Töpferhof in der Broichgasse

Töpferöfen und Wohnhaus im Frechener Oberdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 29,4″ N: 6° 47′ 58,88″ O 50,90817°N: 6,79969°O
Koordinate UTM 32.345.308,22 m: 5.641.918,60 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.556.290,24 m: 5.641.735,13 m
  • Ensemble aus überdachten Töpferöfen und zugehörigem Wohnhaus in Fachwerkbauweise in der Broichgasse (2021)

    Ensemble aus überdachten Töpferöfen und zugehörigem Wohnhaus in Fachwerkbauweise in der Broichgasse (2021)

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  • Schutzbau mit Fenstern und Informationsschildern für die beiden erhaltenen Töpferöfen in der Broichgasse (2021)

    Schutzbau mit Fenstern und Informationsschildern für die beiden erhaltenen Töpferöfen in der Broichgasse (2021)

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  • Rückansicht des Wohnhauses mit Fachwerkfassade und Gartenbereich (2021)

    Rückansicht des Wohnhauses mit Fachwerkfassade und Gartenbereich (2021)

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  • Wohnhaus in der Broichgasse des Frechener Oberdorfes mit historischer und historisierender Bausubstanz (2021)

    Wohnhaus in der Broichgasse des Frechener Oberdorfes mit historischer und historisierender Bausubstanz (2021)

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  • Töpferofen an der Broichgasse (2023)

    Töpferofen an der Broichgasse (2023)

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Im Frechener Oberdorf sind als Außenstelle des Keramions zwei Töpferöfen zu besichtigen. Sie bildeten zusammen mit dem Fachwerkwohnhaus einen Töpferhof.

Die Töpferöfen
Im Mai des Jahres 1986 wurde bei einem Wasserrohrbruch ein Großteil der alten, aus Fachwerk und Lehm errichteten Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Oberdorfes zerstört. Im Rahmen der daran anschließenden Maßnahmen zur Sanierung und Wohnumfeldverbesserungen wurden im Herbst 1986 auch archäologische Grabungen durchgeführt. Dabei wurden in einem Bereich hinter dem Wohnhaus Broichgasse 15 in einer Tiefe von drei Metern vier Brennöfen (je zwei Steinzeug- und Irdenwareöfen) gefunden (Stadt Frechen 1995, S. 10). „Ein Steinzeugofen, aufgrund verbackener Keramik ins 16. Jahrh. zu datieren, war offenbar durch Überheizung zusammengebrochen“ (Bonner Jahrbuch 1988, S. 454). Er stellte die älteste Produktionsanlage des Fundensembles in der Broichgasse dar und wies eine Länge von 4,36 Meter und eine Breite von 2,24 Meter auf.
Zwei der vier gefundenen Öfen wurden unter einem Schutzdach konserviert und können als Außenstelle des Keramions besichtigt werden. Bei Ofen 1 handelt es sich um einen Steinzeugofen mit einem Ofentypus des 17. Jahrhunderts und später, dessen Maße in der Breite 3,28 Meter und in der Länge 3,68 Meter betragen. Seine westliche Seitenwand wurde beim Bau des benachbarten jüngeren Irdenware-Ofens (Ofen 2, vorwiegend 19. Jahrhundert) zerstört. Dieser wurde hinsichtlich der Arbeitsrichtung gegenläufig zum Steinzeugofen angelegt und weicht auch mit seiner langovalen Form ab. Seine Länge beträgt (ohne Heizergrube) 7 Meter bei einer maximalen Breite von 2,3 Metern (Stadt Frechen 1995, S. 10f). Leider sind die kuppelförmigen obertägigen Ofenpartien, die sich einst gleich einem halbierten Ei bzw. wie ein Schildkrötenpanzer über den Öfen aufwölbten, nicht mehr erhalten.
Auch die im Umkreis der Öfen gemachten Kleinfunde sind von großer Bedeutung: Es wurde laut Bonner Jahrbuch (1988, S. 454) „außer gängiger Keramik (Steinzeug des 16./17. und Irdenware des 18./19. Jahrh.) auch frühe Irdenware des 17. (evtl. schon späten 16.) Jahrh. bei bauseitigen Bodenbewegungen“ gefunden. „Diese Keramik stützt abermals die Annahme, daß im alten 'Oberdorf' von Frechen neben anderem Geschirr auch frühe Irdenware produziert wurde, die offenbar auf dem Kölner Markt sehr gefragt war“ (Bonner Jahrbuch 1988, S. 455).

Das Wohnhaus
Die Öfen befinden sich hinter einem Wohnhaus in Fachwerkbauweise in der Broichgasse. Laut Kartenvergleich mit der Urkarte von 1819 (Wensky, Rheinischer Städteatlas 1978, Tafel 1) gehörten die Öfen sehr wahrscheinlich zum Grundstück des Hauses und waren über einen Anbau bzw. eine Überdachung mit dem Haus zu einem dreiseitigen Komplex verbunden. Ein üblicher Töpfereibetrieb damaliger Zeit hatte den Wohn- und Verkaufsbereich zur Straße hin, die Töpfereiproduktion zum hinteren Grundstücksbereich hin ausgerichtet.
Bei dem Wohnhaus handelt es sich um ein nach drei Seiten freistehendes zweigeschossiges Fachwerkgebäude mit sichtbarem Fachwerk (geziegelte Gefache) am südlichen Giebel und der Westfassade. Es ist traufständig zur Broichgasse positioniert. An dieser östlichen Traufseite wurde nachträglich ein Putz aufgetragen. Laut Adressverzeichnis von 1795 lebte und arbeitete hier der Töpfer Heinrich Reinartz. Um die Jahrhundertwende ist die Düppenbäckerdynastie Blömeling für diesen Standort belegt, die um1810 das heute hier bestehende Fachwerkgebäude auf dem Vorgängerbau errichtete. Aufgrund seiner Lebensdaten kommt als Bauherr der Töpfer Caspar Blömeling in Frage. Nach Aufgabe des Töpferhandewerkes wurde das Haus zum Standort eines Lebensmittelgeschäftes (des Johann Berg) und später einer Bäckerei (des Jakob Oebel) (freundliche Mitteilung Herr Heeg und Herr Hirschel / Recherche myheritage / Stadtarchiv Frechen BS-Nr. 005792 (Bildunterschrift). Im Adressbuch von 1899 wohnt unter der damaligen Adresse Broichgasse 352 der Kaufmann Johann Blömeling.

Kulturhistorische Bedeutung
Das Haus Broichgasse 15 zählt zu den letzten vorhandenen Zeugnissen der dörflichen Struktur des sogenannten Frechener Oberdorfes des 19. Jahrhunderts. Es überstand als eines der wenigen Häuser den verheerenden Rohrbruch im Mai 1986 in diesem Viertel. Die erhaltenen und für die Öffentlichkeit erlebbaren Töpferöfen belegen und demonstrieren die „Produktion und Brenntechnik des 16./17. Jahrh. mit Steinzeugofen, zum anderen Produkte und Verfahren des 18./19. Jahrh. (Irdenware-Ofen) sehr gut“ (Bonner Jahrburch 1988, S. 454).
Das Wohnhaus sowie die angeschlossenen Töpferöfen bilden demnach ein wichtiges Ensemble, mit dem das alltägliche Leben im Frechener Oberdorf des 19. Jahrhunderts veranschaulicht wird. Zudem handelt es sich um die letzte funktional erfahrbare Einheit eines Töpfereibetriebes mit Wohnhaus und anschließenden Töpferöfen im Oberdorf von Frechen - wenn nicht sogar im gesamten Stadtgebiet.

Hinweis
Das Objekt „Töpferöfen und Wohnhaus im Frechener Oberdorf“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Töpfereisiedlung Frechen (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 474).

(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2021)

Quelle
Stadtarchiv Frechen, Bildarchiv, BS-Nr. 005792, Informationen aus der Bildunterschrift

Literatur

Frechener Geschichtsverein e.V.; Kunstverein zu Frechen e.V. (Hrsg.) (2015)
Frechen. Ein kunst- und kulturhistorischer Wegweiser. Frechen.
Rheinisches Landesmuseum Bonn; Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege (1988)
Ausgrabungen, Funde und Befunde. In: Bonner Jahrbücher 188, S. 365-504. Köln u. Bonn.
Stadt Frechen; Keramikmuseum (Hrsg.) (1995)
Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Düren.
Wensky, Margret (1978)
Frechen. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung IV, Nr. 22.) Köln.
(1899)
1899. Adressbuch der zur Bürgermeisterei Frechen gehörigen Gemeinden Frechen, Bachem und Buschbell. Frechen.

Töpferhof in der Broichgasse

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Broichgasse 15
Ort
50226 Frechen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1500

Empfohlene Zitierweise

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Nicole Schmitz, 2021: „Töpferhof in der Broichgasse”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-328364 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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