Das Kloster Eußerthal ist eines der ältesten Zisterzienserklöster aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Unter den Staufern wurde das Kloster besonders gefördert und unter den Schutz des Reiches gestellt. Daher zählte das Kloster zu den bedeutendsten Klöstern des Reiches im Hochmittelalter. Eine ähnliche Stellung besaßen nur die Zisterzienserklöster Wörschweiler im Saarland, Otterberg in Rheinland-Pfalz und Maulbronn und Bronnbach in Baden-Württemberg.
Gebäude Von der einst so bedeutenden Abtei ist leider nur noch ein Teil der ehemaligen Klosterkirche erhalten geblieben: Chor, Vierung und ein Langshausjoch sowie vier Seitenkapellen haben die Zeiten überdauert. Der Rest der ehemals ausgedehnten Klosteranlage hat die Zeitläufe nicht überstanden. Trotzdem gelten die erhaltenen Reste der Klosterkirche als ein kunsthistorisches Kleinod des Sakralbaus am Übergang von der Romanik zur Gotik.
Geschichte Das Kloster wurde im Jahre 1147 als Filiation des lothringischen Klosters Weiler-Bettnach gegründet. Als Stifter gelten zwei Adelsfamilien: Die Herren von Mörlheim aus dem Südpfälzer Umfeld und die Grafen von Lobdeburg-Auhausen aus Thüringen, die dem Orden den Gründungsbesitz des Klosters stifteten. Die Klostergründung wurde im Jahre 1158 durch Papst Hadrian IV. (1110-1159, Papst ab 1154) bestätigt. In dem Tal befand sich schon eine Kapelle des Bistums Speyer, die bis zur Vollendung der Klosterkirche als Gotteshaus der Mönche diente. Schon bald blühte das Kloster auf: Schenkungen weiterer Adliger kamen hinzu und die Zisterzienser erwarben Stadthöfe beispielsweise in Landau oder Weißenburg. Acht Außenwirtschaftshöfe, sogenannte Grangien, entstanden an verschiedenen Orten in der Pfalz und bildeten ein Rückgrat der zisterziensischen Wirtschaftsform.
Auch standen das Kloster und der Zisterzienserorden bei den Staufern in besonderer Gunst. Kaiser Friedrich I. (1122-1190, regierte ab 1152) nahm das Kloster im Jahre 1186 unter den Schutz des Reiches und betraute die Mönche mit der Hut der auf der nahegelegenen Reichsburg Trifels verwahrten Reichskleinodien. Im Jahr 1192 erlaubte sein Sohn Kaiser Heinrich VI. (1165-1197, regierte ab 1190) seinen Ministerialen ausdrücklich, Schenkungen an das Kloster zu vollziehen und stellte erneut einen königlichen Schutzbrief aus. Im Jahr 1233 wurde die Pfarrkirche in der Stadt Annweiler dem Kloster übergeben, im Jahre 1259 konnten die Mönche ihre eigene Klosterkirche einweihen. Heute wird in der Wissenschaft allerdings spekuliert, ob sich hierbei um eine Neu-Weihe handelte und die Mönche nicht über 100 Jahre ohne eigene Klosterkirche waren. Auch konnten die Zisterzienser ihre herausragende Stellung gegenüber weiteren klösterlichen Niederlassungen bewahren: Der Abt war Vaterabt des Zisterzienserinnenklosters Heilsbruck in Edenkoben und hatte das geistige Supremat über die Reuerinnen in Albersweiler-St. Johann.
Niedergang Die Hochzeit des Klosters überdauerte die Stauferzeit, aber der allmähliche Niedergang begann im 15. Jahrhundert. Die Kurfürsten von der Pfalz erhielten die Vogteirechte über das Kloster, was ihnen großen Einfluss auf die wirtschaftlichen und politischen Belange des Klosters verschaffte – und generell ging auch die Bedeutung des monastischen Lebens für die Gesellschaft im Spätmittelalter zurück. Die Zahl der Mönche und Konversen nahm beständig ab, die wirtschaftliche Bedeutung des Klosters sank. Wichtige Funktionen konnten allerdings bewahrt werden: Das Kloster blieb ein Hort der Bildung mit Schule und Bibliothek, das Krankenhaus betreute auch die Einwohner des im 16. Jh. gegründeten Dorfes Eußerthal und die Fischzucht der Mönche war bekannt.
Aber Klöster waren nicht mehr sakrosant, also unverletzlich, während der zahlreichen politisch-militärischen Konflikte im 15. Jahrhundert. In den Fehden von Kurpfalz wurde es zweimal militärisch eingenommen (1455 und 1460) und verwüstet. Auch im Landshuter Erbfolgekrieg der Jahre 1504 und 1505 nahm das Kloster im Jahre 1504 Schaden. Eine weitere Zäsur bildete der Bauernkrieg im Jahre 1525. Die Bauern des Lothringer Kolbenhaufens plünderten und zerstörten das Kloster, der einsetzende Wiederaufbau war schwierig und langwierig. Die Reformation und ihre Folgen bildeten das Ende für das klösterliche Leben in Eußerthal: Im Jahre 1561 wurde das Kloster aufgehoben und die Güter von Kurpfalz eingezogen. Die Klostergüter wurden der „Katholischen Geistlichen Güteradministration“ in Heidelberg unterstellt und der „Pflege Eußerthal“ in Mörlheim zugeordnet, von wo aus der ehemalige Klosterbesitz bis zur Französischen Revolution verwaltet wurde. Im Dreißigjährigen Krieg gab es zwischen den Jahren 1624 und 1634 kurzzeitige Restitutionsversuche durch die Zisterzienser, die aber scheiterten.
Im Jahr 1702 schuf Kurpfalz eine katholische Propstei, zwischen den Jahren 1716 bis 1757 war Heinrich Wilhelm von Sickingen Propst von Eußerthal. Er ließ die ruinöse Klosterkirche dergestalt renovieren, dass er zwischen dem heute noch stehenden Teil und dem restlichen Langhaus eine Scheidewand einzog. Nach dem Jahr 1805 wurden die Klostergebäude innerhalb der Klostermauer abgetragen und im Jahr 1820 wurde der Rest des ruinösen Langhauses abgebrochen. Seit diesem Jahr ist von der einst großen und großartigen Klosteranlage nur noch der um die Mitte des 18. Jahrhunderts renovierte Teil der Klosterkirche erhalten, der der katholischen Gemeinde Eußerthal als Pfarrkirche dient.
Kulturdenkmal Zuerst im Jubiläumsjahr 1998 und zuletzt im Jahr 2017 wurden Maßnahmen ergriffen, ein Leitsystem aufzubauen, das es dem Besucher ermöglicht, sich einen Eindruck von der Klosteranlage Eußerthal zu machen. So findet er innerhalb des Kulturdenkmals Klosterkirche ein Modell des Klosters, das die Anlage im späten Mittelalter zeigt, und Informationstafeln, die die Geschichte der Klosterkirche beleuchten. Der im Jahr 2017 eigeweihte Zisterzienser-Weg führt zu den Stätten, an denen das Leben der Mönche stattfand. Im ehemaligen Klausurbereich findet er Hinweise auf den Mönchtrakt mit seinen Schlafräumen (Dormitorien), der Sakristei, dem Kapitelsaal, dem Armarium (Bücherschrank), dem Parlatorium (Sprechraum der Mönche, im Kloster herrschte außer in diesem Raum das Schweigebot), das Kalfaktorium, die Stube, in der sich die Mönche aufwärmen konnten. Erläutert werden Abtshaus und Hospital, die Klostermühle, die Klosterpforte und nicht zuletzt die Wirtschaftsbetriebe mit den Fischweihern, die die berühmte Forellenzucht bargen. Eingestreut sind Informationen über das alltägliche Leben der Mönche und der Konversen, aber auch über das um das Kloster entstehende Dorf.
Die Klosterkirche Eußerthal wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße (Stand 2020) geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Pfarrkirche St. Bernhard Kirchstraße 16, ehem. Zisterzienserklosterkirche, spätromanische Pfeilerbasilika (vom Langhaus nur das östliche Doppeljoch erhalten), Quaderbau, Fenster tlw. spätgotisch verändert; spätgotische Gewölbeansätze von Kreuzgang und Konventsbauten, um 1200-64“.
(Rolf Übel, Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels, 2020 / Freundliche Hinweise von Herrn Thomas Hofmann)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße, 4. November 2020. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Südliche Weinstrasse
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.