ist nicht mehr zu haben, weil es ein Ausfuhrverbot aus Frankreich gab. Steinkohlen kamen aus der Grafschaft Mark. Die Stabeisen für die Raffinierhämmer werden im Grobhammer hergestellt. Für den Betrieb der Anlagen werden 5-6 Arbeiter benötigt.“
(nach Link o.J.)
Erläuterungen:
  • Ein Raffinierhammer (auch Streckhammer) war ein mit Wasserkraft betriebenes Hammerwerk, in dem frühes Roheisen oder Rohstahl durch Ausschmieden, Einfalten des Eisens und erneutem Ausschmieden zu Raffinierstahl, einer frühen Form des Edelstahls, geschmiedet wurde.
  • Masseleisen war ein sprödes Gusseisen mit hohem Kohlenstoffgehalt, dass sich nicht direkt für Schmiedearbeiten eignete.
  • Bandeisen: gewalztes bandförmiges Flacheisen aus weichem und zähem Eisen, seltener aus Stahl (Bandstahl)
  • Flacheisen zur Herstellung von Hobeln.

In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts baute F. W. Dunkel die Anlage zum Puddelwerk um, was jedoch die Wirtschaftlichkeit nicht erhöhte. 1840 war ein Teil des Bökershammers zur Fruchtmühle umgebaut worden. Dieser Teil wurde 1846 von Heinrich August Löhmer (Müller und Bäcker) abgebrochen und neu errichtet. Damit verbesserte sich auch die Wasserkraftnutzung, durch ein Höherlegen des Mühlrades und eine Verbesserung des Zulaufs. Zugleich wurde auch das alte Wohnhaus erneuert.
Durch die Maßnahmen fühlte sich der Besitzer des Puddelwerkes benachteiligt und führte einen Prozess gegen den Mühlenbesitzer Löhmer. Der Prozess ging verloren. Dies waren die letzten Nachrichten über gewerbliche Nutzungen des Bökershammers.
Dokumente aus späteren Jahren zeigen das alte Wohnhaus und das Gebäude des Reckhammers, die beide bewohnt waren.

Anlagen
Auf einer Karte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die einzelnen Anlagen noch zu erkennen: Das nördliche Werk besteht aus drei Gebäudekomplexen. Der westlich eines Weges gelegene besteht aus zwei Gebäuden, dem nördlichen Winkelbau, in den der Mühlkanal hineinläuft und einem südlichen Querhaus mit kleinem Anbau im Osten. Von hier aus geht der Unterlauf Richtung Süden zum Eifgenbach.
Der östliche Komplex besteht ebenfalls aus zwei Gebäuden, einem größeren nördlichen mit seitlichem Anbau und einer langgestreckten Halle. Am Unterlauf liegen noch zwei längliche Gebäude.
Im Norden liegt der große Mühlteich, der in den Eifgenbach übergeht. Der Teich endet mit einem Damm. Von hier gehen zwei Abläufe ab. Ein größerer Teil speist den Eifgenbach. Der schmalere Teil ist der Oberlauf des Hammerwerkes.
Zum Werk führte ein Weg aus Westen, der von Kaltenherberg kommt (abschnittsweise als Hohlweg). Innerhalb der Werkanlagen war der Weg bis zu sieben Meter breit und mit Steinplatten gepflastert (Reste erhalten).
Der als 'Reckhammer' bezeichnete südliche Werksteil besteht aus einem einzelnen Gebäude direkt am Mühlteich. Der Oberlauf zweigt vom Eifgenbach ab und verläuft erst gerade, dann scharf abknickend in den großen Mühlenteich, der ebenfalls mit einer geraden Kante (Damm) abgeschlossen ist. Südlich des Gebäudes gibt es einen Tossteich, an dem wohl das Mühlrad lag (Tossteich ist ein Becken, in dem sich das Wasser unterhalb des Mühlrades sammelt, mit Geräusch). Von hier aus geht der Unterlauf mit einem scharfen Knick in den Eifgenbach. Zum Werk führte ein Weg, der den Anschluss an die historische Kölner Straße herstellte.
Vor Ort sind nur wenige sichtbare Relikte erhalten.

(Karl-Heinz Buchholz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2017 und Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)

Hinweise
Der Bökershammer ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Mühlen im Eifgenbachtal“ (Regionalplan Köln 331).
Der Bökershammer ist eingetragenes Bodendenkmal der Gemeinde Burscheid (Gemeinde Burscheid Nr. 2; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. GL 062).

Internet
www.lugev.de: Verein Landschaft und Geschichte e.V. (Abgerufen: 16.3.2021)
de.wikipedia.org: Bökershammer (Abgerufen: 16.3.2021)
www.ksta.de: Stahlwerk im Eifgental Industriegebiet zurückerobert (Abgerufen: 21.3.2021)

Literatur

Breidenbach, N. J. (2011)
Alte Höfe und Häuser im Wupperviereck. S. 372 f., Wermelskirchen.
Hinrichs, Fritz (1967)
Müller und Mühlen an Burscheider Bächen. (Erforschte Heimat, 2. Heft.) Leichlingen.
Link, Manfred; Link, Randolf / Landschaft und Geschichte e.V. (Hrsg.) (o.J.)
Der Bökershammer. o.O..
Schumacher, K. (1985)
Ein altes Werk. Bökershammer. (Die Heimat Remscheid, 52.) o. O.

Bökershammer bei Kaltenherberg

Schlagwörter
Ort
51399 Burscheid - Kaltenherberg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1621, Ende nach 1850

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Karl-Heinz Buchholz, Claus Weber: „Bökershammer bei Kaltenherberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-329504 (Abgerufen: 20. April 2024)
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