Die Staufer erhoben die Burg Trifels zur Reichsburg. Sie war Verwaltungssitz und diente der Bewirtschaftung des Landes. Von hier aus wurden Abgaben eingezogen und neue Siedlungsgebiete erschlossen. Die Herrschaftsinsignien, die sogenannten Reichskleinodien, waren auf der Trifels untergebracht. Nicht zuletzt diente die Burg als Gefängnis. Richard I. Löwenherz verbrachte seine Geiselhaft dort. Mit der mittelalterlichen Burg hat die heutige Anlage wenig gemein. Ihre Errichtung erfolgte unter den Nationalsozialisten. Die ideologischen Vorstellungen dieser Zeit prägten den Bau.
Reichsburg Trifels Die Burg Trifels befindet sich auf der Spitze des 494 Meter hohen Sonnenbergs am östlichen Ausläufer des Pfälzer Waldes. Die Burg liegt 300 Meter über der Stadt Annweiler. Mit den in der Nähe liegenden Burgruinen Anebos und Scharfenberg bildet die Trifels ein Dreigespann. Der Name der Burg Trifels geht auf die geografische Lage zurück: sie wurde auf einem dreifach geteilten schmalem Felsriff aus Buntsandstein erbaut. Dieses Riff erstreckt sich über eine Länge von 145 Metern, ist 40 Meter breit und 50 Meter hoch.
Heutige Burganlage Die heutige Burganlage ist ein einheitliches Gebäudeensemble. Dieses Ensemble besteht aus dem Bergfried, der Palas, der gewölbten Burgkapelle und einer Ringmauer. Diese umgibt die Burganlage. In Südöstlicher Richtung befindet sich der Brunnenturm mit Bogenbrücke. Erbaut wurde die Burg aus Buckelquadern. Diese wurden aus dem in der Region vorkommenden rötlichen Buntsandstein gehauen. Die heutige Burganlage stellt einen Gang durch die Geschichte unterschiedlicher architektonischer Baustile und Überformungen dar. Teile der Ringmauer stammen aus romanischer, salischer (1024-1125) und staufischer Zeit (1079-1268). Aus der Zeit der Staufer sind ebenfalls der Brunnenturm, die Hauptturmbasis, das Turmportal und der Kapellenerker erhalten. Als Besonderheit gelten die über 280 unterschiedlichen erkennbaren Steinmetzzeichen. Die Bogenbrücke zum Brunnenturm stammt aus dem Jahr 1882. Im Zuge des Wiederaufbaus der Burg durch die Nationalsozialisten in den Jahren von 1938 bis 1942 wurde der neue Palas auf stauferzeitlichem Grundriss und das Obergeschoss des Hauptturms neu errichtet.
Erscheinungsbild der Trifels zur Zeit der Staufer Über das genaue Aussehen der Burg Trifels zur Zeit der Staufer können keine verlässlichen Aussagen getroffen werden. Weder die archäologischen Ausgrabungen noch die Forschungen der baukundlichen und urkundlichen Geschichte geben belastbare Hinweise über das Aussehen der Burg im Mittelalter. Im Museum unterm Trifels wird ein Modell ausgestellt. Dieses zeigt, wie die Burg vermutlich ausgesehen hat.
Ursprünge der Burg Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg Trifels im Jahr 1081 im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach: „Placuit etiam post hȩc eidem domno Diemaro uniuersa predia sua distrahere. Igitur castellum suum, quod uocatur Triuels, regi tradidit.“ (zitiert nach www.regesta-imperii.de). Dieser Auszug besagt, dass Dietmar von Trifels (auch genannt Diemarus de Triueils, Lebensdaten unbekannt) seine Burg Trifels dem Kloster Hirsau übertrug. Wilhelm, Abt des Klosters Hirsau (ca. 1026-1091, Abt von Hirsau ab 1069), war im Investiturstreit ein Parteigänger des Papstes und somit auch auf der Seite des Gegenkönigs Hermann (Hermann von Lützelburg, Graf von Salm (1035-1088, regierte als Gegenkönig zu Heinrich IV. ab 1081). Auf diese Weise kam die Burg in den Besitz des Gegenkönigs Hermann. Dietmar von Trifels verlebte seinen Lebensabend im Kloster Hirsau. In den Jahren 1085/86 gelangte die Trifels wahrscheinlich wieder in den Besitz Kaiser Heinrichs IV. (1050-1106, römisch-deutscher König ab 1056, Kaiser 1086-1105).
Die Trifels unter den Staufern Eine besondere Rolle wurde der Burg unter den Staufern zuteil: Verwaltet wurde die Burg von den Dienstleuten der Staufer, den sogenannten Ministerialen. Die Burg nahm als Zentrum des „Officium Trifels“ auch eine wichtige Funktion in der Verwaltung und Erschließung des Landes ein. Das Mittel der Wahl war der Burgenbau: Burgen dienten zuerst als befestigte Häuser für den Dienstadel. Darüber hinaus schützten Burgen Straßen und somit Geleitrechte. Auch dienten sie als Verwaltungssitz zur Bewirtschaftung des Landes. Von hier aus wurden Abgaben eingezogen und neue Siedlungsgebiete erschlossen. Auf diese Weise wurde die Trifels in dem Staat der Staufer zur Reichsburg erhoben. Neben ihrer Funktion als Verwaltungszentrum in der Region, diente die Burg den Staufern auch als die Reichsschatzkammer. Hier wurden die Reichskleinodien zwischen den Jahren 1125 und 1292 zeitweise aufbewahrt. Diese lagerten in der „Treskammer“ und in der Königskapelle des Burgturms. Bewacht wurden sie von den Reichsministerialen. Repliken der Reichskleinodien, bestehend aus Reichskrone, Reichskreuz, Reichsapfel und Heilige Lanze, sind seit 2007 im 3. Turmgeschoss des Trifels in einer eigenen, neu konzipierten Ausstellung zu sehen. Die geistliche Obhut über das Gebiet oblag den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Eußerthal.
Richard Löwenherz und die Trifels Salier und Staufer ließen hohe Gefangene in der Burg in Haft legen. Der bekannteste war Richard I., genannt Löwenherz (1157-1199, regierte ab 1189). Als englischer König wurde Richard von Kaisers Heinrich VI. (1165-1179, regierte ab 1169) im Jahre 1193 gefangen genommen. Für einige Zeit wurde der Engländer auf dem Trifels in ehrenvoller Haft gehalten. Um seine Befreiung rankt sich die Sage des Blondel de Nesle (1155-1210). De Nesle soll seinen gefangenen Herren gesucht haben. Er zog zu den Burgen, in denen er seinen König vermutete. Dort sang er ein Lied, das nur er und Richard kannten. Vom Trifels herunter erscholl dann der Antwortgesang des Königs. Die Sage besagt, Blondel und seine Getreuen hätten Richard daraufhin befreit. Tatsächlich wurde Richard im Jahre 1194 nach einer Zahlung von 100 000 Mark (23 Tonnen Silber) aus der Haft entlassen. Die Haftbedingungen anderer Gefangener waren durchaus härter. Teilnehmer des sizilianischen Adelsaufstands gegen Heinrich VI. wurden im Jahr 1194 auf der Trifels in Ketten gelegt und „geblendet“. Verliese oder Räumlichkeiten für eine ehrenvolle Haft sind auf der Burg heute nicht mehr zu finden. Im „Museum unterm Trifels“ ist die Geschichte von der Gefangensetzung und Freilassung Richard Löwenherzens Thema einer eigenen Abteilung. Neben den Reichskleinodien wurde kurzfristig auch ein weiterer Schatz auf der Trifels deponiert. Kaiser Heinrich VI. ließ den Normannenschatz auf 150 Saumtieren (Tragtieren) im Jahre 1194 von Sizilien antransportieren. Verwahrt wurde der Schatz auf der Burg Trifels.
Wiederaufbau und heutiger Zustand Nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1602 verfiel der Trifels nach und nach. Mit ausdrücklicher Erlaubnis der Eigentümer, der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, durften die Annweiler Bürger das Baumaterial am Trifels abbauen. Vor dem Wiederaufbau der Trifels hatte es in den Jahren 1937/38 Ausgrabungen an der Ruine gegeben, die unter der Leitung von Friedrich Sprater, dem Leiter des historischen Museums in Speyer standen. Bodo Ebhardt war bei dieser Grabung an der Erforschung der Baugeschichte beteiligt. Diese lieferten ein Bild über das Aussehen der mittelalterlichen Burg. Diese Ergebnisse wurden jedoch beim Wiederaufbau durch den Architekten Rudolf Esterer (1879-1965) bewusst ignoriert. Der Wiederaufbau erfolgte zwischen den Jahren 1938 bis 1943. Den Themen Ausgrabung und Wiederaufbau ist eine Abteilung im Museum unterm Trifels gewidmet. Die Trifels kann als Paradigma für den Umgang mit Burgen nach ihrer eigentlichen Nutzungszeit dienen. Als unter den Nationalsozialisten fast neu erbaute Burg, besitzt sie eine singuläre Stellung in der deutschen Burgenlandschaft. Somit ist die Trifels Stein gewordene Vorstellung der Nationalsozialisten von einer Burg unter den Staufern. Anhand der Burg sollten der viel beschworene Glanz und die Macht des Mittelalters propagiert werden. Demnach wurde bei dem Wiederaufbau bewusst auf eine Rekonstruktion verzichtet. Somit hat die heutige Trifels wenig gemein mit dem mittelalterlichen Vorgänger. Lediglich der Wohnturm stellt eine Ausnahme dar. Vor allem das Innere wurde nach den zur Zeit der Nationalsozialisten herrschenden Vorstellungen und Bedürfnissen gestaltet. Daher ist die Trifels heute ein Beispiel für bewusste Geschichtsverfälschung aus politisch- ideologischen Gründen.
Die Nationalsozialisten orientierten sich auch an der vermeintlichen Größe des sogenannten „Ersten Reiches“, als dessen Fortführung über das „Zweite Reich“- gemeint war das wilhelminische Kaiserreich - sie ihr „Drittes Reich“ sahen. Im sogenannten „Dritten Reich“ sollten die beiden vorausgegangenen „Reiche“ ihre Vollendung finden. Als „Tausendjähriges Reich“ sollte das Reich in die Geschichte eingehen. Das Reich der Hohenstaufen war mythisch verklärt. Aus dieser Ideologie heraus kam es zum Wiederaufbau der Trifels mit dem Bau des Hohenstaufensaals und dem Bau der Trifelsstraße. Unterstützt wurde diese Initiative auch von dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert (1874-1942) und dem Bürgermeister der Stadt Annweiler Fritz Peters (Geburtsdatum unbekannt-1940). Beide wünschten sich eine Aufwertung der Stadt nicht zuletzt im touristischen Sinne. Es lag nahe, dass die Umgestaltung des Trifels zu einer „Reichweihestätte und zum Mahnmal gegen das Welschtum“ viele Besucher anlocken würde. Im Bindersbacher Tal sollte zusätzlich ein monumentales Halbrund-Theater entstehen mit dem wiederaufgebauten Trifels im Hintergrund als Kulisse. Diese propagandistische Instrumentalisierung des Trifels und der ehemaligen Reichsstadt zu seinen Füßen ändert nichts an der tatsächlichen Bedeutung der Burg zuzeiten der Staufer.
Weitere Baumaßnahmen fanden in den 1960er Jahren auf der Burg Trifels statt. In der Historie und auch in der Fremdenverkehrswerbung vergangener Jahrzehnte geriet die Geschichte des Wiederaufbaus etwas in den Hintergrund. Das hat zur Folge, dass viele Besucher Annweilers in der Burg noch ein mittelalterliches Gebäude sehen.
Heutige Bedeutung der Burg Der Burg kommt auch heute als Baudenkmal und Erinnerungsort eine besondere Bedeutung zu. Sie bildet mit den beiden Burgen Gräfenstein und Landeck ein Relikt der Stauferzeit. Im Gegensatz zur Trifels wurden diese aber nicht wiederaufgebaut. Als Ruinen entsprechen sie daher heute eher der hochmittelalterlichen Bauform. Die Burg ist heute für Besucher gegen eine Eintrittsgebühr zugänglich.
Die Burg Trifels in Annweiler am Trifels wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße (Stand 2020) geführt. Der Eintrag lautet: „Burg Trifels (Denkmalzone) 1081 erwähnt, später staufische Reichsburg, 12./13. Jh. Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, ab 1635 als Steinbruch, 1938-50 Wiederaufbau von R. Esterer; einheitliche Gruppe aus Bergfried und Palas (Buckelquader), gewölbte Burgkapelle, Ringmauer im 16. Jh. erneuert, am Rande Brunnenturm; Vorburg mit Torhaus von 1569“.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße, 4. November 2020. S. 7, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Südliche Weinstrasse
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